Kaiserslautern Kläranlage: Beeindruckend und größer als erwartet

Das Wasser ist nun fast sauber und durchläuft das Nachklärbecken. Die RHEINPFALZ-Tour führte gestern durch die Kläranlage.
Das Wasser ist nun fast sauber und durchläuft das Nachklärbecken. Die RHEINPFALZ-Tour führte gestern durch die Kläranlage.

60.000 Kubikmeter Abwasser fließen täglich in die Kläranlage der Stadt. Die dortige Wasserstraße ist eine Quelle der Energie und voller verfressener Bakterien. Unterwegs müffelt es mitunter gewaltig. Am Ende sprudeln jede Sekunde 700 Liter sauberes Wasser in die Schönungsteiche. „Beeindruckend und größer als erwartet“, äußerten sich gestern einige der 25 Teilnehmer der dritten Sommertour „Mit der RHEINPFALZ unterwegs“.

Was da gerade vorbei schwimmt, will keiner so genau wissen. Obwohl, eigentlich weiß es jeder. Am Abwasser sind alle beteiligt. Solche Gedanken sind den Rechen schnuppe, sie fischen pausenlos Papier, Hygieneartikel oder Essensreste aus der Brühe. „Etwa eine Tonne Material fällt hier an“, erklärt Betriebsleiter Thomas Jung, der Herr über all das Abwasser. Gewaltig, wo doch Klopapier so leicht ist. Weggeworfen wird es nicht, im Gegenteil: Es kommt in eine Waschanlage, wird in sauberer Form gepresst und kompostiert. „Ist das Kompost für die Gärten?“ Die Frage klingt nicht ganz unbesorgt. Jung beruhigt, der Kompost wird etwa zur Befestigung auf brachliegenden Deponieflächen verwendet. Neben dem Papier fällt täglich gut eine Tonne Sand an, der aufbereitet und meist bei Kanalbauten eingesetzt wird. Papier und Sand sind nun raus aus der Brühe, auch Fett ist inzwischen ausgefiltert. Das nimmt zusammen mit dem Abwasserschlamm den direkten Weg in die Faulbehälter, hören die Teilnehmer, die sich zeitweise doch die Nasen zuhalten. Von einem gewissen Geruchspotenzial spricht der Betriebsleiter und zeigt auf die Luftreinigungsanlage. Im Klärwerk wird neben dem Wasser auch die Luft gereinigt. Allzu heftig soll es in der Region ja nicht miefen. „Ist halt so“, winkt Rolf Hartmann locker ab. Der Rentner ist nicht zum ersten Mal hier unterwegs. Ist aber lange her, lacht er und berichtet, dass er damals mit an den Faulbehältern, die 1994 in Betrieb genommen wurden, mitgebaut hat. Die zwei Türme prägen als dicke Eier unübersehbar das Gelände. Drinnen machen sich ganze Heerscharen von Bakterien unter Luftabschluss am Schlamm zu schaffen, bauen die organischen Stoffe ab. „Der Schlamm wird ausgefault“, heißt es in der Fachsprache. Der Schlamm verliert dabei seine muffigen Gerüche, er wird entwässert und entweder auf die Felder oder in eine Biogasanlage verbracht. Der Klärschlamm beschäftigt die Teilnehmer ziemlich. Sind die Medikamentenrückstände raus, was ist mit Giftstoffen, was ist überhaupt drin? Fragen, die Betriebsleiter Jung alle zu beantworten weiß, auch dass die Bauern Geld erhalten, wenn sie den Klärschlamm, der wertvolles Phosphor, Stickstoff und Kalium enthält, abholen und dass der Klärschlamm sehr streng untersucht wird. Die Medikamentenrückstände sind nicht alle raus, auch das sagt Jung. In den Faultürmen entsteht derweil durch die Fressgier der Bakterien Methangas, das voller Energie steckt. Energie, die aus den Hinterlassenschaften aller kommt. Die wird natürlich genutzt. Das Faulgas wird aufbereitet und den Blockheizkraftwerken sowie der zentralen Heizungsanlage zugeführt. Aus der Energie im Abwasser wird so Strom und Wärme. Die so gewonnene Energie führt dazu, dass die Kläranlage energieneutral betrieben werden kann. Um das System noch effektiver zu machen, wird demnächst eine Pufferbatterie als Speicher eingebaut. Auf diese Zukunft verweist Jörg Zimmermann, der stellvertretende Vorstand der Stadtentwässerung, bei der Begrüßung der Besucher. Das interessiert den sechsjährigen Jonathan, der mit Schwester und Oma das Klärwerk besucht nicht so wirklich. Er will eher wissen ob in den Schönungsteichen, in denen am Ende einer langen Wasserstraße, das mechanisch und biologisch gereinigte Wasser ankommt, ob da auch Fische drin sind. „Zumindest kommt der Fischreiher vorbei“, weiß der Herr des Abwassers auch hier eine Antwort. Drei Schönungsteiche trennt das inzwischen geklärte Abwasser noch von der Lauter. An trockenen Tagen fließen jede Sekunde bis zu 700 Liter in die Lauter. An Regentagen gehen 2000 Liter Wasser pro Sekunden raus, sagt Jung, der auch erklärt, dass das morgendliche Duschwasser eines Lautrers gegen Mittag im Klärwerk ist. In die Lauter fließt das Wasser aber erst gut 26 bis 30 Stunden später. So lange dauert die Reinigung.

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