Grünstadt In Waldnähe besonders gefährdet

Es beginnt mit starken Erkältungssymptomen, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, wie bei einer Grippe. Doch gerade, wenn man in der Nähe des Waldes wohnt, kann auch das Hantavirus dahinter stecken. Elf Fälle des Virus wurden dieses Jahr an das Gesundheitsamt des Landkreises gemeldet – zwei davon aus der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land. Das sind so viele wie seit Jahren nicht. Lebensbedrohlich ist der Erreger, der durch Nager übertragen wird, laut Gesundheitsamt aber in der Regel nicht.

„Das Virus gibt es bei uns schon immer, aber es bricht mal mehr, mal weniger stark aus“, erklärt Silke Basenach, Leiterin des Gesundheitsamts. Alle Patienten, die sich 2017 angesteckt haben, wohnten in der Nähe des Waldes. Allein im Lambrechter und im Elmsteiner Tal habe es sieben Erkrankungen gegeben, informierte der Kreis auf Anfrage. Aber auch in Bad Dürkheim und in Grünstadt-Land erkrankten je zwei Menschen. Alle hatten schwere Grippesymptome, teilweise Erbrechen und Durchfall. In Einzelfällen kamen Nierenfunktionsstörungen hinzu. Der Kreis steht damit nicht allein: Auch das Landesuntersuchungsamt in Landau spricht von einer „besonders starken Hantaviren-Saison“. Seit Beginn der Meldepflicht in Deutschland im Jahr 2001 seien nur 2012 mehr Fälle gemeldet als jetzt. Erstmals aufgetreten ist das Virus in den 50er Jahren im Korea-Krieg, als tausende Soldaten nahe des Hantan-Flusses an einem starken Fieber erkrankten – daher der Name. Der Erreger wird durch Nagetiere übertragen, hierzulande vor allem durch die Rötelmaus (auch Waldmühlmaus). „Und wenn es einen milden Winter wie den vergangenen gab, findet sie viel zu fressen und vermehrt sich stärker“, erklärt Basenach, warum in diesem Jahr das Virus verstärkt auftritt. Von Mensch zu Mensch sei die Krankheit hingegen nicht übertragbar. Hauptansteckungszeit sei das Frühjahr. Doch warum sind Menschen am Waldrand eher betroffen? Das liegt laut Gesundheitsamt schlicht daran, dass dort mehr Mäuse leben – die Rötelmaus ist vor allem in Misch- und Buchenwäldern zuhause –, die Menschen häufiger mit Holz heizen und öfter im Wald unterwegs sind. Denn um sich anzustecken, braucht es keinen Nagerbiss. Die Mäuse scheiden den Erreger aus, ohne selbst zu erkranken. Das Hantavirus überlebt mehrere Tage an der Luft. Wirbelt Staub aus getrocknetem Kot auf, kann der Virus eingeatmet werden. Wer also häufig dort zu tun hat, wo sich Mäuse aufhalten – etwa beim Aufräumen in Keller, Garage, Schuppen oder Dachboden und beim Umschichten von Brennholz –, hat ein höheres Risiko zu erkranken. Das Gesundheitsamt empfiehlt daher, Mäusedreck nicht aufzusaugen, sondern die betroffene Stellen zuerst zu befeuchten, die Räume gut zu lüften und nach der Arbeit die Hände gründlich zu waschen. Auch eine Atemschutzmaske, wie es sie im Baumarkt zu kaufen gibt, kann das Risiko minimieren. „Ein genereller Schutz ist aber relativ schwierig“, so die Einschätzung Basenachs. Ein weiterer Rat der Expertin: „Man sollte Mäusen das Leben schwermachen, damit sie sich gar nicht erst ansiedeln.“ Das heißt: Keine Essensreste auf den Kompost werfen, keinen Müll herumstehen lassen, Tierfutter fest verschließen und Mäusen keinen Unterschlupf, zum Beispiel durch Sperrmüll, bieten. Tote Tiere sollten mit Handschuhen angefasst und in einer verschlossenen Plastiktüte entsorgt werden. Zwischen Ansteckung und Krankheit liegen meist zwei bis vier Wochen, generell reicht die Spanne von fünf bis 60 Tagen. Doch nicht jeder muss einen schweren Verlauf durchmachen, so das Gesundheitsamt. Die Infektion kann auch unbemerkt verlaufen. Nierenversagen sei ein Risiko, doch Todesfälle seien in Deutschland absolute Einzelfälle. „In Deutschland ist der Verlauf meist weniger dramatisch, die Krankheit heilt vollständig aus und führt zu langer Immunität“, sagt Basenach. Bei Verdacht sollte man sich an einen Arzt oder das Gesundheitsamt wenden. Diese prüfen jeden Fall. Kontakt Mehr Infos zum Hantavirus gibt es auf der Webseite des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de unter „Infektionskrankheiten A-Z “.

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