Kaiserslautern Kantige Dixieseeligkeit

Bei idealem Sommerwetter lockte die Landstuhler Unnerhaus Jazzband am Mittwochabend hunderte von Besuchern in den Volkspark. Die waren von der kantigen Dixie-, New Orleans- und Swingseeligkeit im Stile der 20er- Jahre des vergangenen Jahrhunderts höchst angetan.

Diese „Hot Six“ legte aber auch gleich los wie die Feuerwehr. Der Bandleader Franz Wosnitza drückte mächtig aufs Trompeten-Gas und gab damit unmissverständlich die Richtung vor: Dixie und Swing auf hohem Energielevel. Da brannte stetig die Luft bei den dichten und interaktiven „Gesprächen“ zwischen Wosnitza und seinen Mitstreitern. Und der Geist von New Orleans wehte über so manchen Momenten. Im Prinzip des Call & Response, dem Ruf-Antwort-Schema, behandelte die Band in der Regel die Themen, was allgemein nicht ganz treffend als Kollektivimprovisation bezeichnet wird: Nach der dreistimmigen kollektiven Vorstellung des Themas rief und improvisierte Wosnitzas Trompete als Leadstimme, und Jeff Greens Klarinette im höheren sowie Stefan Schwabs Posaune im tieferen Register antworteten darauf. In diesem Sinne übernahm Wosnitza den Chorus als fantasievoller, elegant phrasierender Improvisator mit leuchtendem Ton, viel Drive und dem Talent, immer wieder überraschende Variationen zu erfinden. Nicht minder fantasievoll agierte Schwab, der neu in der Band fungiert, auf der Posaune mit seinen rhythmischen Glissandi, seinem erdig rauen und handfesten „good bucket“-Stil und dabei doch singenden Ton und melodisch schlüssig als kreativer Tailgate-Spezialist. So ließen sich die beiden oft hemmungs- und schutzlos in jede Improvisation treiben, glaubten an die ultimative Schwerelosigkeit und begannen bei flirrenden Tongeflechten am Faktor Zufall herumzutüfteln. Und über allem schwebte Greens Klarinette wie die Lerche überm Kornfeld. So erzählte die Band spannende Geschichten und das Feuer glomm in jeder Note. Auch die Rhythmusformation war nicht von schlechten Eltern und groovte, was das Zeug hielt. Auf dem Sousafon legte Johannes Maiß, ganz im Stile der New Orleanser, einen unentwegt pulsenden Bass als Hauptschlagader aus, während Christian Jassens Gitarre kaleidoskopartig wirbelte und Holger Schütz auf dem Schlagzeug stark rhythmisch akzentuierte. Wosnitza und Schwab begeisterten aber auch als Sänger. Bei Songs wie „You are My Sunshine“ oder „Doktor Jazz“ sangen sie sich mit ihren Rauputzstimmen schier die Seele aus dem Leib, und oft genug schaute ihnen dabei der gute alte Louis Armstrong über die Schulter. Das genossen die zahlreichen Zuhörer vor der dicht belagerten Open-Air-Bühne, aber auch die vielen jungen Leute, die es sich mit Teppichen auf dem Rasen gemütlich machten, mit großem Vergnügen.

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