Grünstadt Ein musikalischer Abend bereitet Freude

Der Vortrag der Zwillinge Clara (rechts) und Marie Becker war der krönende Abschluss eines gelungenen Werkstattkonzerts in Grüns
Der Vortrag der Zwillinge Clara (rechts) und Marie Becker war der krönende Abschluss eines gelungenen Werkstattkonzerts in Grünstadt.

Eine vielfältige Auswahl französischer Melodien von Rameau bis Ravel hatten die Teilnehmer des Kurses „Freude am Klavierspiel“ der Kirchheimer Pianistin Birgitta Lutz-Steiner zusammengestellt, und sie trugen ihn am Sonntag beim Werkstattkonzert im Akademiesaal in der Grünstadter Bahnhofstraße derart vor, dass die Zuhörerschaft ihre Freude hatte.

Seit vielen Jahren richtet Birgitta Lutz diesen Kurs für fortgeschrittene Amateure aus, erst in St. Moritz, nun in Grünstadt. Zu den langjährigen treuen Teilnehmern sind nun auch drei von ihren Klavierschülerinnen hinzugekommen und haben sich, wie Lutz berichtete, harmonisch eingefügt. Den Konzertreigen eröffnete Madeleine von Wachtendonck aus Aachen mit einer Variationsfolge von Rameau und mit Doctor Gradus ad Parnassum von Debussy. Flüssig, klar und sinnvoll gestaltete sie die unterschiedlichen Charaktere der Variationen und gab auch den impressionistischen Tonfolgen Ravels Gestalt. Marlene Leibold aus Carlsberg, die jüngste im Reigen, seit zwei Jahren Klavierschülerin bei Birgitta Lutz, hatte wohl mit Nervosität zu kämpfen, denn sie stockte beim Spiel immer wieder. Doch dort, wo das in Daquins bekanntem „Kuckuck“ nicht der Fall war, entwickelte sie einen schönen musikalischen Spielfluss, und Debussys „Kleiner Neger“ gelang ihr, flott, lebendig und temperamentvoll. Mit Cyril Cochard aus Nancy war auch ein Franzose mit von der Partie. Debussy Schritte im Schnee versuchen ein eng beschränktes Klangmotiv so zu entwickeln, dass es interessant bleibt; Cochard tat das Seine, die Musik durch variationsreiche Anschlagskultur interessant zu gestalten. Günter Stiegler aus Kirchheim, von Anfang an bei „Freude am Klavierspiel“ mit dabei, spielte zwei weitere Debussy-Préludes. Dem Ersten näherte er sich in forschem Forte. Insgesamt verwirklichte er ein klares inneres Bild von Struktur und Ablauf der Werke. Eric Fabian aus Speyer spielte Maurice Ravels „Pavane pour une infante défunte“, ein Trauermarsch für eine verstorbene Prinzessin, sicher beherrscht und ausdrucksstark, dabei flüssig und strömend – sehr angenehm zu hören. Walter Schunter aus Freinsheim hat zweifellos eigene interpretatorische Vorstellungen: Plausibel füllte er zwei Gnossiennes von Eric Satie mit Ausdruck und Leben, das war sehr interessant. Eine Variationsfolge von Couperin, „Les Baricades Mistérieuses“, spielte er so lebhaft und sanglich, dazu ungemein füllig im Klang, dass man weniger an Barockmusik, sondern an wesentlich neuere Musik dachte. Das mag zwar nicht reine Lehre sein, war aber allemal packender als das folgende von Rudolf Jaeck aus Heidelberg stilgerecht gespielte Couperin-Stück. Dass er auch ganz anders kann, zeigte Jaeck mit zwei Sonatinen-Sätzen von Ravel: Hier kam klangliche Raffinesse zum Vorschein, impressionistisches Farbenflirren, durchgehende Spannung, schließlich eine kraftvolle, technisch beherrschte Schlusssteigerung. Krönender Abschluss waren die Zwillinge Clara und Marie Becker, Meisterschülerinnen von Birgitta Lutz. Sie wollen aus der Begabung Profession werden lassen und stehen vor dem Musikstudium. Mit zwei Sätzen aus Ravels Rhapsodie espagnole zeigten sie, dass Lutz ihnen vieles mitgeben konnte: Gescheite Analyse des musikalischen Verlaufs, lebhaft-gelöster, dabei durchaus temperamentvoller Vortrag. Harmonien und Melodien blühten, der Flügel funkelte unter ihren vier Händen geradezu. Namentlich die „Feria“ ein grandioses, mitreißendes, kraftvolles Tongemälde, durchsetzt mit Momenten tiefer Traurigkeit, war herrlich gemacht. Das schwere Stück war bestens geglückt. Am Ende waren die Vortragenden und ihre Zuhörer hochzufrieden über zwei Stunden hörenswerter Musik.

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