Kaiserslautern „Mit schwierigen Themen offen umgehen“

„Es gibt große Wissenslücken bei Themen, über die nicht gerne gesprochen wird“: Loredana Marioneck.
»Es gibt große Wissenslücken bei Themen, über die nicht gerne gesprochen wird«: Loredana Marioneck.

An zwei Tagen veranstaltet die Diplom-Sozialpädagogin Loredana Marioneck vom Christlichen Jugendwerk Deutschland (CJD) an der Lina-Pfaff-Realschule plus und der Kurpfalz-Realschule plus Lesungen mit Matthias Gerschwitz aus Berlin. Der Autor, der 1994 die HIV-Diagnose erhielt, hat unter anderem zwei Bücher zu seinem Umgang mit HIV geschrieben. Warum Loredana Marioneck diese Präventionsveranstaltungen an den neunten und zehnten Klassen für notwendig hält, hat sie Marita Gies erklärt.

Sie arbeiten für das CJD als Sozialpädagogin. Wie kommen Sie dazu, HIV-Präventionsveranstaltungen für die Schulen zu organisieren?

Durch meine Arbeit als Projektleiterin des „Schulverweigerer-Projektes“ arbeite ich sehr eng mit den unterschiedlichsten Schulen in Kaiserslautern zusammen. Besonders mit den beiden Schulsozialarbeitern herrscht ein reger Austausch und eine intensive Zusammenarbeit. Durch die intensive Arbeit mit den Jugendlichen kristallisieren sich sehr oft große Wissenslücken heraus, gerade bei Themen, über die nicht so gerne gesprochen wird. Das veranlasste mich, zusammen mit den Schulsozialarbeitern diese Präventionsveranstaltung ins Leben zu rufen. Sind denn Homosexualität und HIV/Aids noch ein Thema bei Jugendlichen? Die sind doch mit beidem groß geworden, das ist für sie doch quasi Normalität? Andersartigkeit ist bei Jugendlichen immer noch ein sehr schwieriges Thema. Leider wird gerade das Wort „schwul“ oftmals noch als Schimpfwort verwendet, und homosexuelle Jugendliche trauen sich nicht, offen mit ihrer Sexualität umzugehen. Ganz eng mit der Sexualität verbunden ist das Thema HIV/Aids. Viele denken immer noch, diese Erkrankung, die in den 80er Jahren erkannt wurde, wäre ausgestorben. Und hier ist es gerade so wichtig Jugendliche aufzuklären, zu informieren und mit ihren Anliegen ernst zu nehmen. Die „Zeigefingermethode“ gehört längst der Vergangenheit an, viel mehr ist ein offener und wertschätzender Umgang und Austausch gewünscht. Am effektivsten kommt das gerade dann bei Jugendlichen an, wenn Betroffene aus ihrem Leben berichten. Wie kamen Sie auf Matthias Gerschwitz, der die Schulstunden gestaltet? Da ich selbst sehr gerne Biografien lese, stieß ich irgendwann auf das Buch von Matthias Gerschwitz (Leseprobe und Infos unter www.endlich-mal-was-positives.de). Als ich dann erfuhr, dass er zum Welt-Aids-Tag eine Lesung in Mainz halten würde, machte ich mich dorthin auf den Weg. Dort hatte ich die Möglichkeit, ihn kennenzulernen und er erzählte mir von seinen Präventionsveranstaltungen an Schulen. Die Idee, Herrn Gerschwitz nach Kaiserslautern zu holen, war geboren. Seine Art hat mich von Anfang an begeistert. Gerade Jugendliche brauchen einen offenen und lockeren Umgang mit schwierigen Themen und das Gefühl mit ihrem Anliegen ernst genommen zu werden. Gerschwitz kommt zwei Tage nach Kaiserslautern. Wie laufen die beiden Tage ab? Am 25. September kommt er an die Lina-Pfaff-Realschule plus und am 26. an die Kurpfalz-Realschule plus. Beide Veranstaltungen enthalten drei Durchgänge und dauern von der ersten bis zur sechsten Schulstunde. Es ist ein Mix aus Lesungen aus seinen Büchern und Diskussionsrunden. Wer übernimmt die Kosten dafür? Um die Kosten musste ich lange kämpfen, viele sahen diese Thematik als nicht wichtig an, was für mich einfach unverständlich ist. Die Bau AG Kaiserslautern und der Verein Lichtblick 2000 sind die Hauptsponsoren. Daneben haben die Fördervereine der Schulen die Einladung von Matthias Gerschwitz ermöglicht.

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