Grünstadt Zur Sache: Napola auf dem Weierhof

Geschichtslehrer Steffen Wagner legte mit einem Vortrag das Faktenfundament für den Abend. Schon Ende des 19. Jahrhunderts suchte die Schule ihr wirtschaftliches Heil – mit Erfolg – in der konsequenten Öffnung für den militaristischen Zeitgeist. Aufzeigen konnte Wagner zudem, dass die Schule sich schon vor 1933 nationalsozialistischem Geist geöffnet, NS-Lehrer eingestellt, NS-Größen wie Fritz Heß die Mitgliedschaft im Schulverein angetragen habe. Insofern seien spätere Rechtfertigungsversuche des Schulvereins, als „weltanschauliches Bollwerk gegen den NS-Staat“ damals enteignet worden zu sein, unglaubhaft. 1936 folgte auf Betreiben von Gauleiter Bürckel die Verstaatlichung und Umwandlung in eine NS-Musterschule, aus der 1941 durch einen Trägerwechsel die Napola wurde. Mit 1,2 Millionen Reichsmark habe der NS-Staat massiv investiert in den heute noch vorhandenen Gebäudebestand. Versuche der Relativierung und Beschwichtigung dieses Kapitels der Schulgeschichte hat es laut Wagner noch in den 80er Jahren gegeben. Wegen der Napola-Zeit war ein Schulbetrieb auf dem Weierhof nach dem Krieg erst ab 1959 wieder möglich. Der Historiker merkte weiter an, dass in seiner Fragebogenerhebung bei ehemaligen Napola-Schülern immer wieder die „guten Erziehungsziele“ gelobt worden seien, dass die SS aber ganz andere Ziele gehabt habe, nämlich Auslese und Heranbildung einer Elite für die eigenen Zwecke. |bke

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