Kaiserslautern Die ganze Welt auf einem Fleck

Drangvolle Enge auf der Bühne: die Ethno-Germany-Musiker.
Drangvolle Enge auf der Bühne: die Ethno-Germany-Musiker.

Die Welt zu Gast im Asternweg: 40 Musiker aus 15 Ländern brachten beim dritten Ethno-Pop-Festival am Donnerstag die kleine Bühne am Asternweg 39 fast zum Einstürzen. Das ASZ Kaiserslautern und das Ethno-Germany-Musikcamp unter der Leitung von Bernhard Vanecek vereinten wiedermal Menschen, Musik und Kulturen im Kalkofen und feierten die Vielfalt des Lebens.

Einen geeigneteren Ort für das internationale Musikereignis hätten die Veranstalter kaum wählen können. Im nunmehr dritten Jahr des Ethno-Pop-Festivals trafen im Hof des Asternwegs 39 wieder die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen aufeinander und feierten miteinander – ob nun bei einem kühlen Bier im improvisierten Biergarten, einen vegetarischen Döner mampfend im grünen Gras oder einfach in den eigenen vier Wänden bei einer Zigarette am geöffneten Fenster. Mütter in bunten afrikanischen Gewändern probierten sich durch das kulinarische Angebot, und syrische Väter schoben ihre Kleinkinder durch die Menge zum maroden Fußballtor im Hof. Kurz: Es herrschte eine durchweg heitere und angenehme Atmosphäre, die mit dem Antritt der Gruppe Shaian auf der Bühne nur noch besser wurde. Die Formation um Gitarrist Michael Halberstadt, Dagmar Kern und die zehnjährige Namensgeberin Shaian gehört seit ihrem Auftritt im vergangenen Jahr zur Stammbesetzung des Festivals. Auch in diesem Jahr versprühte die Band pures internationales Flair im Hof, mit traditionellen Liedern aus den jeweiligen Heimatländern der Bandmitglieder und modernen Hits aus der Rock- und Pop-Schmiede. Herausragend war die Darbietung des jungen Syrers Ahmad Mohammad Wahhoud, der ein Lied in seiner Muttersprache vortrug. Und das mit derart feinen und gefühlvollen Nuancen im Gesang, das er den syrischen Besuchern im Publikum sicherlich ein Stückchen Heimat in den Asternweg zurückbrachte. Ein Stückchen Heimat brachte auch jeder einzelne Musiker der Ethno-Germany-Vereinigung in den Hof am Asternweg. Genauer gesagt ein Stückchen Heimat aus 15 Ländern. Zum dritten Mal beehrte das multikulturelle Ensemble das Ethno-Pop-Festival, in diesem Jahr in der mittlerweile fünften Konstellation. Als sich die 40-Mann-und-Frau-starke Truppe auf der viel zu kleinen Bühne zusammenpferchte – angeführt von Camp-Leiter Bernhard Vanecek mit hippem Bandana auf dem Haupt – stand plötzlich die ganze Welt auf einem Fleck. Und als Einheit wurde auch musiziert. Das Motto des Festivals stand quasi auf einer Hauswand neben der Bühne geschrieben: „Die Erde ist nur ein Land, und die Menschen sind ihre Bürger“, wie Moderatorin Kathryn Döhner vorlas. Genau diese Philosophie versprühten die Musiker über den Bühnenrand hinaus. Jede Nation durfte den musikalischen Reichtum und die Vielfalt ihrer Heimat präsentieren. Sängerin Tip Savry aus Kambodscha verzauberte zum Beispiel das Publikum in traditioneller Kleidung, mit traditionell hohem Gesang und traditionell filigranen Handbewegungen zur Musik. Beiträge aus Schottland, Irland, Belgien und Brasilien brachten die Besucher zum Tanzen und Jubeln. Vier Musiker kamen sogar den ganzen Weg aus der marokkanischen Sahara angereist und haben einige Strapazen auf sich genommen, um an diesem Abend teilzunehmen. Ihr Beitrag wurde vom Publikum mit besonderer Begeisterung gekürt. Das Schöne: Jeder einzelne Beitrag wurde von allen Musikern im Chor mitgesungen, auch wenn man die Sprache nicht beherrschte. Genauso probten die Ethno-Germany-Musiker auch auf der Burg Lichtenberg. Ohne Notenblätter und teilweise ohne die Sprachen der anderen Bandmitglieder zu sprechen, brachten sich die jungen Musiker in zehn Tagen Musikcamp gegenseitig ihre Lieder bei (wir berichteten am Mittwoch). Das Resultat glich einem akustischen Feuerwerk aus unterschiedlichen Sprachen, Klängen und Kulturen. Posaunist Bernhard Vanecek, der sich in den Hintergrund der Bühne verkrochen hatte, war die Freude am multikulturellen Zusammenspiel anzusehen. Genauso wie Bruder Roland Vanecek vor der Bühne und den vielen Gesichtern auf der Bühne. Für die große Endrunde wurde noch mal Vollgas gegeben. Fazit: Kleine Bühne, aber ein feines Fest, mit stetig steigender Besucherschaft und ganz ohne nationale, religiöse, gesellschaftliche oder sprachliche Barrieren. Ein Erlebnis.

x