Kreis Kaiserslautern Frankenstein: Rinder und Schafe sollen Nordhang beweiden

Es ist ein grenzüberschreitendes Projekt, die geplante Beweidung an den nördlichen Hängen von Frankenstein. Denn die 25 Hektar Fläche, auf denen ab dem kommenden Jahr Rinder, Schafe und Esel grasen sollen, ranken sich um die Gemarkungsgrenze zwischen Frankenstein und dem Kreis Bad Dürkheim.

Auf dem feuchten Waldboden am Nordhang Frankensteins hat Ortsbürgermeister Eckhard Vogel gestern Vormittag sein Rednerpult aufgeschlagen. Zwischen Buchen und Kiefern lauschen die Gäste aufmerksam seinen und den Worten seiner Nachredner – bis auf zwei: Max und Moritz, die beiden Esel unter den Gästen, haben eher die frischen Laubblätter im Fokus als die guten Worte.

Max und Moritz als Bewacher

Dabei gehören sie quasi zu den Hauptakteuren: Max und Moritz tun ihren Dienst als Bewacher der Ziegen auf der Beweidungsfläche Diemersteiner Tal schon seit eineinhalb Jahren. Zwei weitere Artgenossen sollen ab dem kommenden Jahr auf der langgezogenen Hangfläche beim Beweidungsprojekt Frankenstein Nord mithelfen: Sie sollen als Beschützer – und nebenbei Weidehelfer – von vier Schafen dienen, die zusammen in einer Herde mit anfangs zwei bis drei, später bis zu vier Heckrindern für mehr Licht und Luft sorgen werden. Während den Eseln ziemlich egal ist, wo sie ihr Futter finden, hat dies für das Projekt weitreichende Folgen. Da sich die Beweidungsfläche knapp zur Hälfte auf Bad Dürkheimer Gemarkung erstreckt, ist der Nachbarlandkreis mit im Boot. Auf jenes Terrain hat es Vogel gewagt, seine Gäste einzuladen; dort, wo ein Unterstand für die Tiere gebaut werden soll. Dessen Landrat Hans-Urich Ihlenfeld nimmt es ihm nicht krumm. „Jetzt sind wir wieder in Frankenstein“, meint er gelassen beim anschließenden Umtrunk auf dem keine fünfzig Meter entfernten Sportplatz.

Enge Zusammenarbeit nötig

Enge Zusammenarbeit ist also nötig und unumgänglich bei dem Beweidungsprojekt, und nicht nur jener beiden Männer. Mit im Boot sind die Landesforsten, der Naturpark Pfälzerwald und das Biosphärenreservat Pfälzerwald/Nordvogesen, der Bezirksverband Pfalz, die Verbands- und Ortsgemeinde sowie die Landkreise. Initiator des mittlerweile schon dritten Beweidungsprojektes in der kleinen Gemeinde ist jedoch die Beweidungszunft GbR, mit Vogel als treibender Kraft. Nach dem ersten Projekt am Burgberg im Jahre 2009, mit vergleichsweise bescheidenen drei Hektar, folgte 2014 die Beweidung im Diemersteiner Tal. Die Beweidung Frankenstein Nord mit 25 Hektar ist nun das Großprojekt in der Reihe; immerhin 6700 Meter Zaun werden dafür benötigt. Den Wunsch der Bürger nach mehr „Licht- und Luftdurchflutung“ zu erfüllen, wie Vogel wiedergibt, ist nur eines der Ziele. Denn mit der Offenhaltung der Landschaft, indem wieder lichte Flächen in den Wald zurückkehren, wird auch die Artenvielfalt gestärkt, betont Thomas Griese, Staatssekretär im Umwelt- und Forstministerium.

Kreis beteiligt sich finanziell

„Vielleicht siedeln sich auch seltene Vogelarten wie der Ziegenmelker oder die Heidelerche in dieser halboffenen Weidelandschaft an“, ist eine Hoffnung von Landschaftspfleger Andreas Dein aus der Kreisverwaltung, der den verhinderten Landrat Paul Junker vertrat. Er verspricht, dass der Kreis nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stehen werde, sondern auch finanziell, indem er sich an den Folgekosten beteiligt. Ein Gesamtvolumen von fast 100.000 Euro hat das Projekt laut Vogel. Den Löwenanteil von 76.000 Euro gibt das Umweltministerium aus dem Topf „Aktion Grün“. Neben dem Bewilligungsbescheid hat Griese für den naturverbundenen Ortschef noch etwas Handfestes dabei: einen Schäferstab.

Landschaftsmosaik durch Schafe und Rinder

Auch Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder kann attestieren, „noch nie auf solch einem tollen Waldweg“ zu einem Termin gefahren zu sein. Er erinnert an die Schäfer und die Unterstützung des Bezirksverbands bei der Vermarktung von Projekten, damit jene von ihrer Arbeit leben können. Um die Heckrinder – eine Abbildzucht von Auerochsen aus den 1930er Jahren, wie Helmut Schuler, Projektbetreuer vom Bezirksverband Pfalz, erläutert – zu Beginn zu unterstützen, werden Teile der Fläche vom Forst ausgelichtet. „Armdicke Bäume werfen die Rinder aber selber um, ältere schälen sie ab, so dass der Baum stirbt“, beschreibt er die Arbeitsweise der tierischen Helfer. Durch die unterschiedliche Wuchshöhe, die Schafe und Rinder nach dem Fressen zurücklassen, ergebe sich „ein Landschaftsmosaik, in dem sich unterschiedliche Arten ansiedeln“.

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