Kaiserslautern „Essen, was auf den Tisch kommt“

Umstritten: Die Pfaff-Kantine soll nach Investorenwillen abgerissen werden. Die RHEINPFALZ-Leser plädieren eher für den Erhalt.
Umstritten: Die Pfaff-Kantine soll nach Investorenwillen abgerissen werden. Die RHEINPFALZ-Leser plädieren eher für den Erhalt.

Soll die Kantine auf dem Pfaff-Areal erhalten bleiben oder soll sie im Sinne des Investors, der dort ein Altenheim bauen will, abgerissen werden? Gestern hatten wir die Stadtratsfraktionen zu ihrer Meinung befragt, denn sie hatten den städtebaulichen Rahmenplan der Architektengemeinschaft Astoc/Mess für gut befunden, ihn beschlossen und damit auch die Kantine als erhaltenswert angesehen. In dem Zusammenhang hatten wir unsere Leser ebenfalls nach ihrer Meinung gefragt.

Die stilvolle Klötzchenkette in der Herzog-von-Weimar-Straße wird in idealer Weise den Blick auf die im Jahr 2019 kaltgemachte Kantine verdecken und korrespondiert wunderbar mit dem Klotz in Lautern. (Winfried Mattern)

"Dem Profit geopfert" 

Zuerst wurde durch das „Mistmanagement“ eine Firma an die Wand gefahren. Nun wird noch aus den Liegenschaften so viel Geld wie möglich gemacht. (...) Der größte Teil der Bevölkerung hat leider die neue-alte Führung im Rathaus wieder gewählt. Von den Grünen bin ich am meisten enttäuscht. Was ist aus dieser Partei geworden? „Leider wird sich der Abriss der Kantine nicht verhindern lassen: So denken viele Bürger. Und: Ich kann sowie so nichts ändern. Leider. Wieder wird ein Stück Kaiserslautern dem Profit geopfert. Wo und wie kann man einen Gegenpol zu solchen Entscheidungen aus dem Boden stampfen mit klugen Köpfen, die sich nicht kaufen lassen? Altenheime haben wir in der direkten Nachbarschaft drei Stück. (Marina Senft)

"Ästhetisch und historisch bedeutsam"

Bitte die Pfaff-Kantine erhalten, wie auch vom Stadtrat beschlossen. Dieses schöne Gebäude ist ästhetisch und historisch bedeutsam und soll auf keinen Fall dem Wunsch eines Investors zum Opfer fallen. Vielen Dank. (Bettina Moser)

"Wetterfähnchen im Stadtrat" 

Pfaff-Kantine − oder die Wetterfähnchen im Stadtrat. Ich bin dafür, dass der Rahmenplan eingehalten wird. Der Stadtrat sollte sich nicht wieder zu Wetterfähnchen der Makler- und Architektengruppe im Stadtrat machen lassen. Auch Investoren schauen, ob man Vereinbarungen vertrauen kann! − Rahmenplan ignoriert! Das kennen wir doch in Kaiserslautern: Was nicht passt, wird passend gemacht! Da gab es doch auch einen verbindlichen Bebauungsplan für das US-Gelände im Bereich Fliegerstraße? Ein Bauherr hatte ein halbes Stockwerk weniger gebaut und darf nun zwei Riesenblöcke vor (in) den Ritterpark bauen. (Herbert Rohmer)

"Gesamt-Ensemble muss erhalten werden" 

Astoc/Mess hat in seinem städtebaulichen Rahmenplan eine klare Aussage zur Umnutzung und Weiterentwicklung des Pfaff-Areals getroffen, wobei verstärkt Wert auf die Erhaltung der Pfaff prägenden Gebäude und der städtebaulichen Gesamtfiguration des Werkes gelegt wurde. Die Architektursprache, welche die Wiedererkennung der ,,Fabrik Pfaff“ möglich macht, muss einhergehen mit der an der ehemaligen inneren Achse des Werkes, von der Pförtnerloge mit Verwaltung und Kantine bis zum Heizwerk im Norden, mit den anliegenden Gebäuden wie dem Kantinengebäude. Das Gesamt-Ensemble muss unbedingt erhalten werden. Punkt! (...) Bei allem Verständnis für die Belange der Investoren, denen Architektur und Städtebau erst mal egal sind, muss man nicht nach der Maxime verfahren: wenn’s einer kaufen will, muss man ihm auch entgegenkommen, was grundsätzlich verständlich ist, aber nicht zu jeder Bedingung, sonst brauche ich auch keinen Rahmenplan aufzustellen, und Projektbesprechungen, Bürgerversammlungen, Interessensgruppen-Befragungen et cetera abzuhalten, um herauszufinden, was gewollt ist, wenn ich dann doch so verfahre, wie es der Geldgeber wünscht. Wird der Rahmenplan in seinen grundsätzlichen Rahmenbedingungen verändert und somit hinfällig gemacht, so ist das der Anfang vom Ende Pfaff. Weitere ,,Kompromisse auf Grund wirtschaftlicher Zwänge“ werden kommen und damit die komplette Nutzlosigkeit der Rahmenplan-Konzeption herbeiführen. (Richard Störtz)

"Investor geht vor Innovation" 

Es ist wieder wie immer: Investition beziehungsweise Investor geht vor Innovation. Wenn man von seiner Idee wirklich überzeugt ist, schmeißt man seine Planungen nicht um, sondern hat das Selbstvertrauen und die Zeit zu warten, bis jemand kommt, dessen Idee mit den gemachten Vorgaben übereinstimmt. Wie zu erwarten, waren die Einbeziehung der Stadtbevölkerung und die darauf folgenden Diskussionsrunden und Workshops inklusive dem daraus hervorgegangenen Astoc-Mess-Plan nur eine Beruhigungspille für die kritische Öffentlichkeit, die zu keiner Zeit die Überzeugungen des Oberbürgermeisters, der Stadtplaner und der Pfaff-Entwicklungsgesellschaft widergespiegelt haben. Im Endeffekt wird wieder „gegessen, was auf den Tisch kommt“. (...) (Carsten Ondreka)

"Gründliche Information der Bürger unerlässlich" 

Zu den vordringlichen Aufgaben der staatlichen Denkmalpflege (Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz) gehört die Inventarisation des Bestands an schutzwürdigen Kulturgütern. Die Kenntnis der Bedeutung der Objekte ist dabei eine wesentliche Voraussetzung für deren Erhaltung. Inwieweit eine möglichst umfassende Betrachtung und denkmalfachliche Bewertung der Pfaff-Kantine im Kontext des Pfaff-Dialogs (vergleiche Seebergerbau und Pförtnerloge) stattgefunden hat und nach außen deutlich kommuniziert wurde, entzieht sich der Kenntnis eines interessierten Beobachters. Klar ist aber: Die gründliche Information der Bürger über das, was aus historischen Gründen zu erhalten ist, ist unerlässlich, um die Denkmalpflege als gesellschaftliches Anliegen verständlich zu machen. Möglicherweise besteht hier noch Nachholbedarf ... (Matthias Hess)

"Halle nicht erhaltenswert" 

Es ist nicht verwunderlich, dass sich kein Investor für den 1953 auf dem firmeneigenen Sportplatz gebauten Speisesaal gefunden hat. Die Gründe dafür kann man sich ja an den fünf Fingern abzählen. Um diese Halle auf den neusten Stand zu bringen, wäre es billiger, sie abzureißen und neu zu bauen. Noch eine Halle in Kaiserslautern wäre geradezu unsinnig, denn wir haben ja schon einige von denen. Der Investor ist ja da, um mit seinen Bauprojekten Geld zu verdienen. Außerdem ist diese Halle nicht erhaltenswert, da sie auch kein historisches Gebäude ist. Ein Altersheim an dieser Stelle zu bauen halte ich, trotz guter Verkehrsanbindung, nicht für geeignet. (Adolf Klink)

"Gesichtslosere Stadt verhindern" 

Beschämend, dass gerade die großen Parteien in Kaiserslautern kampflos historische Gebäude einfach aufgeben und nur die FDP und die Linken sich dem Verlust Kaiserslauterer Geschichte entgegenstellen. Es bleibt doch ein Geschmäckle, wenn man der SWK ein Gelände überschreibt, das diese sofort an einen Investor weitergibt. Das passt alles sehr gut in die Reihe der Vorgehensweisen wie beim Stiftsplatz, der Fliegerstraße und dem Portal des ehemaligen AWs. Soweit ich mich erinnere, hat für den Speisesaal schon ein Investor vorgesprochen, der das Gebäude als Veranstaltungshalle nutzen wollte. Er wurde damals abgewiesen. Meine einzige Hoffnung wäre eine Petition wie bei „Pfaff erhalten − Stadt gestalten“, die eine noch gesichtslosere Stadt verhindern könnte. (Heinz Mohr)

x