Kaiserslautern Augenzeugen nach Bootsunfall mit Todesopfer auf Gelterswoog unter Schock

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Der Großkanadier-Cup wurde von einem tödlichen Unfall überschattet.

Aus Pakistan stammte der Flüchtling, der am Samstag bei dem Großkanadier-Cup auf dem Gelterswoog ertrank. Der 32-Jährige, der in der Flüchtlingsunterkunft Hauptpost wohnte, saß in einem Boot mit fünf weiteren Flüchtlingen und einem professionellen Steuermann. Das Boot war eines von dreien, die das DRK zu dem Cup angemeldet hatte. Nach Schwierigkeiten beim Rudern war eines dieser Boote während des zweiten Laufes gekentert. Fünf Mitpaddler hielten sich nach dem Kentern am Boot fest, der 32-Jährige und ein anderer Flüchtling machten sich schwimmend auf den Weg in Richtung Strand, schilderte Marco Prinz, Geschäftsführer des DRK Stadt, das die Hauptpost betreut. Einer der beiden sei am Strand angekommen, der Pakistani nicht. Warum er ertrunken sei, müsse die Staatsanwaltschaft bei ihren Ermittlungen beziehungsweise eine Obduktion der Leiche klären.

Keine Schwimmweste getragen

Schwimmwesten stünden für alle zur Verfügung, sie würden jedem Teilnehmer von der Paddlergilde angeboten, sagte Prinz weiter. Der 32-Jährige wollte jedoch keine Rettungsweste haben, weil er schwimmen konnte. Neben dem Steuermann sei auf dem Boot auch ein anerkannter Asylbewerber mitgefahren, der Teamkapitän, der über gute Deutschkenntnisse verfüge. Der Pakistani sei in dem Bereich gefunden worden, der für die Strecke abgesteckt war, schilderte gestern Manfred Dahm. Der Chefarzt der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie nahm im Boot des Westpfalz-Klinikums an dem Cup teil. Er sagte, die Suche nach dem Ertrunkenen sei schwierig gewesen, denn das Wasser im Gelterswoog sei trüb und schlammig. Andere Teilnehmer hätten systematisch nach dem Gekenterten gesucht, eine dichte Suchkette gebildet und Stück für Stück das Wasser abgesucht. Als der 32-Jährige gefunden worden sei, habe er weder Kreislauf noch Herzfunktion gehabt, sagte Dahm weiter. Die Reanimation, die schwierig gewesen sei, weil der Mann gegessen hatte, habe keinen Erfolg gehabt, weder die Herzmassage noch die Beatmung. Deshalb geht der Arzt davon aus, dass der Mann „etliche Minuten“ und damit zu lange unter Wasser war. Er erläuterte: „Wenn das Hirn fünf Minuten und länger ohne Sauerstoff ist, nimmt es schweren Schaden.“ Der Mann sei zwar noch ins Klinikum gebracht worden, aber auch dort sei ihm nicht mehr zu helfen gewesen.

Kriseninterventionsteam betreut Teilnehmer

Ebenfalls sofort reagiert haben die DLRG-Rettungsschwimmer, schilderten Technische Universität und Paddlergilde als Veranstalter des Cups. Erst nach einigen Minuten sei der Mann ungefähr 30 Meter vom Ort der letzten Sichtung entfernt bewusstlos geborgen worden. Veranstalter sowie Teilnehmer waren schockiert, die Veranstaltung wurde abgebrochen. Die Teammitglieder des Opfers wurden psychologisch und medizinisch betreut. Die Berufsfeuerwehr, die mit ihrer Taucherstaffel angerückt war, hatte ein Kriseninterventionsteam angefordert. Ein weiteres Kriseninterventionsteam kam mit drei Dolmetschern in der Unterkunft in der Hauptpost zum Einsatz. „Wir sind tief erschüttert über diesen tragischen Unfall. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden des Verstorbenen“, erklärte Stefan Lorenz, Kanzler der TU Kaiserslautern, der ebenfalls als Teilnehmer am Gelterswoog war. Laurent Fleygnac, 1. Vorsitzender der Paddlergilde, sagte: „Wir sind fassungslos, wie so etwas trotz der umfassenden Sicherheitsmaßnahmen geschehen konnte. Unsere erfahrenen Mitglieder, die die Veranstaltung in den Booten und an Land begleitet hatten, stehen unter Schock. Leider hat die schlechte Sicht die Bergungsmaßnahmen erschwert.“ Fleygnac dankte allen Helfern aus den anderen Booten, die sich spontan und professionell an der Rettung beteiligt haben. Dirk Blumbach, DRK-Bereichsleiter Asyl, erklärte, dass die Teilnahme an dem Freizeitvergnügen „für unsere Bewohner ein schönes Fest“ werden sollte. Die Flüchtlinge wollten wie im letzten Jahr den sportlichen Wettbewerb annehmen. Dafür hätten sie noch am Vortag „leidenschaftlich vor Ort trainiert“. Blumbach drückte für das Rote Kreuz ebenfalls tiefe Betroffenheit aus. „Wir trauern um einen wertvollen Menschen, der für viele von uns zu einem Freund geworden ist.“

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