Kaiserslautern Stilistische Vielfalt ist Trumpf

Seine bereits dritte Konzeption der „Langen Nacht der Kultur“ präsentiert der Leiter des Kulturreferats, Christoph Dammann, heute in acht Tagen. Für die Barbarossa-Metropole ist es der bereits 16. Marathonlauf dieser Art, quer durch die verschiedenen Spielstätten der Stadt. An über 30 Orten sind rund 150 Programmpunkte zu erleben. „Damit sind wir bundesweit in der Tradition dieser Reihe ganz vorne dabei“, so Dammann im RHEINPFALZ-Gespräch.

Angesprochen auf die Zielsetzung nennt er erstens eine möglichst große stilistische Vielfalt, zweitens das Angebot von Raritäten, von „Neuland“ und dies bei ungewöhnlichen Aufführungsformen und experimentellem Charakter. So halte man verstärkt nach einem „anderen, breiteren“ Publikum Ausschau. Erstmals gibt es in diesem Zusammenhang ein Kinderprogramm, denn Dammann möchte alle Generationen ansprechen. Intensiviert werden soll der Grundgedanke der Pfalzgalerie, diese als Austragungsort für nicht-alltägliche Begegnungen von darstellender Kunst und Musik zu etablieren. Weiterhin habe er, Dammann, das Einbeziehen der Feien Szene forciert. Und auch der im vergangenen Jahr eingeführte Shuttle-Bus sei ebenfalls nicht nur Transportmittel, sondern zugleich auch Veranstaltungsort. Der Schwerpunkt der Kulturnacht liege bei regionalen Künstlern, zeigt sich Dammann um Kooperation weiterhin bemüht. Obwohl die Veranstaltung insgesamt einen offenen Charakter mit fließenden stilistischen Übergängen hat, gibt es doch auch Angebote mit einem hohen künstlerisch-ästhetischen oder historischen Anspruch: etwa das Themenkonzert im SWR-Studio (19 bis 20 Uhr), das den im Nationalsozialismus verfolgten Komponisten zu neuen Ehren verhelfen soll. Neue Sponsoren und neuen Spielstätten wie das Atelier in der Wackenmühlstraße, die Gemeinschaftsunterkunft Post am Hauptbahnhof oder die Pfaff-Kantine (um nur einige zu nennen) sprechen von der von Dammann erzeugten Aufbruchstimmung. Sie zeigt sich weiter in der ungewöhnlichen Kombination aus Kunst mit Modenschau in der Galerie Wack (19 bis 22 Uhr), aber auch in den Beiträgen der Kirchen, was über das übliche Angebot im Kirchenjahr weit hinaus geht: So hat Pfarrer Bergmann für die Stiftskirche ein Videokunstprojekt zur Lutherbibel entwickelt, ein gemischtes Kammermusik-Ensemble ruft in der Martinskirche (zwischen 21 und 22.30 Uhr) zum Gedenken an den 250. Todestag des herausragenden deutschen Barock-Komponisten Telemann auf. Und in der Apostelkirche ertönt von allen vier Emporen in Venezianischer Tradition ein dort ins Leben gerufenes Vokalensemble und spielt mit der reizvollen Akustik (18 bis 23 Uhr). Angeregt durch das Kulturreferat, findet auf der Werkstattbühne des Pfalztheaters um 20 Uhr ein Konzert statt, das unter dem kuriosen Titel „pfälzische Komponistenbande“ pfälzische Komponisten wie Dieter Torkewitz und Ulrich Leyendecker in Kammermusikwerken vorstellt. Das besondere Anliegen, Komponisten oder Künstler aus der Anonymität und Vergessenheit zu holen, zeigt sich auch bei den Programmpunkten mit Musicalsongs, die ab 22.45 Uhr im Pfalztheater erklingen: Der vom Theaterchor bekannte Bariton Ralph Jaarsma bekommt hier die Gelegenheit zur solistischen Darstellung. Neben der hochspezialisierten Veranstaltung mit Konzentration und Reduktion, etwa den Komponistenporträts, gibt es als Pendant aber auch analog die kaleidoskopartige Häppchenkultur. So im Zink-Museum Kostproben aus Operette und Chanson mit dem Künstlerehepaar Ekaterina und Harald Kronibus (ab 20.15 Uhr). Die Lange Nacht ist aber auch eine Art kulturelle Begegnung – zwischen Laien- und professionellen Musikern, Spezialisten und Allroundern, bodenständigen und weit gereisten Gästen, so wie die Live-Salsa-Sause im Roten Saal der Fruchthalle, die mit Gästen aus Kuba und jeder Menge Latin aufwartet. Die Finanzierung erfolge, so Dammann, durch die erzielten Einnahmen und Sponsoring. Er verweist auf den Beschluss von 2012, wonach die Stadt hierfür keine gesonderten Zuschüsse bereitstelle. Die Bezahlung schwanke je nach Status zwischen Anerkennungshonorar als Aufwandsentschädigung und marktüblicher Vergütung bei den Top Acts. Lange Nacht der Kultur Am Samstag, 24. Juni, Vorverkauf unter anderem in der Tourist-Information, Thalia, Pop Shop, Pfalzgalerie, Pfalztheater.

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