Grünstadt Schwänzen kostet 150 Euro Ordnungsgeld

Kuriose Situation in Raum 104 des Amtsgerichts Grünstadt: Anwesend sind Strafrichterin Anna Brandl, die Anklagevertreterin Jutta Diekmann, Anwalt Ulrich Stange und sein Mandant. Der Vorwurf: Nötigung. Durch Abwesenheit aber glänzen die geladenen Zeugen: zwei Frauen, die der Angeklagte aus der Verbandsgemeinde Hettenleidelheim bedroht und genötigt haben soll. Ihr Fernbleiben wird ein Nachspiel haben.

10. September 2016: Die Fahrerin eines Ruftaxis hat ihren Wagen am Ortseingang Tiefenthals, von Hettenleidelheim her kommend, in Höhe der Bushaltestelle angehalten. Es sollten, so ihre Aussage bei der Polizei, zwei Schülerinnen zusteigen. Der 36-jährige Angeklagte habe nicht vorbeifahren können. Er sei ungeduldig geworden, habe dann gedroht, das Auto zu beschädigen und die Beifahrerin „platt zu machen“. Diese Angaben bezeichnet der Angeklagte in der Verhandlung als gelogen. Er schildert die Situation anders. Das Ruftaxi habe auf der Fahrbahn gestanden und den Verkehr behindert, obwohl die Busbucht freigewesen sei. Er habe wegen des Gegenverkehrs und parkender Autos nicht vorbeifahren können. Er habe einige Zeit gewartet und dann versucht, die beiden Frauen durch Hupen und Gasgeben auf sich aufmerksam zu machen. Das Ergebnis: Die Beifahrerin habe ihn verbal „zur Sau gemacht“. Und als er versucht habe, über die Busbucht an dem Ruftaxi vorbeizufahren, habe die Beifahrerin die rechte Tür aufgestoßen. An der Situation sei „nix Besonderes gewesen“, sagt der Angeklagte. Er räumt aber ein, dass „auch ich laut geworden bin“. Sein Anwalt schlägt vor, das Verfahren einzustellen, „das Ding totzumachen“, wie er sich blumig ausdrückt. Sein Angebot, dass sein Mandant 500 Euro zahlt, nehmen Staatsanwältin und Richterin an. Die Summe geht an die Grünstadter Kindertagesstätte im Südring, weil das Geld, auf Wunsch des Angeklagten, Kindern zugute kommen soll. Auch die beiden Frauen werden zur Kasse gebeten: Weil sie der Verhandlung fernblieben, müssen sie je 150 Euro Ordnungsgeld zahlen. Oder für drei Tage in den Bau wandern.

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