Grünstadt Die Momo der Burgspiele

Jula Donie in Zivil ...
Jula Donie in Zivil ...

Beim Debüt auf der Bühne gleich die Hauptrolle zu spielen – das gelingt nicht jedem. Die zwölfjährige Gymnasiastin Jula Donie hat das mit Bravour gemeistert. Bei „Momo“, dem aktuellen Sommerstück der Altleininger Burgspiele, verkörpert sie die Protagonistin. Sie stelle den von Michael Ende erdachten Lockenkopf gern dar, sagt sie, „aber so eine Theatersaison ist schon sehr anstrengend“.

Mehr als 60 Proben hat Jula seit Februar besuchen müssen, denn es gibt kaum eine Szene, in der sie nicht mitmischt. Je näher die Premiere rückte, desto kürzer wurden die Abstände. „Ich glaube, das nächste Mal möchte ich nur eine Nebenrolle übernehmen“, stöhnt sie. Leidet die Schule nicht darunter? Jula verneint. Nur einmal sei es hart gewesen, als sie am Morgen nach einem Probenabend eine Mathearbeit schreiben musste. Das Lernen des Textes sei für sie überhaupt kein Problem, versichert die Neuleiningerin. „Ich merke mir das Schritt für Schritt. Außerdem habe ich ja gar nicht so besonders viel Text.“ Nach einer schwierigen Passage gefragt, erzählt sie: „Als ich aufwache, nachdem ich bei Meister Hora war, und feststelle, dass alle meine Freunde verschwunden sind, soll ich schreien: ,Aber ich bin doch noch hier!` Das ist mir sehr schwer gefallen.“ Mutter Evelyn nickt bestätigend. Ihre Tochter habe zwischendurch gedacht, sie packt es nicht. Nicht ganz so einfach zu spielen sei auch die kindliche Art von Momo. „Es liegt mir nicht, um eine Schildkröte herumzutanzen“, meint Jula. Andererseits möge sie die Figur. „Ich finde es total cool, dass sie so gut zuhören kann und Leuten nur allein dadurch hilft“, so die Zwölfjährige. Jula habe etwas von Momo, sagt Evelyn Donie. Denn auch sie halte sich aus Streitigkeiten zunächst heraus und versuche dann zu schlichten. Bühnenerfahrung hat die Nachwuchsschauspielerin, die das Leininger-Gymnasium (LG) in Grünstadt besucht und nach den Sommerferien in die siebte Klasse kommt, bislang nur bei Aufführungen an der Sausenheimer Grundschule sowie bei Auftritten der Tanzmäuse in Kleinkarlbach gesammelt, bei denen sie schon als Dreijährige mitgewirkt hat. Um Mitglied der Theater-AG am LG zu sein, sei sie noch zu jung. „Ich weiß auch nicht, ob ich da mitmachen will, weil ich noch in andere Arbeitsgemeinschaften gehen muss“, so Jula, die in der Musikklasse ist, für die mehr Musikunterricht auf dem Lehrplan steht. Auch lernt sie Gitarre spielen an der Musikschule Leiningerland. Um die Rolle bei den Burgspielen Altleiningen hat sich das Mädchen nicht beworben, vielmehr wurde sie angeworben. Im Juni 2016 hat die Regisseurin Manuela Spieß, die auch Lehrerin an der Grundschule Am Ritterstein in Sausenheim ist, eine E-Mail an Evelyn Donie geschrieben. „Sie hatte Jula als Besetzung für Momo im Kopf“, erläutert die Mutter. Auch den neunjährigen Bruder Noah hätte sie gern engagiert. „Ich hätte eines von den Kindern sein sollen, die sich mit Momo immer im Amphitheater treffen“, erklärt der Junge, der aber abgelehnt hat. „Bühne ist nicht so meins“, begründet er. Seine Schwester sagte aber zu. Im November habe es dann einen Kennenlerntag und Workshops in Altleiningen gegeben. Das Theater in den historischen Festungsmauern kannte Jula zuvor nicht. „Ich habe mir nie ein Stück von den Burgspielern angeschaut.“ Auch die Geschichte war ihr nicht geläufig. Sie hatte den Fantasyroman weder gelesen noch als Film geschaut. „Als Jula etwa vier war, lief Momo als Zeichentrickserie nach dem Sandmännchen, aber sie wollte das nicht gucken, weil sie Angst vor den Grauen Herren hatte“, erinnert sich Evelyn Donie. Die „Bildungslücke“ hat Jula dann aber schnell geschlossen, unter anderem mit Hörbüchern. „Jetzt finde ich die Grauen Herren auch nicht mehr gruselig“, erzählt sie lachend. Apropos gruselig: „Die Szene, in der Momo von diesen Männern umringt ist und von Taschenlampen angeleuchtet wird, ist im dunklen, kalten Keller geprobt worden“, berichtet die Mutter. Durch die etwas unheimliche Atmosphäre sollte Jula mehr aus sich herauskommen. „Es hat funktioniert.“ So hat sich Jula gut vorbereitet gefühlt und war bei der Premiere viel weniger aufgeregt als ihre Eltern. WEITERE AUFFÜHRUNGEN Die Burgspiele Altleiningen zeigen ihr Sommerstück „Momo“ noch am Samstag, 29. Juli, 20 Uhr, Sonntag, 30. Juli, 19 Uhr, Samstag, 5. August, 20 Uhr, Sonntag, 6. August, 19 Uhr, sowie an den Samstagen, 12., 19. und 26. August, jeweils 20 Uhr. Die Vorstellung am 19. August ist ausverkauft, für die anderen Aufführungen gibt es noch Restkarten für 12 oder 13 Euro. Vorverkauf: jeweils nur noch dienstags, 16 bis 19 Uhr, direkt im Burgtheater, Telefon 06356/8800, aber jederzeit über www.burgspiele-altleiningen.de und über die Vorverkaufsstellen von ticket regional oder in der Buchhandlung Frank, Grünstadt.

... und als „Momo“ (links) bei den Burgspielen.
... und als »Momo« (links) bei den Burgspielen.
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