Kaiserslautern „Sie haben nur einen Versuch“

Jörg Tremmel (sitzend) erklärt die Integrierte Leitstelle.
Jörg Tremmel (sitzend) erklärt die Integrierte Leitstelle.

Erst die Theorie, dann die Praxis. Bei der Sommertour „Mit der RHEINPFALZ unterwegs“ zur Feuerwehr gestern hieß das: Erst übers Feuerlöschen reden, dann selber Flammen ausmachen. „Das geht überraschend gut“, waren sich die Besucher einig. Zum Einsatz kamen Pulver- und Wasserlöscher sowie Lösch-Spraydosen.

Skeptisch betrachtet Judith Born-Mohr den Pulverlöscher vor ihr auf dem Boden. Wie ging das noch gleich? „Einfach den Sicherungsstift rausziehen, den Schlauch aufs Feuer richten und abdrücken“, sagt Timo Ketterer. Der stellvertretende Abteilungsleiter Ausbildung macht den Anwesenden Mut. Jeder, der will, darf sich mal im Feuerlöschen versuchen. Born-Mohr schaut sich den Feuerlöscher kurz an und richtet ihn dann beherzt auf das kleine Feuer, das Ketterer im Hof der Feuerwache gelegt hat. Dichte bläulich-weiße Wolken sprühen aus dem Gerät – das Feuer ist aus. „Der macht ja eine ganz schöne Sauerei“, stellen die Umstehenden fest. Kaum Rückstände gibt’s indes bei der Feuerlösch-Dose, die sich Jochen Stadler und sein neunjähriger Sohn Jakob geschnappt haben. Beide sind in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, Stadler senior in Stelzenberg, der Junior in Trippstadt. Einfach auf den Knopf drücken und schon sprüht die Dose ein Wassergemisch auf das Feuer, das nach kurzem Kampf aufgibt und ausgeht. Timo Ketterer und Konrad Schmitt, Leiter des Referats Feuerwehr und Katastrophenschutz, haben vor dem praktischen Teil jede Menge Infos zum Brandschutz in den eigenen vier Wänden gegeben. Etwa über die häufigsten Brandursachen, zu denen neben Kurzschlüssen und defekten Haushaltsgeräten auch ein sorgloser Umgang mit offenem Feuer – Zigaretten und Kerzen – sowie angebranntes Essen gehören. Ketterer räumt mit etlichen Mythen auf, die in Sachen Feuer unterwegs sind. Einer davon: Bei einem Brand bleiben zehn Minuten, um sich in Sicherheit zu bringen. Ketterer widerspricht: Zwei bis vier Minuten höchstens, danach werde es wegen des Rauchs zu gefährlich. Denn vor der Hitze werde der Rauch den Menschen gefährlich, da darin je nach brennendem Material, meist giftige Stoffe enthalten seien. In diesem Fall gelte: kriechend aus dem Zimmer raus, die Tür hinter sich zumachen und die Feuerwehr rufen. Auch in Sachen eigene Löschversuche nimmt Ketterer den Zuhörern die Illusion. Erst längere Zeit nach dem Feuerlöscher suchen, dann lesen, wie er funktioniert und nach Minuten erst anfangen zu löschen, funktioniere nicht. Wenn es brennt, müsse schnell reagiert werden. „Sie haben nur eine Chance, wenn es nicht klappt, müssen sie raus“, schärft Schmitt den Zuhörern ein. Für den Ernstfall biete sich ein Feuerlösch-Spray in einer Dose an. Die Dosen sind nicht groß und – wenn sie in der Wohnung stehen – im Notfall schnell zur Hand. „Ich hab’ mittlerweile nur noch zwei Feuerlöschdosen zu Hause.“ Worauf man sich ebenfalls nicht verlassen sollte: Dass Haustiere, Nachbarn oder die Feuerhitze einen im Schlaf wecken, und man sich dann in Sicherheit bringen kann. Stattdessen seien Feuermelder wichtig. Neben den klassischen Orten – Wohnzimmer, Schlafzimmer, Flur, ist ein Rauchmelder auch in der Küche sinnvoll, betont Schmitt und erzählt von dem einen mal, als es bei ihm zu Hause gebrannt hat. Ein Wasserkocher hatte angefangen, zu brennen. Dank Rauchmelder konnte Schmitt schnell reagieren, wie er erzählt. Beim Blick in die Integrierte Leitstelle erklärt Jörg Tremmel, der Schichtleiter vom Dienst, was passiert, wenn ein Notruf eingeht. Pro Jahr sind das über 120.000 Stück. „Wenn es geht, bleiben wir so lange bei den Menschen am Telefon, bis Hilfe eingetroffen ist“, sagt Tremmel. Mit Hilfe einer standardisierten Notrufabfrage soll sichergestellt werden, dass alle notwendigen Infos für die Hilfskräfte gesammelt werden. Zum Abschluss der Tour geht es für die Leser einmal hoch hinaus. Wer will, kann mit Feuerwehrmann Robert Schäfer mit der Drehleiter knapp 30 Meter in die Höhe fahren. Alle anderen können sich bei Timo Ketterer über Feuerwehrautos informieren.

Mit der Drehleiter geht es hoch hinaus: Robert Schäfer zeigt Jochen Stadler und dessen Sohn Jakob die Stadt von oben.
Mit der Drehleiter geht es hoch hinaus: Robert Schäfer zeigt Jochen Stadler und dessen Sohn Jakob die Stadt von oben.
Judith Born-Mohr probiert den Pulverlöscher aus.
Judith Born-Mohr probiert den Pulverlöscher aus.
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