Grünstadt Lockenwickler und Perlohrstecker

Sänger Volker Hofmann stammt aus Kerzenheim.
Sänger Volker Hofmann stammt aus Kerzenheim.

Mit einem dreistündigen Konzert haben am Samstagabend die Cosmic Ducks im Tiefenthaler Sunhouse für Stimmung gesorgt. Die Gruppe hatte sich nach zwei erfolgreichen Jahrzehnten vor zirka neun Jahren getrennt. Vor kurzem haben die Bandmitglieder wieder zusammengefunden und spielen mittlerweile ab und zu vor meist jung gebliebenem Publikum.

Auf dem Dachboden des Domizils von Veranstalter Reinhard Stephan sieht man unter anderem Seniorinnen mit Lockenwickler-gelegtem weißen Haar und Perlohrsteckern begeistert mitwippen und zum Teil auch mitsingen. Und man kann einen Opa beobachten, der ausgelassen und wild wie ein jugendlicher Rocker tanzt. Die übrigen der rund 40 Besucher, die aus dem Auftritt der Cosmic Ducks eine Party machen, gehören vorwiegend der Generation 50 plus an. Menschen eben, die mit Songs wie „Brown-eyed Girl“ von Van Morrison, dem ursprünglich von Bobby Troup 1946 komponierten und x-mal gecoverten Blues „Route 66“ oder „Riders On The Storm“ von den Doors noch etwas anfangen können. Das wieder vereinte Sextett präsentiert – nicht ganz fehlerfrei, aber mit sehr viel Spaß – einen Querschnitt durch die Musikstile. Ob Funk oder Folk, Country, Soul oder R&B: Sie fühlen sich überall zu Hause, haben für alles das richtige Feeling. Frontman Volker Hofmann, der aus Kerzenheim stammt und das Bindeglied nach Tiefenthal ist, hat für jedes Lied die passende Stimme, für „Powderfinger“ von Neil Young ebenso wie für Santanas „Black Magic Woman“ oder „Manhattan“ (Leonard Cohen). Hofmann ist auch Tenor im Kaiserslauterer Heart Chor von Andy Dodt, dem Gründer der Musikschule Leiningerland in Grünstadt. Auch Keyboarder Christian Hoff singt in einem Chor. Kostproben seiner Gesangskunst bietet er am Samstag immer wieder. Ein Meister ist der Wormser insbesondere an den Tasten. Er lässt seine Finger darüber tanzen, teilweise in atemberaubender Geschwindigkeit. Leidenschaftlich kann er sich in sein Spiel hinein vertiefen. Mehrfach gesellt sich Sologitarrist Hans-Peter Drach zu ihm, um ausgiebig zu improvisieren, sodass das Sunhouse bebt. Riesenapplaus ist der Lohn. Den hat der Herr der Saiten zu vielen Gelegenheiten verdient, wenn er „den Gitarrenhals auswringt“, wie Stephan es formuliert. Einige kleine Misstöne verzeiht man dem engagierten Telecaster-Quäler. Der Rentner kann sein Instrument auch kläglich weinen lassen, etwa bei dem schönen Beatles-Klassiker „While My Guitar Gently Weeps“. Der andere Gitarrist, Thomas Martin, der sich Tom Bola nennt, ist überwiegend für den Rhythmus zuständig, spielt aber auch so manches Solo, wobei er vollkommen in sich versinkt. Er ist der Gründer der Cosmic Ducks und hat – wie das einem Lehrer so eigen ist – die meisten Stücke des mehr als 100 Lieder umfassenden Repertoires ausgesucht. „Dabei nimmt er gern Titel, die auf die B-Seite der Schallplatte gepresst waren und weniger bekannt sind“, erzählt Hoff der RHEINPFALZ. Allerdings ist die Auswahl der Songs längst Geschichte, denn die Band covert sich quasi selbst. Sie bringt nur das auf die Bühne, mit dem sie damals durch die Region getourt ist. Geprobt wird nicht. „Da wir bis auf Hans-Peter alle noch berufstätig und in anderen Ensembles oder Projekten aktiv sind, finden wir kaum gemeinsame Termine“, so der Keyboarder. Immerhin klappt es, sich auf Daten für Auftritte zu einigen – wovon es aber nur wenige geben wird. Der Gig in Tiefenthal ist der dritte der Cosmic Ducks in diesem Jahr. Viel mehr sollen es laut Hoff auch nicht werden. Wieso die Gruppe auseinanderfiel und dann in derselben Besetzung wieder zueinanderfand, erklärt er so: „Aufgehört haben wir aufgrund von Streitereien. Erneut zusammengekommen sind wir, weil wir alle sehr gern gespielt haben und uns die Zeit davonrennt.“ Fünf der sechs Musiker sind inzwischen über 60 Jahre alt. Die Ausnahme ist Schlagzeuger Waldemar Widera, der um die 50 sein dürfte. Der Mannheimer, der mit Bola Teil der 2014 gegründeten Neil-Young-Tributeband Loners United ist, macht einen ausgezeichneten Job zusammen mit Bassist Walter Weiler, der – wie der Drummer – im Hintergrund sitzend sein Instrument spielt. Das Publikum dagegen, das mehrere Zugaben fordert, lässt die aufgestellten Stühle überwiegend links liegen. Im Stehen lässt sich halt besser tanzen.

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