Kreis Kaiserslautern Statt Schotter Asphalt und Carports

Wer dieses Portal passiert, der fährt unter einem Konstrukt aus allein 17 Tonnen Stahl hindurch. Diese mondäne Architekturkunst hat seinen Standort nicht in Hollywood, sondern in Ramstein-Miesenbach. Sie markiert den Übergang zwischen dem Alltag und cineastischem Vergnügen.

Kino und Hollywood – eine unzertrennliche Geschichte. Und Kino ist auch das Leben von Renate Goldhammer und Ernst Pletsch. Das Ehepaar ist schon seit Jahrzehnten in dieser Branche tätig. Im November 1985 hat Pletsch das Broadway Kino in Ramstein-Miesenbach eröffnet und seit Oktober 2014 fahren die Gäste unter den beleuchteten zehn Meter hohen und 20 Meter breiten Doppelbögen hindurch, um zu dem neu gestalteten Parkplatz zu gelangen. „Es sollte mehr als ein Portal sein, es sollte Emotionen wecken und zu Kino passen“, umschreibt Pletsch die dahinterstehende Idee. Das Melrose-Tor der Paramount-Studios in Hollywood diente als Vorlage, doch: „Wir wollten keine Kopie, wir wollten etwas eigenes“, führt der Kinobesitzer weiter aus. Er selbst fertigte gemäß seinen Vorstellungen erste Skizzen und Entwürfe an und beauftragte dann die Landschaftsplaner von L.A.U.B., den Architekten Roland Damm und den Architekturprofessor Klaus Peter Goebel. Der Grund für das Gesamtprojekt liegt in dem Parkplatz. Um Besuchern eine angenehme Ankunft zu bereiten, sollte die zuvor geschotterte Fläche von 14.000 Quadratmetern befestigt werden. Am 1. April 2014 wurde mit den Arbeiten begonnen, der erste Spatenstich erfolgte zwei Tage später. Als ehemalige Bruchlandschaft mit torfreichem Untergrund musste ein Bodenaustausch erfolgen, um dem Erdreich die erforderliche Tragfähigkeit zu geben. Die Stahlkonstruktion für das Portal wurde von einer Fachfirma angefertigt. Vor der Auslieferung sei sie zunächst 1:1 in der Werkhalle zusammen- und dann auseinandergebaut worden, um zu prüfen, ob alle Einzelelemente und Teile vollständig seien, berichtet der Kinobetreiber. Erst danach wurde sie mit einem Tieflader aus dem Südbadischen nach Ramstein-Miesenbach transportiert. Ein Kran hievte sie in zwei Einzelteilen auf ihre Sockel. Die LED-Technik ist in dem stählernen Gerippe eingebaut, das von einer wasserdichten Kunststoffverkleidung umschlossen wird. In allen Spektralfarben leuchtend hebt sich das Lichtspiel vom Nachthimmel ab. Entstanden ist ein „Premium-Parkplatz“, wie Pletsch das Millionenprojekt bezeichnet. Die insgesamt 400 Stellplätze erlauben mit 2,80 Meter Breite und 5,50 Meter Länge ein komfortables Ein- und Aussteigen, hinzu kommen vier Behindertenparkplätze neben der Einfahrt sowie Fahrradständer. An drei Seiten ist das Gelände von Carports gesäumt. Hier finden 70 Pkw einen Platz. Auch an die Sicherheit der Besucher wurde gedacht. Der gesamte Parkplatz wird von LED-Laternen ausgeleuchtet und 26 Videokameras überwachen das Geschehen auf dem Gelände. Insgesamt waren über 20 Firmen an der Umsetzung des Vorhabens beteiligt. Ende Oktober wurde der Parkplatz zum ersten Mal für Gäste geöffnet. Die Schranke am Eingang hebt sich auf Knopfdruck. Ein Parkschein muss nicht gezogen werden, auch Gebühren erübrigen sich. Pletsch trägt sich mit dem Gedanken, wochentags ein Park-and-ride-System für Berufspendler anzubieten, zumal die Autobahn kaum mehr als einen Steinwurf entfernt ist. Die dafür nötige Transpondertechnik ist vorhanden. Um zum Kino zu gelangen, überqueren die Gäste die Straße und spazieren über einen Weg, der von Buxbäumen und Rasenflächen gesäumt ist. Auch hierin zeigt sich die Philosophie der Betreiber. „Mit dem Abschließen des Autos soll die Freizeit beginnen“, sagen sie. (lmo)

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