Kaiserslautern In die Wüste geschickt

Eine Reise voller Abenteuer: die Pfalztheater-Musiker beim Kinderkammerkonzert.
Eine Reise voller Abenteuer: die Pfalztheater-Musiker beim Kinderkammerkonzert.

Das zweite Kinderkammerkonzert des Pfalztheaters war am Sonntag im Großen Haus als eine musikalische Reise zum „Schwarzen Kontinent“ konzipiert: Es sollte eine Reise voller Abenteuer, orientalischer und exotischer Impressionen mit pulsierenden Rhythmen und ungewöhnlichen Klängen werden. Erlebt vom bewährten Globetrotter und Reiseleiter Werner Brill, der wie viele seiner hier mitwirkenden Musikerkollegen eine Mehrfachbegabung zeigte.

Werner Brill, der Schlagzeuger des Pfalztheaters, ist auch ein verkannter Schauspieler, der bereits seit Jahren als Weihnachtsmann bei Adventskonzerten zur eigentlichen Attraktion avanciert. Seine Gestik und Mimik wirkt so natürlich, wie es selbst nach Jahren auf Schauspielakademien nur wenigen gelingt. Brill lebt seine Rolle als Tourist auf der Bühne so, als wäre er wieder mittendrin in Savannen, Wüsten, Städten und Nationalparks. Dass er dann noch in seinem Wohnort Schneckenhausen im Blasorchester Flügelhorn spielt, bestätigt diese enorme Vielseitigkeit, die er auch schon als erfolgreicher Schlagzeuglehrer – auch kompositorisch – vorstellte. Die Matinee konnte überhaupt nur so großartig gelingen, weil eigentlich alle Mehrfachbegabungen an und in sich entdeckten und sich trauten, sie auf die Bühne zu bringen. So auch Johannes Pardall als Bratscher, Ideengeber und Verfasser der geographischen Rundreise, mit den verbindenden Texten, Moderationen und Einführungen, etwa zu den Landkarten und Bildprojektionen. Hinter all dieser Bild- und Textbearbeitung und sogar teilweise eigenen Bearbeitung der Bühnenmusik (wiederum Pardall) steckte viel liebe- und mühevolle Detailarbeit: Da wurden Requisiten zur Charakterisierung aufgebaut, Tänzerinnen eingesetzt und zwar in Gestalt der beiden Geigerinnen Mari Kitamoto und Ekaterina Polkinhorn. Oder es kam eine märchenhafte Schönheit aus 1001er Nacht in wehenden Gewändern auf die Bühne, die eine große „Ähnlichkeit“ mit der Schlagzeugerin Nora El-Ruheibany hatte. Im Dialog zwischen Paradall und Brill wurden zwar – wie in einer Geographie- oder Geschichtsstunde – eine Fülle an Fakten und Informationen über Land und Leute, Fauna und Flora sowie Topographie und Lebensart ausgebreitet, aber eben nicht schulmäßig. Vielmehr gelang dies eingebettet in eine Bühnenhandlung, in Illustration und theatralische Darstellung und scheinbar nur en passant unterstützt durch Bühnenmusik. Doch das täuschte! Was spielerisch und mit allen Registern der Theaterarbeit aufbereitet wurde, war letztlich doch ein klingendes Kompendium der Instrumentenkunde an ausgewählten und vorgeführten Klangmitteln. Dass es auch nicht nur lehrreich, pädagogisch wertvoll und informativ war, lag an choreographischen Einlagen, an Klamauk und Entertainment und dies alles nur kindgerecht in der Dauer einer Schulstunde. Musikalisch waren einerseits Stücke zu hören, die von klassischen Komponisten stammen, die orientalische Stoffe und Idiome verarbeiteten: Beispiele aus Verdis Opernmusik zu „Aida“, Saint-Saens’ „Suite Algérienne“ und dessen „Karneval der Tiere“ mit dem Elefantenballett. Dieses wurde wiederum assoziativ erweitert zu einem „Baby Elephant Walk“, den im verjazzten Stil Henry Mancini vertont hat. Es kamen aber auch original afrikanische Werke wie „Escalay“ von Hamza El Din oder „Mai Nozipo“ von Dumisani Mareire zum Vortrag, bei dem sich die beiden Schlagwerker auszeichneten. Auch die anderen, noch nicht genannten Musiker wie der Cellist Dieter Hehl oder der Kontrabassist Tobie Bastian bekamen schauspielerische Nebenrollen und wurden wie alle in verschiedene afrikanische Gewänder gesteckt. Alle Interpretationen zeichneten sich durch große spieltechnische Solidität und stilistische Angemessenheit aus. Pardall war hier nicht nur Sprachrohr, er ist als Pädagoge auch am Gymnasium erfolgreich, weiß daher um die Faszination des Theaters und setzte alle Sparten und Stilmittel gebührend ein. Auch nutzte er den wichtigen Mitmacheffekt und bezog alle Kinder für einen afrikanischen Tanz ein. Da gab es am Ende langen Sonderapplaus für dieses nachahmenswerte Projekt.

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