Kaiserslautern Und jährlich grüßt das Murmeltier

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Kein Jahr ohne Thomas Godoj. Wozu auch? Wenn sich eine Sache, respektive ein Musiker in der Lauterer Kammgarn bewährt hat und dieser auch im x-ten Jahr nach der Erstbuchung noch die Besucher in Euphorie versetzt und das Haus füllt, dann darf er gerne immer wieder kommen. Das tat er am vergangenen Samstag auch – mit großartiger Musik, aber ohne besonders herausragenden Höhepunkt.

Auf die Kammgarn ist Verlass. Steht auf den Konzertkarten „Beginn 20 Uhr“, dann geht es auch Punkt 20 Uhr los. Da gab es auch keine Ausnahme bei dem anheizenden Quartett aus dem thüringischen Pößneck. Juno 17 entpuppte sich binnen weniger Sekunden als teilweise recht heavy rockende, deutschsprachige Combo, die ihre Stärken vor allem im Schreiben toller Ohrwürmer hat. Das hat den vier Herren den – zumindest kurzzeitigen – Ruhm beschert, den Titelsong zur bislang letzten Promi-Big-Brother-Staffel beisteuern zu dürfen. Wer das verpasst hat, hatte immerhin am Samstagabend die Möglichkeit, sich von den musikalischen Fähigkeiten von Juno 17 zu überzeugen – und an denen gab es nichts auszusetzen. Bereits beim ersten Song „Blau über mir“ trafen ruhige Strophenparts auf einen tiefdröhnenden, schwer-rockenden Refrain, der von der warmen Stimme des Frontmanns Philipp Hofmann bestimmt wurde. Das klang alles in allem sehr rund, machte Spaß und vor allem Lust auf mehr. Mit lautstarkem Applaus wurde Juno 17 schließlich von der Bühne entlassen. Ein Applaus, der noch bevor Thomas Godoj überhaupt die Bühne betrat, erneut aufbrandete. Wer schon einmal ein Konzert des ehemaligen Gewinners der Fernsehshow „Deutschland sucht den Superstar“ gesehen hat, kommt nicht umhin, den Fans dort Respekt zu zollen. Bis zum letzten Ton und darüber hinaus feierten sie Godoj, als würde er gerade sein letztes Konzert spielen. Konfetti und Luftschlangen flogen durch die Luft, die Arme wurden kontinuierlich nach oben gereckt und der Sänger selbst wurde getragen. Der ließ es sich nämlich nicht nehmen, sich gegen Ende der gut 105 Minuten Spielzeit sich von hunderten Händen über die dazugehörigen Köpfe hieven zu lassen. Auch sangen die Fans die Zeilen jedes einzelnen Songs mit – ganz egal ob ältere Stücke, wie etwa seine frühe Single „Helden gesucht“, oder aber Songs seines „Mundwerk“ genannten, neuen Albums. Hierauf wurde am Samstagabend auch der größte Fokus gelegt. Neben der poppigen Mitsing-Single „Menschsein“, dem experimentellen Titelsong „Mundwerk“ und dem balladesk beginnenden „Lebendig“ waren es vor allem die treibenden Stücke der Marke „Rätsel“ oder auch „Hallo Zeit“, die ordentlich den Boden vibrieren ließen. Alles in allem durften die Besucher in der Kammgarn wieder feststellen, dass in Thomas Godoj ein Rocker steckt, überwogen doch bei der Songauswahl eindeutig die Lieder, die kantiger sind. Und als sei das nicht genug, wurde noch etwas mehr Verzerrung in die Gitarren gelegt, es wurde zwischenzeitlich metal-mäßig geshoutet und am Schlagzeug mit einer ordentlichen Geschwindigkeit die Doublebass getreten. Überhaupt überzeugt Drummer Oliver Schmitz mit einer äußerst unterhaltsamen Performance, er war manchmal sogar nahe dran, dem Frontmann die Show zu stehlen. Dieser hielt sich übrigens an jenem Abend in Sachen Ansagen etwas zurück. Erzählt Godoj sonst immer gerne viele Anekdoten während seiner Konzerte, waren es jetzt vergleichsweise wenige Geschichten oder Gedanken, die dennoch wie gewohnt unterhaltsam waren oder aber nachdenklich stimmten. Bleibt abschließend die Frage zu klären, weshalb das Konzert, wie eingangs erwähnt, ohne Höhepunkt war. Die Antwort ist einfach: Es gab einfach zu viele davon, als dass es sinnvoll sein würde, nach einem speziellen zu suchen. Aber das erlebt man am besten selbst, wenn Thomas Godoj wieder nach Kaiserslautern kommt. Denn wir wissen ja: Wer so tolle Konzerte spielt, darf gerne immer wieder kommen.

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