Grünstadt Urlaub im Heim

Das Werschtzibbeltheater in Hettenleidelheim probt „Neurosige Zeiten“: Willi (Christian Klee) zieht die Leiche Herta (Petra Ohls
Das Werschtzibbeltheater in Hettenleidelheim probt »Neurosige Zeiten«: Willi (Christian Klee) zieht die Leiche Herta (Petra Ohlsen) unter dem Teppich hervor, auf dem Boden kniet Hans (Bernd Lange). Marianne (Bettina Herbst, links) schaut zu.

«HETTENLEIDELHEIM.» „Ich flehe euch an, mal für ein paar Tage ganz normale Menschen zu sein“, beschwört Agnes Adolon (alias Annette Schwab) ihre Mitpatienten in der Psychiatrie. Ihre Mutter Celine (Karin Neuss) hat sich nämlich spontan angemeldet, und sie soll in dem Glauben gelassen werden, dass ihre Tochter in einer Villa residiert. Das kann ja heiter werden, was das Hettenleidelheimer Wertschtzibbeltheater da gerade probt: „Neurosige Zeiten“ von Winnie Abel.

Natürlich kommt es zu einem verrückten Verwechslungsspiel, wenn die Mitglieder der skurrilen Wohngruppe im Irrenhaus versuchen, ihre psychischen Erkrankungen zu kaschieren: Der zwangsneurotische Hans (Bernd Lange) soll Agnes’ Lebenspartner mimen, die wahnhafte Marianne (Bettina Herbst) muss sich als Haushälterin beweisen, und der menschenscheue Willi (Christian Klee) wird als Hausmeister ausgegeben. „Wir haben diese Komödie aus rund 20 Stücken ausgewählt“, erläutert Karin Neuss, die die Theaterabteilung des VfR Hettenleidelheim 1996 gegründet hat. Ein fünfköpfiges Gremium entscheide, was auf die Bühne gebracht wird. Wer für welche Rolle am besten geeignet sei, falle ihr meist schon beim Lesen des Manuskripts einer Geschichte ein. „Aber natürlich haben unsere Schauspieler ein Mitspracherecht“, so Neuss. Sie selbst stellt in „Neurosige Zeiten“ die Person dar, wegen der das ganze Durcheinander überhaupt stattfindet: die Mutter Celine Adolon, die als feine Dame daherkommt und sich ständig über das merkwürdige Verhalten der Menschen im Haus ihrer Tochter wundert. Schon bevor sie auftaucht, ist das Chaos perfekt. Da wird sogar eine Leiche unter den Teppich gekehrt. Willi, der permanent an einem Zauberwürfel dreht, entpuppt sich als reines Nervenbündel, schluchzt und stottert, versteckt sich hinter einem – noch nicht vorhandenen – Vorhang. Auch fehlt noch ein Bild an der kahlen Wohnzimmerwand. Irmgard Schwalb kündigt an, von daheim ein großes Ölgemälde mitzubringen. Ansonsten ist die Kulisse auf der Bühne schon recht gut ausgestattet, mit Anrichten, Tischen, Stühlen und Couch. „Möbel Gehrmann aus Grünstadt leiht uns für jedes Stück die Einrichtung“, erzählt Abteilungsleiterin Herbst. In der Hettenleidelheimer Gut-Heil-Halle probt das Ensemble seit Ende August, wobei das Stück zunächst aktweise geübt wurde. Die letzten zweieinhalb Wochen vor der Premiere wird es montags bis freitags jeweils komplett durchgespielt. „Davor haben wir uns seit dem Frühjahr für Lesungen der Rollen im VfR-Clubheim getroffen“, berichtet Neuss von den Vorbereitungen der zehn Akteure, darunter ausnahmsweise auch ihre Schwester Petra Ohlsen von den Weisenheimer Bühnenstürmern als hysterische Tuppertante Herta. Zwei Mimen feiern dieses Jahr ihr Debüt bei den Werschtzibblern: Nathalie Mittrücker-Mameche als Reporterin Fritzi und Nicolai Heitmann als Beschäftigungstherapeut Rolf. Seit der ersten Stunde der VfR-Theaterabteilung dabei sind neben Neuss nur Bernd Lange und Karlheinz Hofrath. Letzterer hat bislang bei jeder Aufführung in den 21 Jahren im Rampenlicht gestanden, wie Neuss erzählt. Diesmal stolpert er als Volksmusikstar Hardi Hammer in die Klapsmühle, in der die strenge Psychiaterin Dr. Dr. Schanz (Jutta Diehl) das Sagen hat. Noch gackern die Laienschauspieler selbst über manch komische Szene und Souffleuse Petra Schumann muss immer wieder auf die Sprünge helfen. Aber das wird sicherlich mit jedem Probentag besser, sodass die insgesamt 2000 Zuschauer, die die fünf Vorstellungen besuchen, ihren Spaß haben werden an Irrungen und Wirrungen, die letztendlich total aus dem Ruder laufen. VORSTELLUNGEN Premiere von „Neurosige Zeiten“ ist Samstag, 7. Oktober. Weitere Aufführungen: Freitag, 13., Samstag, 14., Freitag, 20., und Samstag, 21. Oktober. Alle Vorstellungen beginnen um 20 Uhr in der Festhalle Gut Heil in Hettenleidelheim. Vorverkauf: Der Blumenladen, Mittelhaide 5 in Hettenleidelheim, Telefon 06351/1230970.

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