Eisenberg Erster „Eistal-Biber“ seit langer Zeit

Der für den Waldbereich am Eisbach zuständige Förster Klaus Schulte-Hubbert kann sich ja beim Sippersfelder Kollegen Dieter Gass Tipps über die bei uns lange Zeit ausgestorbenen Nager holen. Denn Gass hatte von August 2016 bis Januar 2017 im oberen Pfrimmtal und am Retzbergweiher bei Sippersfeld mit einem Biber und seinem Knabbern und Fällen von Bäumen zu tun. Vielleicht handelt es sich beim Eistal-Biber sogar um den früheren Pfrimmtal-Biber? „Das ist reine Spekulation“, sagt Stefanie Venske vom Biberzentrum Rheinland-Pfalz der GNOR (Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie) in Fischbach bei Dahn. Zum einen sei nicht auszuschließen, dass sich der Biber immer noch bei den Pfrimm-Weihern aufhalte, so Venske: „Denn ihn nicht zu sehen, bedeutet nicht, dass er nicht mehr da wäre.“ Auch für ihn gelte nach der Umstellung auf Sommernahrung eine „unsichtbare“ Lebensweise. Zum anderen könne ein so genannter „Pionier“ auch aus einer anderen Richtung den Weg ins Eistal gefunden haben. Venske: „Für Biber sind Wanderschaften im Frühjahr nicht ungewöhnlich – und das nicht nur den Wasserläufen folgend, sondern auch an Land und über Wasserscheiden hinweg.“ Dass nun auch im Tal des Eisbachs ein Biber aufgetaucht ist, verwundert Experten nicht, werden die Nager doch bereits seit einigen Jahren an verschiedenen Orten in der Pfalz nachgewiesen. Das Nahrungsspektrum der reinen Vegetarier erstreckt sich auf über 100 verschiedene Pflanzenarten. In den warmen Monaten bevorzugen Biber krautige Grünpflanzen, zu denen unter anderem Brennnesseln, Ampfer, Beinwell, Pfeilkraut und verschiedene Seggenarten zählen. Besonders gerne gehen sie an Knollen und Wurzeln von Teichrosen. Der Biber-Tisch entlang des Eisbachs ist also reich gedeckt. Warum also sollte er sich nachts nicht auch hier den Nager-Bauch vollschlagen?! Warten wir’s mal ab, ob sich der Eistal-Biber dauerhaft in unserer Region ansiedelt. Im Herbst wird das nicht mehr zu übersehen sein. Denn dann werden auch Bäume gefällt und die Rinde angeknabbert, um ans darunterliegende Kambium zu gelangen. Bis dahin ist die Suche nach Eistal-Bibern sinnlos. Nicht nur, dass sie wegen ihrer derzeit unauffälligen Lebensweise kaum Erfolg verspricht. Das Herumstöbern in der Ufervegetation hält Venske nicht nur für den Naturschutz im Allgemeinen, sondern für den Eistal-Biber im Besonderen für „kontraproduktiv“. Wer dem Biber etwas Gutes tun will, lässt ihn einfach in Ruhe. Vielleicht gelingt dem ein oder anderen Spaziergänger als Lohn für die Zurückhaltung ja doch ein Blick auf den Nager, der es aus eigener Kraft geschafft hat, sich in der Pfalz – und offensichtlich auch im Eistal – wieder anzusiedeln.

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