Kaiserslautern Irgendwann Neil Young

Ein Unplugged-Konzert von Neil Young im Salon Schmitt: Das ist das erklärte Ziel von Michael Halberstadt, der 2015 zusammen mit WebEnd-Betreiberin Daphne Landenberger den ehemaligen Friseursalon in der Pirmasenser Straße 32 zum kultigen Kultur-Wohnzimmer umgebaut hat. Am Samstag feiert der „Spaß-Kulturclub“ genau 730 Tage, sprich zwei Jahre – natürlich mit ausgiebiger Jubiläumsparty im Haus. RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Katharina Kovalkov sprach mit Michael Halberstadt über Höhepunkte, Tiefpunkte und Zukunftsvisionen.

Herr Halberstadt, zwei Jahre Salon Schmitt: Was hat der Club in dieser Zeit geschafft, und wie hat er die Kulturszene in Kaiserslautern bereichert?

Zwei Punkte fallen mir da ein: Was wir tatsächlich geschafft haben – und was von Anfang an der Plan war – ist, dass wir die regionalen Künstler fördern und ins Haus holen, aber auch überregionale, bundesweite und internationale. Das ist uns ganz gut gelungen. Unser Veranstaltungskalender besteht mittlerweile komplett aus Künstlern aus dem Bundesgebiet oder Ausland. Teilweise solche, die in ihrer Heimat echte Superstars sind. Wir haben gute Kontakte zu drei Agenturen in Köln, Hamburg und Berlin aufgebaut, die uns auch regelmäßig mit Künstlern versorgen. Das macht unseren Club, meiner Meinung nach, schon zu etwas Besonderem, gerade hier im Bahnhofsviertel. Und es wird auch gut angenommen. Leute, die sonst nie in dieses Viertel kommen, sind unsere Gäste. Der zweite Punkt: Obwohl wir keine große Werbung machen mit Plakaten oder Anzeigen, ziehen wir trotzdem vermehrt Publikum aus dem Landkreis. Das freut uns natürlich sehr. Womit hat sich der Salon Schmitt so einen guten Ruf aufgebaut, wenn nicht durch Werbung? Viele Künstler, die wir zu Gast hatten, kennen sich natürlich auch untereinander und haben scheinbar ihre Zufriedenheit über uns zum Ausdruck gebracht. Die Künstler spielen gerne bei uns, weil es kurze Wege sind. Sie wissen, wir sind ein kleiner Club, können also nicht viel zahlen. Aber sie können drüben im WebEnd übernachten statt Kilometer weit zu fahren in ein Hotel. Sie sind auch alle zufrieden mit unserer kleinen, aber feinen Anlage und genießen die freundschaftliche Independent-Wohnzimmer-Atmosphäre. Deshalb werden wir immer angefragt, wenn die Agenturen eine Club-Tour durch Deutschland planen. Hatten Sie und Ihre Kollegin Daphne Landenberger jemals an der Rentabilität des Clubs gezweifelt und über eine Schließung nachgedacht? Eigentlich ergab sich bisher nie die Gelegenheit um zu zweifeln, weil jede Woche Programm ist und wir immer an der Arbeit sind. Der Laden läuft also gut und stabil. Natürlich hatten Daphne und ich als Chefs – wenn man das so sagen darf – intern auch mal ein paar intensive ... (lacht) Diskussionen darüber, was man verbessern könnte. Wir haben einmal in der Woche eine Team-Sitzung zu zweit. Man muss aber auch sagen, dass wir viele Helfer aus dem näheren Umfeld haben und Stammkunden, die uns unterstützen. Das darf man natürlich nicht außer Acht lassen. Im Moment haben wir 187 Clubmitglieder, die regelmäßig ihre Beiträge zahlen. Ohne die ginge gar nichts. Ansonsten führen Daphne und ich eine Diktatur (lacht). Was sind Ihre besonderen Höhepunkte in zwei Jahren Salon Schmitt? Rein musikalisch sind mir die Auftritte von Eleanor McEvoy, der englischen Band Time for T. und Ályth McCormack besonders in Erinnerung geblieben. Für mich sind es immer Höhepunkte, wenn man die Künstler auch persönlich kennenlernen darf und daraus Freundschaften entstehen. Ansonsten gab es natürlich viele lustige Aktionen, zum Beispiel das musikalisch begleitete Haareschneiden mit syrischen und afghanischen Friseuren oder die Koch-Sessions mit Flüchtlingen. Da gibt es also einige Höhepunkte, die hängen geblieben sind. Gab es auch mal Rückschläge? Konzerte, die beim Publikum nicht ganz so gut angekommen sind wie erwartet? Es gab von 70 Konzerten vielleicht zwei oder drei, die grenzwertig waren. Man weiß ja nie, ob der Künstler live genauso ist wie im Internet angepriesen. Manchmal ist man negativ überrascht, manchmal positiv. Aber zum Glück haben wir immer ein höfliches Publikum. Und drei Acts von 70 ist doch eine gute Quote. Wie sieht Ihre Zukunftsvision für den Salon aus? Meine Vision ist, dass sich der Salon so entwickelt, dass wir uns irgendwann Neil Young für ein Unplugged-Konzert ins Haus holen können. Das ist das Programm-Ziel des Clubs. Und ich habe tatsächlich schon einige Leute, die dafür zahlen würden. Wenn ich irgendwann genug Geld zusammen habe, würde ich mal die Agentur anrufen und nachfragen – auch wenn es dann wahrscheinlich immer noch nicht reicht (lacht). Danke für das Gespräch. Info Jubiläumsparty im Salon Schmitt am Samstag, 12. August, ab 14 Uhr mit entspanntem Miteinander bei Essen, Getränken und Musik; ab 16 Uhr Open Stage, auf der jeder Gast spontan Musik machen darf; ab 18 Uhr „Top oder Flop 2“-Versteigerung mit Second-Hand-Kunstdrucken; danach Feier open end.

x