Grünstadt Battenberg: Jürgen Schraut gibt FWG-Vorsitz ab

Jürgen Schraut zieht sich aus der Politik zurück: „Es ist keine emotionale Entscheidung, sondern eine tief rationale.“ Er ist se
Jürgen Schraut zieht sich aus der Politik zurück: »Es ist keine emotionale Entscheidung, sondern eine tief rationale.« Er ist seit 48 Jahren in der FWG, war 15 Jahre Bürgermeister in Battenberg, 20 Jahre im Kreistag und ist seit 16 Jahren Beigeordneter der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.

Seit 24 Jahren war er Vorsitzender des FWG-Gemeindeverbandes. Nun zieht sich Jürgen Schraut zurück.

Jürgen Schraut aus Battenberg legt seine politischen Ämter nieder: Er gibt den Vorsitz des Gemeindeverbandes der Freien Wählergruppe Leiningerland ab. Und er wird sein Mandat im Verbandsgemeinderat Leiningerland nicht annehmen. Er sagt: „Ich gehe ohne Verbitterung.“ Jürgen Schraut war jahrelang das Gesicht der FWG Grünstadt-Land. Schraut ist seit 48 Jahren in der FWG, war 24 Jahre lang Vorsitzender des Gemeindeverbandes, 15 Jahre Stellvertreter. Im November 2016 übernahm er den Vorsitz des neuen Gemeindeverbandes der Freien Wählergruppe Leiningerland. Glücklich wurde er in diesem Amt allerdings nicht: „Für mich war seit längerer Zeit von einigen eine gezielte Demontage meiner Person und damit am Amt des ersten Vorsitzenden der FWG Leiningerland spürbar“, sagte Schraut gestern im RHEINPFALZ-Gespräch. Ein Vorsitzender müsse das Vertrauen aller Mitglieder haben, findet Schraut, das habe er nicht mehr als gegeben gesehen: „Ein Vorsitz am kurzen Zügel ist für mich nicht hinnehmbar.“ Er habe gemerkt, dass er mit seiner Meinung „gar nicht mehr durch“ gekommen sei: „Auch über reine Sachthemen konnte man nicht mehr diskutieren.“ Unterschwellig sei ihm von FWG-Mitgliedern bedeutet worden, dass er zu alt sei, berichtet der 75-Jährige. Er gehe „ohne Verbitterung“, räumt allerdings ein: „Die Stimmungslage schwankt, je nachdem, wie man morgens aufsteht.“ Den Rückzug habe er eigentlich schon länger vorgehabt, gibt Schraut an, und nennt als Datum den 23. Mai, also Tag zwei nach der Bürgermeister-Stichwahl. Vertraute hätten ihm allerdings abgeraten, diesen Schritt zu tun. Am vergangenen Montag, nach einer Sitzung der FWG Leiningerland, sei allerdings der endgültige Entschluss gereift, sein Amt abzugeben, stellt Schraut dar. Das habe er den Parteikollegen dann am Dienstag mitgeteilt. Auf die Frage, ob Schraut Ambitionen hatte, Beigeordneter der neuen Verbandsgemeinde Leiningerland zu werden, sagt er: „Wenn ich weitergemacht hätte, wäre es auf Zeit gewesen.“ Dies gelte sowohl mit Blick auf ein Beigeordneten-Amt als auch auf das Mandat im Verbandsgemeinderat. Die harsche Kritik, die Reinhold Niederhöfer (SPD) an ihm geäußert hatte, habe nicht den Ausschlag für seinen Rückzug aus der Politik gegeben, der Entschluss habe schon vorher festgestanden, stellt Schraut klar. Niederhöfer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land, der gerne Bürgermeister des Leiningerlandes geworden wäre, hatte bekannt, dass er vom Beigeordneten Jürgen Schraut sehr enttäuscht gewesen sei, weil dieser keine Wahlempfehlung für ihn ausgegeben habe, obwohl SPD und FWG in der Koalition im Rat von Grünstadt-Land gut zusammengearbeitet hätten. Schraut bezieht zu der Kritik Niederhöfers, über die die RHEINPFALZ am Mittwoch berichtete, Stellung: „Eine Enttäuschung kann ich aus seiner Sicht, Kenntnis und derzeitigen Lage verstehen.“ Schraut, der sein Amt als Beigeordneter der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land bis Ende des Jahres weiterführen will, sagt: „Es gab eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit, gegründet auf gegenseitigem Respekt und Anerkennung zum Wohl der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land.“ Dass er das Mandat für den Verbandsgemeinderat Leiningerland nicht annehme, empfinde er mit Blick darauf, dass er auch als Gemeindeverbandsvorsitzender zurücktrete, als konsequent, erklärt der Battenberger und entschuldigt sich bei den Wählern: „Ich bitte um Nachsicht bei all denen, die mich per Personenstimmen überaus reichlich gewählt haben.“ Er sei all denjenigen dankbar, die ihn auf dem politischen Weg begleitet hätten. Bernd Eberle, der die FWG-Liste für den Rat der Verbandsgemeinde Leiningerland angeführt hat, sagt, es sei die persönliche Entscheidung von Jürgen Schraut gewesen, zurückzutreten: „Das ist ihm nicht nahegelegt worden. Den Rücktritt hat niemand von uns gefordert.“ Allerdings sei Schraut zu bedenken gegeben worden, einen Generationswechsel einzuleiten. Zudem sei er gebeten worden, zu überlegen, „was es für ein Bild abgeben würde, wenn er Beigeordneter werden wolle“, berichtet Eberle weiter. Der Dirmsteiner Ortsbürgermeister betont, er schätze Schraut und seine kommunalpolitische Erfahrung und Tätigkeit hoch ein. Wie es jetzt weitergehe, sei noch offen: „Es muss nicht überhastet sein“, sagte er zur Frage, wann ein Nachfolger für Schraut als Vorsitzender des Gemeindeverbands gewählt werden soll.

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