Grünstadt Großartiges Getrommel

Andreas Zimnol präsentierte „Clash Music“.
Andreas Zimnol präsentierte »Clash Music«.

Wieder ein heiterer, herrlicher Morgen in Wolfgang Thomeczeks Tiefenthaler Kunstkabinett im Pfarrgarten, zu dem eine ganze Schar neugieriger Menschen geströmt ist: Zum Abschluss der Ausstellung „Stahlzeit“ mit Plastiken von Robert Schad und gleichzeitig zum Tag der Architektur gab es eine Sonntagsmatinee mit dem Schlagzeug-Trio Wazz.

Dahinter stecken der Solo-Pauker des Kaiserslauterer Pfalztheaters, Marcus Walder, und seine Schüler Felix Zeller und Andreas Zimnol. Wolfgang Thomeczek, der selbst gerne und hingebungsvoll das Schlagzeug bedient, ist von aller perkussiven Musik begeistert, wie er immer wieder mitreißend zu schildern weiß. Und so lag es für ihn ganz nahe, eine Ausstellung stählerner Kunst mit metallischen Schlagzeugklängen zu kombinieren. Vor vierzehn Tagen weitete so ein Vibrafon-Solokonzert mit Claus Kiesselbach den musikalischen Horizont des Publikums, und diesmal war es eine ganze Schar verschiedener Schlaginstrumente, die im Ausstellungspavillon und im Hof aufgebaut waren und in der Art eines Wandelkonzerts nacheinander aufgesucht wurden – bei optimalem Wetter: Erst leuchtete Sonnenschein, dann verhinderten schwarzdrohende Wolken und erfrischende Winde, dass es den Ausführenden und Mitvollziehenden zu warm wurde. Zu Beginn: Minimal Music von Steve Reich, „Music For Pieces Of Wood“, welche die drei Musiker geschickt auf ihr Instrumentarium übertrugen. Dann brachte Andreas Zimnol, Sohn des bekannten Orgelbauers in Kaiserslautern, eine ausnotierte Jazz-Improvisation von Davis Freedman. Marcus Walder folgte mit „A Minute of News“ von Eugene Novotny, nur für kleine Trommel. Eine Wohltat sich weit entfaltenden Wohlklangs war die Übertragung von Claude Debussys Klavierstück „Doctor Gradus ad Parnassum“ auf das Marimbaphon, ein mehrere Oktaven umfassendes Groß-Xylophon (also diesmal Holz, nicht Metall). Felix Zeller, der derzeit klassisches Schlagzeug in Weimar studiert, machte das wunderbar ausgefeilt. Das relativ gemächliche Tempo, das aus technischen Gründen nötig war – man hat nicht zehn Finger, sondern nur vier Schlegel –, ließ melodische Linien leuchten, die sonst eher untergehen; ein wunderbarer, volltönender Klang erfüllte den Pavillon. Draußen, während der Wind seine Haare zerzauste und das Notenblatt davon tragen wollte, präsentierte Andreas Zimnol die scheppernden Becken mit der„Clash Music“ von Nicolaus A. Huber. Eigentlich gibt es nur drei Klangmöglichkeiten: die beiden Becken gegeneinander zu schlagen, sie auf dem Holztisch zu reiben oder auf den Holztisch zu schlagen. Alles erzeugt nur schepperndes Geräusch, und doch gelingt mit Crescendi und Decrescendi (lauter- und Leiserwerden) und rhythmischen Verläufen eine interessante Struktur. Den Vogel aber schossen alle drei mit zunächst dem ersten Satz aus dem „Trio per uno“ des zeitweise in Sippersfeld lebenden Schlagzeugers Nebojsa Zivkovic ab. Eine ganze Batterie von Schlaginstrumenten war zusammengestellt worden – große Trommel, lateinamerikanische Bongos, chinesische Gongs, die Walder, Zeller und Zimnol von drei Seiten fulminant bearbeiteten. Sie entfachten ein ungemein wildes und druckvolles, dabei in allem Überschwang präzises und kontrolliertes Trommelgewitter hochkomplexer Art, das das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss, wofür das Trio Wazz mit einer gleichartig fulminanten Zugabe dankte. Dann stand Alfred Koch, der Architekt des ebenso einfachen wie ästhetisch ansprechenden und zweckmäßigen Kunstkabinetts, im Fokus. Und am Montag hatte das Wazz-Konzert ein musikpädagogisch zweifellos wertvolles Nachspiel im Leininger-Gymnasium in Grünstadt: Für die Arbeitsgemeinschaft für Neue Musik Silke Egeler-Wittmanns spielten die drei vorzüglichen Schlagzeuger ihr Programm nochmals, erklärten die Spezifik ihrer Instrumente und ließen die Schüler selbst mit den im Gymnasium vorhandenen Instrumenten sich an einfacher Schlagzeugmusik versuchen …

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