Grünstadt „Die Erde hat Fieber“

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Yannik schwitzt. Der Junge ist in die Rolle der Erde und dafür in zahlreiche Jacken geschlüpft – jede steht für eine menschliche Erfindung, die Kohlenstoffdioxid (CO2) erzeugt und mitverantwortlich ist für die globale Erwärmung. Am Freitag hatten die Kirchheimer Drittklässler ganz besonderen Unterricht in der Kinderklimaschutzkonferenz – als 108. und letzte Grundschulklasse in Rheinland-Pfalz.

„Das Projekt der Umweltbildung startete im Sommer 2015“, berichtet Isabel Bätzold vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS). Sie hat im ganzen Land die Schulen besucht, um jeweils einen Tag lang Antworten zu Fragen rund um den Klimawandel und Energieeffizienz mit Dritt- oder Viertklässlern zu erarbeiten. Zur Abschlussveranstaltung ist sie zusammen mit der Umwelt- und Betriebswirtschaftsstudentin Jana Gimbel gekommen, die ein Praktikum am IfaS absolviert. Vom Land gefördert wurden jeweils drei Projekttage pro Landkreis. „Und alle drei im Kreis Bad Dürkheim haben in der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land stattgefunden“, erzählt der VG-Klimaschutzmanager Pascal Stocké. Das mag mit seinem Amt in der Verwaltung zu tun haben, denn bislang sind Manager wie er noch selten. Beteiligt waren auch die Grundschulen Bockenheim und Dirmstein (beide im September 2015). „Klimaschutz ist eine der bedeutendsten Aufgaben unserer Zeit“, sagt Stocké, und die „Erwachsenen von morgen“ nähmen dabei eine wichtige Rolle ein. Die Kirchheimer Kinder seien über das Thema Wetter an die CO2-Problematik herangeführt worden, erzählt Klassenleiterin Beate Schraut. „Der Begriff ,Klima` ist schwer zu fassen für die Schüler“, sagt sie. Aber durch anschaulichen Unterricht, wie ihn die Wirtschaftsingenieurin Bätzold und Gimbel erteilen, lernen die Jungen und Mädchen schnell, was sie sich unter dem abstrakten Ausdruck vorzustellen haben. Die erste Jacke, die Yannik überziehen muss, steht für die Dampflok, die nächste für Autos, eine weitere für Fabriken, eine vierte für Heizungen, eine fünfte für Flugzeuge. Der Drittklässler stöhnt. „Die Erde hat Fieber, sie ist krank“, erläutert Bätzold und zeigt den Kindern dabei noch anhand von Modellen, wie eine Dampfmaschine funktioniert. Dann hält sie eine Wärmebildkamera hoch. Sanja weiß den Namen des Gerätes, und Lara kann die Bilder interpretieren: „Was blau ist, ist kalt. Alles Rote ist warm.“ Auf dem Diffiné-Platz wird die Kamera auf das Schulgebäude gerichtet, und die kleinen Umweltforscher sehen, dass beispielsweise sehr viel Wärme über ein gekipptes Fenster verloren geht. „Ist es sinnvoll, so zu lüften?“, wird gefragt. Den Kindern ist die Antwort klar. Auf dem Pausenhof erkennen die Schüler, dass der Container, in dem derzeit die Zweitklässler untergebracht sind, nicht so gut isoliert ist wie das Schulhaus. Demonstriert wird auch, wie viel Wärme Menschen abstrahlen. „Lauscht mal, welche Geräusche mein Auto macht“, sagt Isabel Bätzold und fährt mit ihrem E-Mobil vor. Interessiert inspizieren die Kinder das Fahrzeug, schauen unter die Motorhaube, lassen sich den Tankvorgang erklären. Im Klassensaal stellen sie anschließend CO2 her, indem sie Essig und Backpulver miteinander reagieren lassen. „Wenn wir noch Zeit haben, werden wir mit Lego Education ein Windrad bauen, mit dem dann ein kleines Elektroauto aufgeladen wird“, so Bätzold. Schließlich bekommen die Drittklässler noch praktische Verhaltensregeln mit auf den Weg, etwa beim Verlassen eines Raumes das Licht auszuschalten oder auf Standby-Stellungen bei elektrischen Geräten zu verzichten. |abf

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