Donnersbergkreis A-capella-Singen das Fundament

Frieder Bernius und sein hochrenommierter Chor kommen mit dem Reformationsprogramm „Luthers Lieder“.
Frieder Bernius und sein hochrenommierter Chor kommen mit dem Reformationsprogramm »Luthers Lieder«.

«ROCKENHAUSEN.»In der Reihe „Tonkunst in Rockenhausen“ gastiert am Freitag, 6. Oktober, der Kammerchor Stuttgart in der Protestantischen Kirche. Mit dem Reformationsprogramm „Luthers Lieder“ gedenkt der Leiter des hochkarätigen Ensembles, Frieder Bernius, gleichzeitig seines verstorbenen Vaters Helmut Bernius, der von 1970 bis 1983 Dekan des Kirchenbezirks und Pfarrer in Rockenhausen war. Er würde wenige Tage später, am 12. Oktober, 100 Jahre alt. Gertie Pohlit hatte Gelegenheit, mit dem in Ludwigshafen geborenen Dirigenten zu sprechen.

Herr Bernius, vor einem halben Jahrhundert, als Studienanfänger, haben Sie den Kammerchor Stuttgart gegründet und umgehend in die Oberliga der Vokalensembles katapultiert. Wie hält man das über fünf Jahrzehnte durch?

Im Zusammenhang mit meiner eigenen stimmlichen Ausbildung hat sich „mein“ Chorklang relativ schnell entwickelt. Und ich konnte ihn im Lauf der Zeit systematisieren durch Kriterien wie der Behandlung der Vokale, dem sparsamen Umgang mit Vibrato, das stete Hineinhören in den Gesamtklang, ganz abgesehen von den stimmtechnischen Voraussetzung, die von jeder Sängerin bzw. Sänger erwartet wird. Und natürlich müssen – je nach Werk – Besetzung der Stimmen und Positionierung der Stimmfächer genau aufeinander abgestimmt sein. Das ist eine wesentliche Aufgabe des Chorleiters im Vorfeld. Apropos Chorleiter – Sie mögen es gar nicht, auf diese Funktion reduziert zu werden … Ja – absolut ein rotes Tuch, so ein Schwarz-Weiß-Etikett! Mal abgesehen davon, dass ich außer dem Kammerchor unter dem Dach des Musikpodiums Stuttgart auch noch drei sehr unterschiedlich stilistisch geprägte Orchester leite, verstehe ich mich auch am Pult des Vokal-Ensembles eben als Dirigent, der zum Beispiel bei chorsymphonischer Musik fähig sein muss, Fragen beider Klangkörper in gleicher Weise kompetent lösen zu können. Nur so kann eine ausgewogene Interpretation entstehen. Mit den Jahren ist ein gewaltiges Repertoire entstanden: unzählige weltweite Tourneen, Festival-Auftritte -fast 100 (meist prämierte) CD-Einspielungen, teils mit den Orchester-Ensembles und stets namhaften Solisten. Die puren A-Cappella-Auftritte wie jetzt in Rockenhausen sind da so etwas wie kammermusikalische Ausrufezeichen? Ganz genau. A cappella singen zu können, ist Voraussetzung für alles andere. Es ist sublime Ensemble-Kunst, eine sich ständig steigernde Herausforderung an lupenreine Intonation und schlackenfreie Artikulation. Denn die Singenden tragen ihre bloße Haut zum Markte, ohne durch Instrumente etwas verdecken zu können. Vor allem aber müssen Emphase und Botschaft des Gesangs von Beginn an fesseln. Der Klang muss die Zuhörer erreichen, Gefühle zum Schwingen bringen, eine Botschaft vermitteln. In den 50 Jahren seit Bestehen ist der Kammerchor Stuttgart permanent ein „junger“ geblieben. Wer findet Aufnahme? Längst ist der Kammerchor Stuttgart zur Referenz avanciert für jede Musikstudentin, jeden Musikstudenten, speziell im Ausbildungsfach Gesang. Macht sich einfach gut in der Biografie. Aber auch nach Abschluss ihrer Ausbildung bleiben uns viele junge Sänger treu, die neben ihren solistischen Interessen und pädagogischen Aufgaben gerne im Ensemble singen. Voraussetzung für die Aufnahme im Kammerchor Stuttgart sind stimmliche Ausbildung, gutes Blattsingen und chorische Erfahrung. Mit neuen Sängern mache ich besonders anfangs, aber auch sonst immer wieder Einzel- oder Zweierproben. Sie sind immer wieder auch als Gastdirigent internationaler Jugendchöre hervorgetreten. Seit 2014 engagieren Sie sich in besonderer Weise in der Nachwuchsförderung. Ja, seit dieser Zeit gibt es den über unseren „Förderkreis Musikpodium Stuttgart e. V.“ organisierten „Frieder-Bernius-Musikpreis“, der sich speziell an musikbegabte Schüler im Raum Stuttgart wendet, ihnen kostenfreien Zugang zu unseren Konzerten ermöglicht oder, über Probenbesuche beispielsweise, Kontakte zu internationalen Künstlern vermittelt – eine wichtige Aufgabe in Zeiten überbordender Medienangebote, die sich meiner Ansicht nach bereits sichtbar negativ auf die Anzahl musikalischer Hochbegabungen, beziehungsweise überhaupt Musikinteressierter ausgewirkt haben!“ Trotz vollem Terminkalender gelingt gelegentlich ein Abstecher in die Pfälzer Heimat – Herzensangelegenheit? Aber unbedingt! Einladungen nehme ich gerne wahr, wenn’s der Kalender zulässt. Trotz der internationalen Kontakte habe ich meine Wurzeln nie vergessen. Ich denke mit Dankbarkeit an meine Jugendzeit in Ludwigshafen, meiner Heimat, der ich eine Fülle an sozialem und musikalischem Rüstzeug zu verdanken habe. Und freue mich stets aufs Wiedersehen mit alten Freunden. Karten Karten gibt es in Rockenhausen im Rathaus, in der Bücherhütte, bei Mork Multi-Media sowie unter www.adticket.de oder info@rockenhausen.de.

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