Grünstadt Viel mehr als ein reines Laien-Ensemble

Gut in Form: das VHS-Kammerorchester Mosbach.
Gut in Form: das VHS-Kammerorchester Mosbach.

Ein Abschluss, gleichzeitig eine Bestandsaufnahme für das Orchester, gleichsam ein hörenswertes Konzert für das Publikum in der Grünstadter Stadtmission: Das war das Gastspiel des VHS-Kammerorchesters Mosbach am Sonntagvormittag. Das Orchester hat vorwiegend mit romantischen Werken bekannter Komponisten Schlaglichter gesetzt, bewiesen, dass nicht immer nur die Profis dazu in der Lage sind, besondere musikalische Momente zu erzeugen.

Interpretatorisch auf sehr hohem Niveau, verstehen es die Musiker unter der Leitung von Dirigentin Eva Rassenscheidt-Monninger den Zuhörer schnell in den Bann zu ziehen, zu vermitteln, dass das Ensemble einen durchaus semi-professionellen Anspruch vertritt. Auf dem Rückweg von der Probenphase in der Jugendherberge in Altleiningen machte das Orchester am Sonntag zum zweiten Mal Station in Grünstadt – und will auch in zwei Jahren wieder in die Stadtmission zurückkehren, wenn wieder in Altleiningen ein Orchesterwochenende ansteht, wie Rassenscheidt-Monninger verriet. Durch ein Orchestermitglied kamen die Kontakte in die Region zustande. Das Konzert ist eine große Bereicherung für diese, da Kammerorchester oder noch größere Ensembles dieser Art in Grünstadt nur äußerst selten zu hören sind. Gerade deshalb war es auch besonders schade, dass sich nur so viele Zuhörer im Saal einfanden, wie Musiker auf der Bühne Platz genommen hatten. Sei es drum, das Konzert war dennoch ein Höhepunkt im Kulturleben der Stadt, auch wenn es an dieser weitgehend vorüberging. Mit der Suite „Aus Holbergs Zeit“ (op. 40) von Edvard Grieg begannen die Musiker ihren Vortrag. Die Dirigentin hatte die Zuhörer zunächst auf die barocke Form des Werks hingewiesen, das allerdings mit romantischer Spielweise interpretiert wurde. Grieg erinnerte an den Dichter Holberg, der in der Barock-Zeit gelebt hatte. Das Orchester gestaltete die bekannte Melodie recht elegant, dennoch war zu spüren, dass zumindest in den ersten beiden Sätzen noch eine Art Findungsphase nötig war, bis der Gesamtklang ausgewogen war. Schön anzuhören: der letzte Satz Rigaudon (Allegro con brio), den Konzertmeisterin Annelies Lukas solistisch sehr gut gestaltete. Sie sollte im Verlauf des Konzerts noch mehrfach durch besondere Leistungen glänzen, wobei auch andere Orchestermitglieder auf sich aufmerksam machten. So beispielsweise Lukas Knapp (Geige), der in der barocken Komposition von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704) zum Einsatz kam. Biber hat eine Art Programmmusik geschrieben, die eine Schlacht beschreibt. Sein Werk „Battalia“ besteht aus acht kurzen Sätzen, die alle kriegerischen Elemente wie Trommelwirbel oder Kanonendonner umfassen. Hier zeigte das Orchester dann eine sehr präzise barocke Spielweise, an der sprunghaften Dynamik deutlich wahrzunehmen. Das Stück als Gegensatz im Anschluss an Griegs Werk zu Holbein zu spielen, sprach auch für einen didaktischen Konzertaufbau. Besonders war auch die Umsetzung von Carl Reineckes (1824-1910) Serenade g-Moll (op 242). Hier stach das Cellosolo von Ulrich Kerl im vierten Satz (Cavantine) heraus. Zum schönsten Stück des Vormittags geriet dann allerdings die „Serenata notturna in D-Dur (KV 239) für Kammerorchester und Pauke. In den drei Sätzen wirkte Pia Töttger als Solistin mit der Violine. Feiner Strich, ausdrucksstarker Griff in die Saiten, technisch hochstehend, dazu gefühlvoll umgesetzt. Ihr Spiel ließ keine Wünsche offen, für ein nicht-professionelles Ensemble wurden hier Höchstleistungen geboten. Der Applaus war mehr als verdient.

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