Kaiserslautern Glücksnachrichten aus den USA

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Am Dienstag hat der amerikanische Erstligist New England Revolution im Rahmen des Super Drafts den Lauterer Joshua Smith ins Team gewählt. Der 24-Jährige hat nun die Chance, dauerhaft in der MLS (Major League Soccer, der ersten amerikanischen Fußballliga) zu spielen.

Sein Lächeln hat Wiedererkennungswert, und er strahlt besonders, wenn er von seiner Heimatstadt spricht. „Meine Familie und meine besten Freunde leben in Kaiserslautern. Ich bin hier groß geworden und habe in Lautern viel erlebt“, sagt Joshua Smith. Zwar ist er 1992 als Sohn eines Amerikaners und einer Deutsch-Kroatin in Louisiana geboren, zog jedoch kurz darauf mit seiner Familie nach Deutschland. Sein Vater war in Ramstein stationiert. Nachdem Smith auf der Air Base mit dem Fußballspielen begonnen hatte, wechselte er in der vierten Klasse zur TSG Kaiserslautern, und sein Wunsch, später einmal Profifußballspieler zu werden, festigte sich. Zur fünften Klasse entschied er sich für das Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern und besuchte dort die Sportklasse. Zu Smiths ehemaligen Schulkameraden zählen Denis Linsmayer und Willi Orban. Mit beiden ist er heute noch gut befreundet, und beide sind ebenfalls Fußballprofis geworden. Doch anders als Orban und Linsmayer spielte Smith nicht für den FCK, sondern wechselte in der achten Klasse zum Karlsruher SC. Die Zeit beim KSC und auf dem dortigen Internat hat Smith geprägt. „Ich wurde sehr früh eigenständig und habe alleine gewohnt. Das hat mich weitergebracht. Für mich war diese Phase eine gute Erfahrung“, sagt er. Vor allem für seine Eltern war es wichtig, dass er neben dem Sport die Schule nicht vernachlässigt. „Meine Mutter und mein Vater haben mich immer gefördert und unterstützt. Trotzdem war es für sie sehr wichtig, dass ich mich auch auf den Unterricht konzentriere. Solange die Hausaufgaben nicht gemacht waren, durfte ich nicht auf den Fußballplatz“, erinnert er sich lachend. So machte Smith 2011 sein Fachabitur auf dem Sportgymnasium in Karlsruhe, wechselte anschließend allerdings zum SC Idar-Oberstein. Nachdem er ein Jahr in der Regionalliga West gespielt hatte, entschied er sich für den bisher größten Schritt seines Lebens: einen Wechsel an die University of San Francisco. „Ich hatte damals mehrere Angebote und habe mich für San Francisco entschieden. Das ist einfach eine sehr attraktive Stadt“, sagt Smith. Der 24-Jährige meistert Herausforderungen nicht nur, er scheint sie förmlich zu genießen. Sein strahlendes Lächeln verliert er auch in schwierigen Situationen nicht. Joshua Smith hat genug Rückschläge erlebt, um zu wissen, dass es immer weitergeht. Smith erhielt von der Universität in San Francisco ein Vollstipendium und etablierte sich im Fußball-Team seiner Universität schnell zum Führungsspieler. Die gute taktische Ausbildung und die Erfahrung, die er aus Deutschland mitbrachte, sieht er heute als Vorteil gegenüber seinen amerikanischen Mitspielern. „Das technische und strategische Spiel in Deutschland ist viel ausgeprägter als in den USA. Dafür ist der Fußball in Amerika wesentlich athletischer, und die Trainer legen großen Wert auf Athletik- und Krafttraining“, erklärt Smith. Im Senior Year zog sich der Verteidiger seine erste schwere Verletzung zu: Ein Muskelfaserriss setzte ihn für mehrere Monate außer Gefecht, und Smith verlängerte seinen USA-Aufenthalt deshalb um ein Jahr. Durch dieses Erlebnis hat sich in seinem Leben einiges verändert: „Die Verletzung hat mich gewissermaßen weitergebracht. Ich habe danach viele Dinge umgestellt, meine Ernährung geändert, begonnen, andere Muskelgruppen zu trainieren und auch verstanden, dass ich noch mehr auf meinen Körper achten muss.“ Zeit, um nach Kaiserslautern zu kommen, fand Smith in den letzten Jahren immer nur an Weihnachten. Dann verbrachte er möglichst viel Zeit mit seiner Familie und seinen Freunden. Dieses Mal kam er eigentlich nicht nur zu Besuch. Mit dem Universitätsabschluss in der Tasche, zog Smith im Dezember wieder zurück nach Kaiserslautern. „Ich habe in den letzten Wochen versucht, Vereine zu finden, bei denen ich dauerhaft mittrainieren kann“, sagt er. Doch als Smith am Dienstagnachmittag von seinem Fitnessprogramm zurückkehrt, hat er zahlreiche verpasste Nachrichten und Anrufe auf seinem Handy. „Da war eine Nachricht von meinem Trainer am College und eine E-Mail vom Trainer von New England Revolution, außerdem total viele Glückwünsche von Freunden und sogar Unbekannten“, erzählt er. Ohne damit zu rechnen wurde Joshua Smith vom nordamerikanischen Erstligisten New England Revolution beim Super Draft ausgewählt. „Ich freue mich sehr über die Nominierung, aber ich sehe noch keinen Grund, zu feiern. Zunächst muss ich mich dort beweisen und durchsetzen“, sagt der bodenständige Sportler. Anstatt sich hier weiter nach potenziellen Vereinen umzusehen, wird er nach drei Wochen in der Heimat am Sonntag also wieder in die USA fliegen. Am Montag steht dort bereits der Medizincheck für ihn auf dem Programm, bevor er dann mit dem Team nach Arizona ins Trainingslager fliegt. In drei Wochen ist die Testphase vorbei. Dann wird Joshua Smith wissen, ob er in der MLS spielen wird, oder ob er sich weiter nach Vereinen umsehen muss. Wie seine Chancen stehen, weiß er selbst nicht. Der Kader von New England Revolution ist bisher nicht gut ausgestattet, allerdings sollen noch weitere internationale Spieler verpflichtet werden. Der 24-Jährige versucht, noch gar nicht so weit zu denken. „Ich freue mich jetzt, diese Chance erhalten zu haben, und werde alles geben, um sie zu nutzen“, sagt Smith und lächelt.

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