Grünstadt Wolfgang Braun steht gern im Regen

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CARLSBERG. Eigentlich freut sich selten jemand darüber, wenn es von der Decke tropft. Bei Wolfgang Braun aus Carlsberg ist das anders: Für ihn gibt es derzeit nichts Schöneres, als aus den Windungen des Tropfschlauchs Wasser von der Decke seines Fotostudios in der Straße am Herrnkopf in Carlsberg fallen zu sehen. Vorzugsweise natürlich, wenn beim so genannten Water-shooting ein Model im Studio sitzt, um sich von dem ambitionierten Semi-Profi ablichten zu lassen.

Und um es gleich vorweg zu nehmen: Es geht dabei nicht um Aktfotografie, wie Braun betont. Der pensionierte IT-Techniker fotografiert seit mehr als 30 Jahren, hat den Beruf des Fotografen allerdings nicht erlernt. Im Lauf der Jahre kam jedoch das eine zum anderen, aus Hobby wurde Leidenschaft, aus Anfängerversuchen professionelle Umsetzung. Sein Studio betreibt Braun zwar als Ruheständler, aber dennoch als offiziell angemeldetes Geschäft. „Den Rahmen für das Hobby habe ich mittlerweile gesprengt. Nicht nur die Kameras kosten Geld, auch die Software für die Bildbearbeitung, die Blitzanlage und letztlich das selbstgebaute Studio haben erhebliche Investitionen erfordert“, sagt Braun. Wobei er mit Erfolg auf die Marke Eigenbau setzt. „Das Studio habe ich komplett selbst eingerichtet. Es ist kein Problem, Hintergründe und Ausrüstung zusammenzukaufen, dann dort mit hohem Anspruch zu fotografieren. Viele Kollegen, die ich von Fotostammtischen her kenne, bauen ihre Anlagen im eigenen Wohnumfeld immer wieder auf und ab. Das muss ich nicht, mir steht das Studio, das in einer eigenen Wohnung untergebracht ist, permanent zur Verfügung, inklusive Umkleide- und Aufenthaltsraum sowie Requisite.“ Mittlerweile vermietet Braun die Räume auch an Fotokollegen, Profis und Amateure gleichermaßen. Das Studio ist wegen der Watershooting-Anlage mittlerweile recht angesagt. „Die Idee bekam ich bei einem Workshop bei einem anderen Fotografen. Das Watershooting hat mich spontan fasziniert, die Möglichkeiten sind beeindruckend. So entstand der Gedanke zum Eigenbau. So weit mir bekannt ist, gibt es so etwas nicht von der Stange.“ Im Studio hat Braun zunächst ein Grundgerüst gebaut, dieses schwarz lackiert, dann die Schlauchanlage eingebaut. Insgesamt 60 Meter spezieller Tropfschlauch wurden verwendet. Klar, dass sich niemand freiwillig in den Regen stellt, wenn das Wasser eiskalt ist, also steckt in der Beregnung auch eine Heizanlage, eine permanente Wasserzufuhr und Erwärmung. Um zu vermeiden, dass die Wohnung komplett unter Wasser gesetzt wird, musste ein spezielles Becken angefertigt werden, in dem es wieder aufgefangen wird. Dreimal zweieinhalb Meter breit ist die Bodenwanne, aus der nach etwa einer Stunde Shooting das Wasser wieder abgepumpt werden muss. „Die Wanne hat auch den super Effekt, dass sich eine Spiegelung einstellt, sobald etwa drei Zentimeter hoch Wasser darin steht. Das eröffnet für die Bilder zusätzlich reizvolle Möglichkeiten“, freut sich der Fotograf. Braun teilt seine Einrichtung gerne mit Kollegen. „Ich vermiete das Studio gegen ein festes Entgelt, aber das ist auch für Hobbyfotografen erschwinglich.“ Die Länge der Shootings werde durch die Ausdauer der Models bestimmt. Kaum jemand will länger als eine Stunde unter dem tropfenden Wasser stehen, wobei ein komplettes Shooting mit Vor- und Nachbesprechung durchaus drei bis vier Stunden in Anspruch nehmen kann. „Bei einer solchen Arbeit muss das Umfeld stimmen. Dazu gehören der Aufenthalts- und der Umkleideraum“, sagt der Carlsberger, der selbst hauptsächlich im Porträtbereich unterwegs ist. „Hochzeitsfotografie, Einzel- oder Paar-Shootings werden am meisten bei mir angefragt, wobei ich aber nicht jeden Tag das Studio voll habe. Das Hobby ist bestimmend. Zu stressig will ich das nicht werden lassen, immerhin habe ich mein Berufsleben hinter mir“, betont der 61-Jährige. INFO Mehr zur Arbeit von Wolfgang Braun auf www.braun-art.com.

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