Donnersbergkreis „Bisher ist alles gut gegangen“

VG-Bürgermeister Bernd Frey, Kathrin Renkel, Anja Marx, Peter Konrad sowie Polizeichef Karl Hofmeister (v.l.) am Marktplatz.
VG-Bürgermeister Bernd Frey, Kathrin Renkel, Anja Marx, Peter Konrad sowie Polizeichef Karl Hofmeister (v.l.) am Marktplatz.

Quietschende Reifen, laute Motoren, zu schnelles Fahren. Bei der Bürgersprechstunde der Verwaltung auf dem Eisenberger Marktplatz drehten sich viele Gesprächen um die „Raser“, die die Stadt angeblich unsicher machen. Wie schlimm das Problem wirklich ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die RHEINPFALZ sprach mit der Polizei, der Verbandsgemeindeverwaltung – und den Rasern.

Wer am Freitag vergangener Woche zwischen 19 und 20 Uhr in Eisenberg unterwegs war, der konnte es mal wieder live erleben: Da rast der BMW mit Frankfurter Nummer mehrfach durch die Kerzenheimer Straße. Der Motor dröhnt, der Fahrer, ein junger Mann, gibt Gas. Kurz darauf donnert ein roter Wagen über den Marktplatz. „Das Motorengeräusch kenn’ ich, der ist fast jeden Abend da“, sagt eine Anwohnerin. Hat Eisenberg also tatsächlich ein Raser-Problem? Das sagen die Raser: Daniel und Marco (Namen von der Redaktion geändert) sind Mitte 20, kommen aus der Gegend und sind in der Stadt gerne mal zu schnell unterwegs. Am und um den Marktplatz sei abends öfter mal was los, wer hier ab 19 Uhr vorbeirausche, wisse, dass er gesehen werde. „Man kann am Marktplatz wunderbar driften“, sagt Marco. Wie schnell sie unterwegs seien? „Meistens so um die 50 Kilometer pro Stunde. Tempo 20 ist viel zu wenig, da steht man ja beinahe“, sagt Daniel. Rennen, darauf legen die beiden Wert, würden im Stadtgebiet aber nicht gefahren. Zumindest nicht von ihnen. „So etwas kommt vielleicht mal auf der Eistalstrecke Richtung Grünstadt vor, dann aber auch eher Anfahrtsrennen über 200, 300 Meter“, sagen sie. Ob sie sich Gedanken darüber machen, was bei der Raserei alles passieren könnte? Daniel: „Eigentlich nicht. Es kann ja auch etwas passieren, wenn man langsam fährt. Bisher ist alles gut gegangen.“ Das sagen Politik und Verwaltung: Dass sich massive Geschwindigkeitsüberschreitungen und offenbar sogar regelrechte Rennen in Eisenberg häuften – diese Beobachtungen haben zuletzt auch einige Stadtratsmitglieder gemacht – und in der jüngsten Stadtratsitzung thematisiert. Bernhard Heise (SPD) sprach dabei sogar von „ganz bewusstem Terror“. Stadtbürgermeister Adolf Kauth (FWG) informierte den Rat, dass polizeiliche Ermittlungen gegen die Raser im Gange seien. Die Polizei ist dabei natürlich immer auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. VG-Bürgermeister Bernd Frey (SPD) ruft daher die Bürger zur Zivilcourage auf: Wenn ein Kennzeichnen bekannt sei, dann müsse die Bevölkerung das auch melden. „Sonst sind uns als Behörde die Hände gebunden.“ Das sagt die Polizei: Rennen habe man im Stadtgebiet bisher noch keine nachweisen können, sagt Karl Hofmeister, Leiter der Polizeiinspektion Kirchheimbolanden, die auch für Eisenberg zuständig ist. „Die jungen Leute lassen den Motor laufen, fahren mit quietschende Reifen los. Raserei ist da weniger das Problem. Eher Lärmbelästigung“, so Hofmeister. Der neuralgische Punkt sei dabei der Marktplatz. In der Konrad-Adenauer-Straße würden nur wenige Geschwindigkeitsübertretungen erfasst: „Mehr als 50 Prozent fahren bis 50, acht Prozent über 70 Kilometer pro Stunde.“ Anders sehe es in der Friedrich-Ebert-Straße am Schwimmbad aus. „Dort sind die Verstöße enorm. Mehr als die Hälfte der Autofahrer sind schneller als die erlaubten 30.“ Von Raserei wisse die Polizei aber nur in einem Fall. In der Nähe des Gasthauses Engel habe es dabei gekracht. „Leider sind oft die Kennzeichen nicht bekannt. Manchmal wollen Betroffene die Autonummern auch nicht nennen“, so Hofmeister. Dann sei es natürlich sehr schwer herauszufinden, wer da zu laut und zu schnell unterwegs sei. Daher appelliert der Polizeichef an die Bevölkerung: Ein Handyfoto der Polizei schicken, statt es in den sozialen Medien zu teilen – das sei der richtige Weg. Der PI-Chef widerspricht auch der Aussage einiger Bürger, dass die Polizei zu wenig in Eisenberg präsent sei. „Im Gegenteil: Wir sind gerade in Eisenberg öfter unterwegs, da in Kibo die Bürger die Kollegen auf der Wache direkt ansprechen können.“ Wenn die Polizisten beispielsweise am andern Ende des Kreises in Kriegsfeld im Einsatz seien, dann leisteten Streifen aus Alzey und Grünstadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten Hilfe. Dass sich Problemgruppen mit ihren Autos treffen, ist der Polizei bekannt. Sie weiß auch, wer dort zusammenkommt und warum. „Da geht es um Imponiergehabe einer gewissen Altersgruppe aller Nationalitäten“, so Hofmeister. „Das Auto wird als Statussymbol gesehen. Dabei ist es völlig gleich, ob es sich um Deutsche oder junge Männer mit Migrationshintergrund handelt.“ Dennoch sei die Situation nicht so drastisch, wie von den Bürgern beschrieben. „Am Wochenende sind Zivilstreifen unterwegs, uns sind keine Vorfälle bekannt.“ Nachgelassen haben laut der Revierbeamtin von Eisenberg, Anja Marx, immerhin bereits die Lärmbelästigungen in der Philipp-Mayer-Straße. „Da ist keine aggressive Gruppe, der Lärm ergibt sich aus der Situation. Wir haben keine Zerstörungen. Der Wachdienst Becker ist dort verstärkt unterwegs.“

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