Grünstadt „Stein ist hart, aber zart“

Bildhauerin Uta Schade (rechts) erläutert Liesel Zink ihre Skulpturen, die sie in einem renovierten Gewölbekeller ausstellt.
Bildhauerin Uta Schade (rechts) erläutert Liesel Zink ihre Skulpturen, die sie in einem renovierten Gewölbekeller ausstellt.

Umfassende Einblicke in das, was kreative Köpfe und geschickte Handwerker aus unterschiedlichen Materialien wie Ton, Holz, Stein, Metall, Farbe und Stoff anzufertigen vermögen, haben die Besucher des 15. Kunstwegs Bockenheim-Kindenheim am Wochenende gewinnen können. „Der ist in diesem Jahr besonders umfangreich“, meint Liesel Zink aus dem Ort, für die diese Ausstellungsreihe ein fester Termin im Kalender ist.

Es zeigen tatsächlich 27 und damit drei Kunstschaffende mehr als im Vorjahr ihre Werke. Unter anderem feiert Uta Schade ihr Debüt. Die Bildhauerin aus Niederkirchen-Morbach präsentiert Objekte im renovierten Gewölbekeller von Margarete Horle in der Weinstraße. „Den lange brachliegenden Raum hat mein Mann schön hergerichtet, sodass er für Ausstellungen genutzt werden kann“, erläutert die Hausherrin, die Schade auf dem Kunstmarkt in Kaiserslautern kennengelernt hat. Einen ganzen Tag lang hat die Bildhauerin ihre Arbeiten für den Transport nach Bockenheim eingepackt, denn „Stein ist hart, aber zart“. Die größte Plastik wiegt 62 Kilogramm und ist eine Art Welle aus italienischem Sandstein mit dem Titel „Bewegt“. Früher habe sie vor allem Tierfiguren gefertigt, erzählt Schade. Daraus hätten sich mit der Zeit abstrakte organische Formen entwickelt. Dekorativ ist die „Nestwärme“: eine schwarze Kugel, die von einem weißen Flügel beschützt wird. Das Alabaster-Werk „Sinn-Licht-T“ wirkt besonders, wenn die Sonne darauf scheint, wie Schade erzählt. „Dann sieht es so aus, als würde die Skulptur von innen leuchten.“ Liesel Zink ist begeistert. Sie kaufe auch manches, was sie auf dem Kunstweg gesehen hat. Aber erst später. Margarete Horle erläutert derweil einigen Interessierten, wie auf einem Webstuhl Decken, Schals oder Geschirrtücher entstehen. Angeregt durch Kurse bei der Textilkünstlerin Waltraud Deimel, die ihr Atelier im Schlossweg ebenfalls geöffnet hat, absolvierte Horle eine vierjährige Ausbildung zur Weberin. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt sie. Leben könne sie davon allerdings nicht, da die Leute oft nicht gewillt sind, einen angemessenen Preis zu bezahlen. „Ja, die Qualität wird nur von wenigen gewürdigt“, meint Hans Piasny, der aus Aschaffenburg angereist ist. Beim Schlossgut Janson habe er sich auf den Kunstweg begeben, wo unter anderem Goldschmiede- und Drechslerarbeiten zu bewundern sind. „Ich bin erstaunt, was in so einem kleinen Weindorf läuft“, sagt er. Zum dritten Mal beteiligt sich Wolfgang Ax an der Kulturreihe, die einst von Günther Berlejung ins Leben gerufen wurde. Der Weitersborner hat mit 14 Jahren den Beruf des Schmieds gelernt. „Ich wollte schon immer am gespenstisch glühenden Feuer der Esse stehen, um aus einem klobigen Eisenstück das geforderte Stück herausschälen zu können“, erklärt er. Er fertigt Hingucker. Etwa einen Zeitungsständer in Form eines aufgeklappten Schulranzens oder die „Eiserne Ration“: ein Brett mit Käse, Wurst, Brot und Messer. Abnehmer dafür seien zum Beispiel Restaurants. Ilka Bengel dekoriert ihre kürzlich eröffnete Vinothek mit ihren Gemälden. Ihre jüngsten Werke sind Rostbilder, gemalt mit Eisengrundierung und Oxidationsmittel. „Ich habe mit Zeichnen begonnen und bin über Aquarell, Tusche und Acryl jetzt zu Rost gekommen“, erläutert die 50-Jährige. Zum Teil sind auf den Arbeiten Flasche, Glas oder Fass zu erkennen, andere sind ganz abstrakt. Auch Julita Alter überlässt dem Betrachter ihrer Bilder die Interpretation. Die Logotherapeutin, die Grafik studiert hat, spricht bei ihrer Kunst von informeller Malerei. „Nichts ist geplant. Ich arbeite mit Impulsen meiner Seele“, erläutert sie. Mitunter verändere sie ein Werk über mehrere Jahre. Das Fischerboot auf ihrem gleichnamigen Gemälde lässt noch das Grätenmuster des übermalten Fisches erkennen. Ihre Arbeiten, die sie mit Acrylfarbe, Gips und Steinmehlen in erdigen Tönen erstellt, beschreibt Alter als archaisch. Im Keller der Künstlerin in der Stiegelgasse gehen sie mit den Stein- und Holzskulpturen von Wolf Münninghoff aus dem Zellertal eine Symbiose ein.

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