Grünstadt Filipina singt wie Tina

Auf der Bühne verwandelt sich die zierliche Person in einen Orkan.
Auf der Bühne verwandelt sich die zierliche Person in einen Orkan.

Zierlich, fast schon zerbrechlich wirkt Tess D. Smith, als sie da so vor einem in einem Eiscafé in der Grünstadter Fußgängerzone sitzt. Wenn die Sängerin für die Bühne aber in die Rolle Tina Turners schlüpft, dann verwandelt sich Tess in einen stimmgewaltigen Orkan. Dann sieht sie nicht nur aus wie eine jüngere Variante der guten Tina, sondern fegt auch so über die Bühne, und, viel wichtiger, hört sich auch so an. Anders als eben das Original stammt Tess D. Smith aber nicht aus dem US-Bundesstaat Tennessee, wo man den Rock, den Blues und den Soul mit der Muttermilch aufzusaugen scheint, nein, Tess D. Smith stammt von den Philippinen. Genauer: aus Cebu City. Hier, in dieser Stadt, die heute rund 870.000 Einwohner zählt, ist Tess, die eigentlich Maritess Dabasol Smith heißt, 1963 auf die Welt gekommen. „Musik war schon immer eine Leidenschaft von mir. Zunächst aber eher das Tanzen als das Singen. Ich wollte unbedingt Choreographin werden“, erinnert sie sich. Smith tanzte Ballett, schaffte es damit sogar ins nationale Fernsehen. Gesungen hat sie damals wenn, dann nur Karaoke. „In den achtziger Jahren waren aber Michael und Janet Jackson auf den Philippinen schwer angesagt, die beiden konnten ja das Singen und Tanzen wunderbar miteinander kombinieren. Also wurde nach Acts Ausschau gehalten, die ebenfalls beides konnten – und so landete ich irgendwann hinter dem Mikrofon.“ Tess war in Folge mit mehreren Bands und Formationen – darunter The Commodores – unterwegs. Kurzfristig war auch im Gespräch, ein Solo-Album einzusingen, das zerschlug sich aber. Mit Anfang 20 verließ sie die Philippinen, tourte mit ihrer Musik, ausschließlich Cover-Songs, unter anderem durch Japan. „Das war schon eine tolle Zeit“, blickt sie zurück. Als ihre Tochter geboren wurde, entschied sie sich, nach Europa auszuwandern. „Ich sah hier für sie mehr Bildungsmöglichkeiten“, erinnert sie sich. Deutschland habe ihr von Anfang an gefallen. Bis sie dann hier aber letztlich in die Rolle der Tina Turner schlüpfte, vergingen noch ein paar Jahre. Erst 2005 war es soweit. „Tinas Musik hat mich schon immer fasziniert. Meine Oma, meine Mutter, ich, und selbst meine Tochter, die heute als Choreographin arbeitet, liebten Tina Turner. Ihre Musik hat meiner Familie so viel gegeben.“ Tess stellte sich ihre eigene Band zusammen – „wonderful guys“ –, mit der sie sich, wie sie sagt, blind versteht. „Sie spüren, wie sie mich auf Trab halten können. Wir sind sehr demokratisch organisiert, diskutieren, welche Songs wir wie spielen. Das hängt natürlich auch immer von der Art des Publikums und dem Veranstaltungsort ab“, gibt sie Einblick in das Erstellen einer Konzert-Setlist aus dem umfangreichen Tina-Turner-Katalog. Irgendwann, die Tochter war aus dem Haus, dachte Tess D. Smith dann über ihre Musik-Rente nach. „Ich hatte das Gefühl, alles gegeben zu haben. Meine Pflicht erfüllt zu haben. Und dann kam 2014 das Angebot, bei einem Tina-Turner-Musical mitzuwirken. Die Macher hatten mich über YouTube gefunden. nachdem sie ein großes Casting veranstaltet, aber keine geeignete Kandidatin gefunden hatten“, verrät sie. Smith gab sich nochmal einen Ruck und tourt seither erfolgreich mit dem Musical durch Deutschland und einige weitere europäische Länder. Nach Neuleiningen aber, so verrät sie, kommt sie mit ihrer Band und nicht dem Musical-Programm. „Ich freue mich schon sehr auf das Konzert“, sagt sie. Es könnte ein vorgezogenes Heimspiel werden. Tess und ihr Mann Tony suchen derzeit ein Haus in Grünstadt oder Umgebung. Derzeit wohnen sie noch im Hotel in Karlsruhe. „Ich möchte unbedingt Pfälzerin werden. Ich habe mich in die Region verliebt, in die Menschen, die Landschaft. Die Leute hier sind so herzlich und hilfsbereit“, schwärmt sie. Das passende Mietobjekt haben sie aber noch nicht gefunden. Nicht der einzige Traum, der (noch) unerfüllt ist. Gerne hätte Tess ihr großes Idol Tina Turner mal persönlich getroffen. Bei einem Konzert in Mannheim hätte es sogar mal fast geklappt, sollte dann aber doch nicht sein. „Ich würde ihr einfach gerne mal die Hand drücken und ihr sagen, wie dankbar ich ihr für ihre Musik bin. Auch im Namen meiner Familie.“ Tickets Karten zu 21,90 Euro (mit RHP-Card ermäßigt) für das Burgsommer-Konzert am Freitag, 14. Juli, 20 Uhr, gibt es beim RHEINPFALZ-Ticketservice unter www.rheinpfalz.de/ticket, bei Reservix, bei den Garamond-Buchhandlungen in Grünstadt und Eisenberg, der Papeterie Breuer in Grünstadt, Lebensmittel Blim in Neuleiningen, dem Restaurant Zum Burggraf in Neuleiningen, dem Landgasthaus „Zum Engel“ in Neuleiningen, dem Pfalzhotel Asselheim, Aktiv Optik im Globus Grünstadt sowie an der Abendkasse (offen ab 18.30 Uhr).

Tess D. Smith
Tess D. Smith
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