Kaiserslautern „Dem Ziel deutlich näher gekommen“

Umweltfreundlicher Industriebetrieb. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Nur auf den ersten Blick. Das in Kaiserslautern ansässige Unternehmen Wipotec engagiert sich stark in Sachen Umweltschutz und Energieeinsparung und hat dazu ein Konzept entwickelt und arbeitet daran, dass der Standort klimaneutral produzieren kann. Solche und ähnliche Strategien und Konzepte wollen Stadtverwaltung und die Verantwortlichen des „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ anderen Betrieben in einem Workshop am 24. November vermitteln.

Wie berichtet, verfolgt Kaiserslautern das Ziel, bis 2050 klimaneutrale Stadt zu werden. Der „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“, der durch die Technische Universität (TU) Kaiserslautern und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) aus Freiburg erstellt wird, soll den Grundstein dazu legen. Neben neuen Ideen und Konzepten beispielsweise in Sachen Energieversorgung und Mobilität sollen auch Ideen integriert werden, mit denen Industrie, Gewerbe und Handel ihren Teil zum Energiesparen beitragen können. Einige Ideen dazu liefert die Wipotec Group, haben die Forscher der TU rund um Professor Björn-Martin Kurzrock herausgefunden. Ein Ziel des Unternehmens ist es, in mehreren Schritten komplett CO2-neutral zu produzieren. Das bedeutet: Die Energie, die zum Heizen, Kühlen und Produzieren auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Firmengelände gebraucht wird, soll klimaneutral produziert werden. Das Unternehmen investiert deshalb in regenerative Energien und strebt eine Energieautarkie an, also eine Unabhängigkeit in Sachen Energie. Ein Team der Hochschule Mainz rund um den Gebäudefachmann Professor Thomas Giel hat zusammen mit dem Fachplaner Otto Reisig ein Energiekonzept für Wipotec erarbeitet. „Im Projekt Wipotec kommen einfache physikalische Grundprinzipien und überschaubare Technik zum Einsatz“, erklärt Giel. Ein Neubau entstand, alte Gebäude wurden saniert und die Energieversorgung auf Umweltwärme umgestellt, so Giel. So werde durch Solar- und Erdwärme sowie Regen- und Oberflächenwasser in Verbindung mit einem Geomassivspeicher und Wärmetauschern die Gebäude gewärmt und gekühlt. Abwärme aus der Kälteproduktion und der Fertigung, die normalerweise an die Umgebung abgegeben wird, landet im Erdspeicher, der so groß ist wie die Grundfläche des Neubaus. Eine neu entwickelte Anlagensteuerung prüft, wo gerade welche Energie in der Produktion erzeugt oder benötigt wird, um dann durch gezieltes Eingreifen das optimale Raum-Klima an einer anderen Stelle im System der Gebäude zu bekommen. Ebenfalls am Projekt mitgewirkt hat Anton Klein, der sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit damit auseinander gesetzt hat, wie mittels Elektronik das Heizen und Abkühlen der Gebäude der Firma effizienter geregelt werden könnte. „Ich habe unter anderem die Gebäude-Leit-Technik untersucht“, berichtet Klein im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Die habe es vor seiner Zeit bereits gegeben, Ziel seiner Arbeit sei es gewesen, das Ganze noch ein wenig zu verfeinern. Wipotec bezieht seit 2013 große Teile seiner Energie aus einem nahe gelegenen Solarpark, auch diese Tatsache untersuchte Klein. Mittelfristig könne er sich ein Energie-Management-System für Wipotec vorstellen, also ein aufwendigeres EDV-System, dass den Energieverbrauch noch präziser steuert. Der 29-jährige Klein ist nach Abschluss seines Studiums der Firma erhalten geblieben und arbeitet in der Grundlagenentwicklung, Schwerpunkt Energiecontrolling. „Dem Ziel, Energie vor Ort zu erzeugen, sind wir deutlich näher gekommen“, sagt der Versorgungstechniker Otto Reisig, der die Ideen von Giel und die Vorgaben des Wipotec-Gründers Theo Düppre zu einem Konzept verarbeitet hat. Info Am Donnerstag, 24 . November, findet von 16 bis 19 Uhr ein Workshop rund um den „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ an der TU statt. Angesprochen sind Industrie und Gewerbe. In einem Vortrag wird beispielsweise Thomas Giel von der Hochschule Mainz über seine Erfahrungen mit dem Energiekonzept der Firma Wipotec berichten. Anmeldungen per E-Mail an martina.adolph@ru.uni-kl.de. Alle Infos rund um den Masterplan sind im Internet unter klima-kl.de abrufbar. |bld

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