Kreis Kaiserslautern Zwischen Melde- und Impfpflicht

Keine Angst vor dem Pieksen: Im Kreis gibt es eine hohe Impfquote.
Keine Angst vor dem Pieksen: Im Kreis gibt es eine hohe Impfquote.

Kinder aus Stadt und Landkreis Kaiserslautern, die nach den großen Ferien eingeschult werden, sind zu über 90 Prozent durchgeimpft. Das geht aus einer Auskunft des Lauterer Gesundheitsamtes hervor.

Seit dem Jahr 2001 werden auf Basis des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) in allen Bundesländern regelmäßig Daten zum Impfstatus der Schulanfänger erhoben. Laut dem Robert-Koch-Institut stellen die Schuleingangsuntersuchungen die bisher einzige gesetzlich festgelegte, dauerhafte, systematische und damit wichtigste Quelle für bundesweite Impfquoten dar. Das Robert-Koch-Institut ist eine wissenschaftlich arbeitende Obere Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Bundesgesundheitsministeriums. Die wichtigsten Arbeitsbereiche sind die Bekämpfung von Infektionskrankheiten und die Analyse langfristiger gesundheitlicher Trends in der Bevölkerung. Nur die Daten abzufragen, reicht dem Gesetzgeber nicht mehr. Er will die Impfmoral per Gesetz verbessern. Bereits seit Mitte 2015 müssen Eltern, die ihre Kinder im Kindergarten anmelden, eine Impfberatung beim Haus- oder Kinderarzt nachweisen. Bislang konnten die Kitas allerdings entscheiden, ob sie Eltern, die keine Impfberatung belegen können, beim Gesundheitsamt melden. Vor der Sommerpause hat der Bundesrat nun beschlossen, mit der Freiwilligkeit der Meldung ist Schluss: Zukünftig müssen Impfmuffel den Behörden gemeldet werden. Die Gesundheitsämter sollen dann auf die Eltern zugehen und Beratungen anbieten. Da es in Deutschland keine Impfplicht gibt, ist fraglich, ob über diesen Weg die Impfrate insgesamt erhöht werden kann. „Ob danach die empfohlenen Impfungen durchgeführt werden, liegt außerhalb der Supervisionsmöglichkeiten des Gesundheitsamtes“, sagt dazu Georgia Matt-Haen, die Sprecherin der Kreisverwaltung. Die Beratung alleine wird Eltern, die – warum auch immer – Impfungen für ihre Kinder ablehnen, nicht vom Gegenteil überzeugen. Da ist sich der Landstuhler Kinderarzt Alexander Klatt sicher. Solche Eltern gehen seiner Erfahrung nach nämlich erst gar nicht zu den Kinderärzten, die Impfungen als notwendig erachten. „Ich habe meine Praxis seit 17 Jahren. Da hat es sich längst rumgesprochen, dass ich vom Robert-Koch-Institut empfohlene Impfungen sehr ernst nehme“, erklärt der Mediziner, warum es in seiner Praxis kaum Eltern – deutlich weniger als ein Prozent – gibt, die ihm gegenüber die Impfungen zunächst in Frage stellen. Beratung und Vertrauen seien dann gefragt. Trotzdem, es gebe Eltern, die für sich anders entscheiden. „Die kommen dann aber nicht mehr zu mir“, so die Erfahrung des Arztes. Für ihn ist es „ganz schlimm“, wenn sich Säuglinge, die noch zu jung für entsprechende Impfungen sind, an nicht geimpften Kindern anstecken. „Auf 500 Masernfälle gibt es einen Toten. Wer will Vater oder Mutter des 500. Masernkindes sein?“, fragt Klatt provokativ. Eine Impfpflicht bringe da nichts, eher die in Amerika praktizierte Vorgehensweise, dass Kinder, die nicht nach den Empfehlungen der Impfkommission geimpft sind, schlichtweg nicht in öffentliche Kindergärten oder Schulen gehen dürfen. „Wer impft, schützt nicht nur sein Kind, sondern auch andere Kinder. Wer nicht impft, der gefährdet andere auf unverantwortliche Weise“, bringt es Alexander Klatt auf den Punkt, wie er und die meisten seiner Kollegen das Impfen bewerten. Statt einer Verpflichtung zur Impfung oder wie nun geschehen, einer Meldepflicht nach einer fehlenden Impfberatung, sieht Klatt mehr Sinn in der Zusammenarbeit aller Hebammen und Kinderärzte. Gemeinsam könne so von Anfang an ein vertrauensvoller Grundstein für einen Impfschutz nach den Empfehlungen der Impfkommission gelegt werden.

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