Kaiserslautern Ins Ohr statt ins Auge

Plötzlich geht die Post ab: die FCBB mit Saxophonist Achim Farr und Sänger Andreas Scheufler.
Plötzlich geht die Post ab: die FCBB mit Saxophonist Achim Farr und Sänger Andreas Scheufler.

Das hätte ins Auge gehen können: die Frankfurt City Blues Band (FCBB) auf dem Bremerhof. Das heißt: die international bekannte Formation mit ihren mitunter ungewöhnlichen, schwierigen Blues-Interpretationen auf der Bühne in einem Biergarten. Das schien irgendwie nicht zusammen zu passen. Aber – nach einer gewissen Anlaufzeit – funktionierte es.

Zunächst schienen die Sorgen tatsächlich berechtigt zu sein. Das hessische Quintett spielte vor dem wetterbedingt ungewöhnlich kleinen Publikum zum Einstieg in den langen Abend ausgerechnet den extra-ruhigen Evergreen „Georgia On My Mind“. Das heizte die kühle Stimmung nicht gerade auf. Und es blieb auch noch für ein paar Songlängen so. Aber dann! Fast schien es, als habe man mit klassischen, melancholischen Bluesklängen einerseits und ein paar Abstechern in harte, auch aufrüttelnd-experimentelle Gefilde andererseits nur mal eben ein wenig die Möglichkeiten durchgespielt, als die fünf Musiker auf einmal mächtig die Post abgehen ließen. Mit hochkarätigen und -energetischen Eigenkompositionen á la „Don’t Tell My Mother“ und leicht abseits der Erwartungen interpretierten Covers etwa von Bob Dylans „Don’t Think Twice, It’s All Right“ fanden die Fünf nun sehr schnell einen eleganten Weg zwischen den zuvor betretenen Bereichen. Immer wieder originell in der kreativen Umsetzung, sorgte man jetzt für angenehm überraschte Mienen. Und wenn es dabei namensgemäß verstärkt in Richtung der härteren, städtischen Variation des guten, alten Blues ging – umso besser. Schnelle Rhythmen und heiße Soli (insbesondere von Saxophonist Achim Farr) taten gut an diesem trüben, wenig sommerlich anmutenden Donnerstagabend. Die spieltechnisch-interpretatorische Qualität der einzelnen Musiker und die tadellose Kooperation stand in jedem Moment des Auftritts außer Frage. Immerhin hat die Band, wenn auch in wechselnder Besetzung, schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, und das aktuelle Lineup gibt es nun auch schon fast ein Dutzend Jahre. Da läuft alles wie am Schnürchen, und dennoch ist man merklich weit weg von dröger Routine. Der agile, auch als Moderator überzeugende Sänger Andreas „The August“ Scheufler, der dank moderner Technik mehrmals an diesem Abend locker mitten im längst begeisterten Publikum spielende Saxophonist Achim Farr, der unablässig sowohl antreibende als auch stützende Gitarrist Tilmann Höhn, nicht zuletzt das feurig-dynamische Rhythmus-Duo mit Klaus Bussalb (Bass) und Wolfgang Stamm (Schlagzeug) – sie alle sorgten dafür, dass sich der eigentlich schon arg bejahrte Blues gar nicht alt anhörte und das Publikum von Titel zu Titel immer noch ein Stückchen mehr begeisterte. Wie es sich gehört, kam der Höhepunkt des Konzerts zum Schluss. Der heimische Bluesharpmeister Albert Koch, als Zuhörer im Publikum, machte aus der Frankfurt City Blues Band kurzfristig ein Sextett und lieferte mit jener Band, mit der er noch nie zuvor gespielt hatte, ein fulminantes Finale von internationaler Qualität. Blues und Biergarten – auf den ersten Blick vielleicht nicht recht kompatibel, gewiss. Aber warum eigentlich auch nicht? Es war mal was Neues, es war qualitativ gut, es hat funktioniert. „Ins Auge“ ging da wahrlich gar nichts. Höchstens ins Ohr... Info Nächstes Musiksommer-Konzert am Donnerstag, 17. August, 19 Uhr mit der Central Park Band und Songs von Simon & Garfunkel; Eintritt frei.

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