Donnersbergkreis Auf dem Weg nach Luxemburg

91-96000305.jpg

Steinbach. Die Republik Kasachstan ist auf der Landkarte achtmal größer als Deutschland – und dennoch ein wahrer Fußballzwerg. Rang 94 in der FIFA-Weltrangliste, mit der Premjer-Liga ein Oberhaus, in dem die Klubnamen klingen wie Figuren aus einem Fantasystreifen. Aber kicken können die Kasachen: Ihr U21-Nationalteam präsentierte sich beim 2:3 (1:2) gegen die U19 des 1. FC Kaiserslautern in Steinbach spritzig. Mit Ivan Sachanenko lief sogar ein Saarländer auf.

Didar Zakirov ballte krampfartig die Fäuste und setzte eine verbissene Miene auf. Pusch. Der Torhüter im hellblauen Trikot schrie derb in die kalte Abendluft. Auf Russisch. „Davay, davay, belyy!“ – auf geht’s, ihr Weißen. Zakirov feuerte an. Während 25 Meter Luftlinie neben dem Kasachen Uwe Stöver leicht genervt die Augen verdrehte. Norbert Meier, eingepackt in die dicke Winterjacke, Wasserglas vor der Brust, schaute kritisch-ernst durch seine Hornbrille. Patzer, ganz klar. Der Sportliche Leiter und der Chefcoach des 1. FC Kaiserslautern wussten das. Innenverteidiger Ünal Altintas hatte sich bei einem langen Schlag ordentlich verschätzt, Maxim Fedin war gerannt und schlenzte ins lange Eck (21.). 0:1. Die U21 Kasachstans feierte das. Überschwänglich. „Wir haben heute fünf Tore gesehen. Klar, die Gegentreffer sind immer vermeidbar. Aber es war ein gutes Spiel, in dem beide viel investiert haben. Mit hohem Tempo“, war Gunther Metz, Trainer der U19 des FCK, später zufrieden. Meier, angesprochen auf ein kurzes Wort zum Nachwuchs, kniff. „Bin heute privat hier“, grummelte er knapp und verschwand. Für Kasachstan war es der letzte Test vor dem EM-Qualifikationsspiel in Luxemburg in vier Tagen, für Metz’ Lauterer einfach ein Test. Nicht mehr, nicht weniger. Der Dritte der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest wollte im Modus bleiben. Nicklas Shipnoski, frischer Heinrich-Heine-Abiturient aus Bischheim, wurde abgestellt für die Profis, die Goalgetter Valdrin Mustafa (12) und David Tomic (8) fehlten. Zeit für die Reservisten. „Wir wollten heute auch denen, die sonst nicht so spielen, Einsatzzeiten geben auf einem guten Niveau“, sagte Metz. 3:2 siegte seine Elf. Johannes Lang hatte einen Zakirov-Fauxpas zum 1:1 genutzt (40.), Kevin Coleman eine unfreiwillige Kopfballvorlage der Kasachen zum 2:1 (45.) verwertet. Eine Partie der dicken Abwehr-Klöpse. Das „goldene Tor“ markierte per langem Bein Antonio Jonjic (61.), nachdem Joker Oralkhan Omirtayev klasse zum 2:2 eingesprungen war (52.). Die Steinbacher Organisatoren hatten auf einen Stadionsprecher verzichtet. Sie wussten, warum. Außen munkelte man, niemand habe sich getraut, den 21-Mann-Kader der Gäste aufzurufen. Zhalmukan, Lyukhai, Abilgazy, Elmurzayev, Zainetdinov. Und so weiter… Der arme kasachische Kameramann. 90 Minuten fror er auf dem wackligen Sportheimdach. Einsam und alleine, dem eisigen Nordostwind hilflos ausgeliefert. Gerade packte er sein Equipment zusammen, als Ivan Sachanenko sein durchschwitztes Trikot auszog. Er atmete schwer. „Wenn wir unsere Chancen verwertet hätten, hätten wir heute locker gewonnen. Wir mussten viele lange Bälle schlagen“, bedauerte der 19-jährige Deutsch-Kasache aus Neunkirchen, Stammverteidiger des 1. FC Saarbrücken in der Regionalliga. Eigentlich will Sachanenko ja regulär für den Fußballzwerg auflaufen. Wenn das so einfach wäre. „Dann dürfte ich nur den einen Pass haben. Entweder ganz oder gar nicht. Das muss ich jetzt mit meinem Berater klären.“ Vor zwei Jahren lief der 1,94-Meter-Hüne schon zweimal für die U21 auf. Aktuell ist Sachanenko ein bisschen ratlos. Am Donnerstag lieferte er auf jeden Fall eine grundsolide Leistung. Wie auch die U19 der Roten Teufel. So spielten sie 1. FC Kaiserslautern U19: Neumann (79. Schellenberg) - Anton (46. Artemov), Altintas (46. Jensen), Lang, Oeßwein (61. Geißler) - Maroudis (46. Koch), Will, Jonjic - Coleman, Müsel, Andric Tore: 0:1 Fedin (21.), 1:1 Lang (40.), 2:1 Coleman (45.), 2:2 Omirtayev (52.), 3:2 Jonjic (61.) - Gelbe Karten: Omirtayev, Sachanenko - Beste Spieler: Müsel, Coleman - Sachanenko, Fedin - Zuschauer: 130 - Schiedsrichter: Simon (Wöllstein).

x