Grünstadt Grünstadt: EU-Botschafter in Australien kommt aus der Pfalz

Ein feierlicher Moment: Michael Pulch aus Grünstadt (links im blauen Anzug) ist mit einer Zeremonie am Regierungssitz des Genera
Ein feierlicher Moment: Michael Pulch aus Grünstadt (links im blauen Anzug) ist mit einer Zeremonie am Regierungssitz des Generalgouverneurs als Botschafter der Europäischen Union in Australien willkommen geheißen worden.

Michael Pulch vertritt seit vergangener Woche die Europäische Union als Botschafter in Australien. Ein wichtiger Termin steht bereits im November an.

„Gelegentlich treffen wir beim Fahrradfahren in der Nähe der Residenz auf ein paar Kängurus“, erzählt Michael Pulch, der für die nächsten vier Jahre als Botschafter der Europäischen Union in Canberra, der Hauptstadt Australiens, lebt und arbeitet. Der 59-Jährige und seine Frau Gabriele, die in Eisenberg aufgewachsen ist, sind fasziniert von ihrem neuen Wohnort. Als Land von der Größe eines Kontinents habe Australien viel zu bieten. Die Großstädte Sydney und Melbourne, aber auch Adelaide und Perth seien längst Kulturzentren geworden, die für viele ihrer Einwohner zu den lebenswertesten Orten weltweit gehörten, schreibt Pulch in einem E-Mail-Austausch mit der RHEINPFALZ in Grünstadt. Das Ehepaar Pulch schätzt die Pfälzische Heimat, wie Michael Pulch berichtet: „Wir freuen uns immer auf ein Wiedersehen mit Freunden an der Weinstraße.“

Europäische Interessen im Gastland vertreten

Seine Aufgabe als EU-Botschafter sei es, die außenpolitische Zusammenarbeit der EU und seiner Mitgliedstaaten und die außenpolitische Vertretung der Europäischen Kommission und anderer europäischer Institutionen zu koordinieren und die europäischen Interessen im Gastland zu vertreten. Die EU-Vertretung in Canberra hat laut Pulch etwa 30 Mitarbeiter: Diese kommen aus Brüssel und den Mitgliedsländern der EU. Insgesamt sind 25 der 28 EU-Länder vor Ort vertreten. Daher sei das Aufgabenfeld sehr weit gesteckt. „Wir haben einen politischen Dialog mit Australien zur Sicherheitspolitik im asiatisch-pazifischen Raum, Kooperationen zu globalen Fragen wie Klimaschutz, Terrorismusbekämpfung und Entwicklungshilfe, insbesondere in Südostasien und im Pazifik.“

Verhandlungen zu Freihandelsabkommen

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit werden auch die Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen der EU mit Australien sein, erklärt Pulch. Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, habe in seiner Rede vor dem EU-Parlament angekündigt, dass die EU Verhandlungen zu einem Freihandelsabkommen mit Australien aufnehmen wolle: „Dies könnte bereits vor Ende des Jahres in Canberra bei einem Besuch der EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström vereinbart werden.“ Ein wichtiger Termin steht für Pulch im November an, wenn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) an der Asiatisch-Pazifischen Regionalkonferenz der deutschen Wirtschaft in Perth teilnimmt. Dann wird der EU-Botschafter in einem Diskussionsforum zu Fragen der globalen Handelspolitik sprechen.

Europabild auf den neuesten Stand bringen

Zu den weiteren Aufgaben der EU-Vertretung gehöre es, die Verbindungen in Forschung, Bildung und Kultur zu verstärken. Australiens Topuniversitäten gehörten mittlerweile zur Weltspitze, weiß Pulch. „Nächste Woche eröffne ich dazu beispielsweise einen Forscherdialog zur Zusammenarbeit in Weltraumfragen.“ „Wir unternehmen viele kulturelle Aktivitäten und machen Medienarbeit, um das Europabild hier auf den neuesten Stand zu bringen“, erläutert Pulch einen weiteren Schwerpunkt seiner Aufgabe „Down Under“. Dazu gehörten auch Sportwettbewerbe wie Drachenbootrennen, Filmfestivals oder Kulturwochen, die seine Behörde in Canberra und in anderen Landesteilen organisiere.

Australien als Immigrationsland

Europa werde in Australien hauptsächlich als Ursprungsort der verschiedenen nationalen Gruppierungen wahrgenommen. „Australien als Immigrationsland hat sehr große Auslandsgemeinden europäischer Abstammung. Hier sind insbesondere Briten, Iren, Italiener, Griechen, aber auch Deutsche“, erklärt Pulch. Unweit von Adelaide gebe es beispielsweise eine Weinregion, Barossa Valley, die seit einigen Generationen von deutschen Winzern bewirtschaftet wird. Die Sicht auf Europa sei häufig noch geprägt von den Auswirkungen der Finanzkrise von 2008 und der Bewältigung des Flüchlingszustromes. Allerdings gebe es inzwischen wieder eine neue Hinwendung zu Europa: „Der Wirtschaftsaufschwung in der EU, die protektionistische Politik der neuen US-Regierung, die ein bereits ausgehandeltes Freihandelsabkommen für den Pazifikraum zurückgewiesen hat und ein fordernd auftretendes China haben in Australien wieder zu einem Umdenken geführt.“ Die Australier seien sehr offen und freundlich im Umgang, sagt der Botschafter. Sport habe einen hohen Stellenwert und sei ein Türöffner für Gespräche und Bekanntschaften. „Meine Frau und ich haben uns daher schon in einer Reihe von Sportclubs angemeldet“, erzählt Pulch.

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