Grünstadt Spektakulärer Coup bringt den Erfolg

Walter Stocké auf den Weg in den Gerichtssaal der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Kaiserslautern, wo am 25. Oktober 1979 d
Walter Stocké auf den Weg in den Gerichtssaal der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Kaiserslautern, wo am 25. Oktober 1979 der Prozess gegen ihn beginnt.

Der Fall Stocké (2): Nach Jahren auf der Flucht wird der Unternehmer in Ensheim festgenommen

Das Vorhaben, auf dem Grundstück Asselheimer Straße 25 ein Altenheim zu bauen, wurde aufgegeben. Nun soll das gut 4000 Quadratmeter große Areal, auf dem die sogenannte Stocké-Villa steht, verkauft werden. Anlass für einen Blick ins Archiv: Am 30. Mai 1975 war die Unternehmensgruppe des Bauunternehmers Walter Stocké in Konkurs gegangen. In der Folge entwickelte sich ein Krimi, der in die Rechtsgeschichte einging. Die RHEINPFALZ schildert den Fall in einer Serie. Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe werden Walter Stocké vorgeworfen. Bis es zu dem Prozess kommt, gehen gut vier Jahre ins Land. Erst am 25. Oktober 1979 beginnt die Verhandlung vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kaiserslautern. Zwei Jahre lang war Stocké auf der Flucht, soll sich im Elsaß und in der Schweiz aufgehalten haben. Im November 1976 hat er sich abgesetzt, nachdem er wohl erfahren hatte, dass erneut Haftbefehl gegen ihn ergangen war, weil er Auflagen für die Haftverschonung nicht eingehalten hatte. Ein Auslieferungsantrag wird nicht gestellt, da der Bauunternehmer nur wegen Steuerhinterziehung steckbrieflich gesucht wird, was für solch ein Begehren nicht ausreicht. So besteht die Gefahr, dass die Ermittlungsakten geschlossen werden müssen, ohne dass Stocké zur Rechenschaft gezogen werden kann. Unbefriedigend für die Staatsanwaltschaft, die auch den Vorwurf zu hören bekommt, dass sie die Fluchtgefahr unterschätzt hat. Zudem sorgt der Bauunternehmer für weiteren Frust bei den Ermittlern, weil er zwischenzeitlich anscheinend in Obrigheim war, wo er zuletzt seinen Wohnsitz hatte. Zumindest ist in Grünstadt der Brief an die RHEINPFALZ abgestempelt, in dem er darlegt, dass die Vorwürfe wegen Betrugs und Steuerhinterziehung nicht zuträfen, seine Verhaftung daher unrechtmäßig gewesen wäre und er sich deshalb zur Flucht entschlossen habe. Doch Polizei und Staatsanwaltschaft lassen nicht locker, auch V-Leute werden von der Kripo Ludwigshafen eingesetzt. Monatelang ist man Stocké auf der Spur, der mehrmals in Feinschmeckerlokalen im Elsaß gesichtet wird. V-Mann Wilhelm K. , als der „schöne Willy“ aus Speyer bekannt, sorgt dann mit einem spektakulären Coup für den Fahndungserfolg. Mit dem Bauunternehmer, der offensichtlich versucht, sich im Ausland eine neue Existenz aufzubauen, hat der Kontaktmann der Polizei Verbindung aufgenommen. Wilhelm K. kann in Straßburg dem flüchtigen Bau-Ingenieur wohl glaubhaft vorgaukeln, dass es in Luxemburg Geschäftsleute gibt, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. So steigt Stocké am 7. November 1978 in ein kleines französisches Privatflugzeug, das sein neuer „Partner“ gechartert hat und die beiden von Straßburg nach Luxemburg bringen soll. Doch die Maschine macht wegen eines „technischen Defekts“ einen Notstopp auf dem saarländischen Flughafen Saarbrücken-Ensheim. Dort warten auf dem Rollfeld schon Kripobeamte auf die Passagiere, und der seit zwei Jahren vergeblich gesuchte Unternehmer wird in Handschellen abgeführt. Im Gepäck finden die Polzisten Unterlagen, die belegen, dass Stocké bemüht war, in Frankreich, im Benelux-Raum und in der Schweiz neue Geschäftsfreunde zu finden. Unter Geldnot hat der Bauunternehmer anscheinend nicht gelitten. Zum Flughafen in Straßburg ist er „standesgemäß in einem schweren Mercedes mit Schweizer Kennzeichen“ vorgefahren, steht im Bericht über seine Festnahme.

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