Kaiserslautern Ein Stuhl, eine Gitarre

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Ein vielversprechender junger Gitarrist hinterließ am Freitag in der Acoustic Lounge des Ramsteiner Hauses des Bürgers eine eindrucksvolle Fußspur. Einen Stuhl und eine Gitarre, mehr brauchte Till Bennewitz nicht, um das Publikum im gut besetzten Foyer zu begeistern.

Hut ab! Der Mann wäre wahrscheinlich der Albtraum eines jeden Managers, der gerne kalkulieren würde: Ständig hat er neue Ideen im Kopf, die unterschiedlichsten dazu. Und die will er dann auch noch schnellstmöglich umsetzen. Genau deswegen geht Till Bennewitz lieber seinen eigenen Weg. Vereinnahmen lassen will er sich nicht. Das besingt der Singer/Songwriter auch in seinen Liedern. „Ich fühle mich allein auf weiter Flur und möchte machen, was ich will, und nicht was meine Eltern wollen“, heißt es in einem seiner Songs. Damals sei er erst 16 Jahre alt gewesen. Mit 18 ist er nach New York geflogen, um in einem Studio eines Schweizers drei Songs aufzunehmen. Seine Eindrücke der Weltstadt hat er in diesen Songs „zusammengepackt“. Sie sind melodisch eingängig und bei seiner rhythmischen Akkord-Spielweise auf der Gitarre pulsiert das Temperament aus jeder Note. Über allem liegt ein Hauch von Melancholie. Mit einem Song über das Erwachsensein legt er los. Seine ein wenig heiser klingende Sandpapierstimme nimmt den Hörer auf Anhieb gefangen. Sie beeindruckt durch musikalische Feinfühligkeit und emotionale Direktheit. Intensität erzielt Bennewitz, wenn er, inspiriert durch einen Fernsehfilm über die Auswirkungen des Vietnam-Krieges, die politischen Zustände kritisch besingt. Leidenschaftlich klingt seine Anklage. Auch in einem Johnny-Cash-Song, dem einzigen Cover im Programm, klagt seine dynamische, facettenreiche Stimme in Molltönen und steigert sich zu eindringlicher Intensität. Dass er aber auch humorvoll sein kann, beweist er mit dem Song, den er nach dem Besuch in einem Schnell-Restaurant geschrieben hat. Dabei schwelgt seine Stimme in Liebeslyrik über die hübschen Bedienungen, die eigens wegen ihm die Kaffeemaschine nochmals „angeschmissen haben“, jubiliert im Falsett aus Freude am Leben und röchelt in Zerknirschung über verlorene Glücksmomente. Zum Besten gibt der 24-Jährige auch Songs aus seinem Debütalbum „Meeting in the Night“, das er vor zwei Jahren mit dem renommierten Blues-Rocker Aynsley Lister als Produzenten in den Superfly Studios in Ollerton/England aufgenommen hat und das von der Kritik bestens aufgenommen wurde. Als Support von Aynsley Lister war Bennewitz auch lange Zeit auf Tour. Träume von weiten Straßen, immerwährender Liebe, vom Fortgehen und Ankommen, hier sind sie eindringlich vertont. Dem Songwriter mag man dabei sein jugendliches Alter angesichts der Eingängigkeit seiner Songs, bei denen man die Einflüsse alter, großer Vorbilder herauszuhören meint, und der Unverwechselbarkeit seiner Stimme kaum abnehmen. So sind auch die Besucher in Ramstein überzeugt davon, dass Bennewitz, der bereits bei Festivals wie dem Magnifest in Braunschweig, der Nacht der Kultur in Göttingen oder dem NDR2-Soundcheck/Soundbase Erfolge erzielte, seinen Weg machen wird. Der begeisterte Beifall lässt vermuten, dass sie ihm ganz fest die Daumen drücken.

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