Grünstadt Bad Dürkheim/Sausenheim: Jobsuche für Behinderte oft erschwert

Dank dem Projekt schwer-begabt hat die Sausenheimerin Janine (rechts) nach 13-jähriger Arbeitssuche endlich eine feste, sozialve
Dank dem Projekt schwer-begabt hat die Sausenheimerin Janine (rechts) nach 13-jähriger Arbeitssuche endlich eine feste, sozialversicherungspflichtige Anstellung im Fairtex-Sozialkaufhaus Bad Dürkheim bekommen. Hier bedient sie Barbara Kuhnt.

Behinderte haben oft einen langen steinigen Weg, bevor sie einen Arbeitsplatz haben.

„Das Arbeitsklima ist gut und die Kollegen sind nett“, berichtet Janine. Die Frau ist glücklich. Seit 1. April hat die Sausenheimerin mit Handicap, die ihren vollen Namen nicht nennen möchte, nach 13 Jahren Suche eine unbefristete Vollzeitstelle als Verkäuferin in Bad Dürkheim. Geholfen hat ihr dabei der Verein zur Beratung, Förderung und Bildung arbeitsloser Jugendlicher und Erwachsener (BFB) aus Asselheim über das Projekt schwer-begabt. „Nach ihren bisherigen Erfahrungen hat sie sich von diesem Programm nicht viel versprochen“, weiß BFB-Jobvermittler Markus Landua, der Janine am Freitag an ihrem Arbeitsplatz im Fairtex-Sozialkaufhaus besucht hat. Mit ihm gekommen waren einige Leute verschiedener Behörden und Institutionen, die sich – wie er – tagein, tagaus um die Inklusion von Menschen mit Einschränkungen bemühen. Denn es war der letzte Tag der Sommerreise des Landesbehindertenbeauftragten Matthias Rösch, der selbst im Rollstuhl sitzt. Dieser sagte allerdings kurzfristig wegen Krankheit ab. „Das ist Teil unseres Themas, mit dem wir uns beschäftigen. Menschen mit Handicap fallen immer mal wieder mal aus, können Termine nicht wahrnehmen“, kommentiert Landua. „Wir haben viele Bereiche, in denen wir Behinderte einsetzen können“, erläutert Sascha Thomas, der Geschäftsführer der Fairtex – Soziale Wiederverwertungs-Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) aus Nünschweiler, zu dem unter anderem das Dürkheimer und ein Ludwigshafener Second-Hand-Kaufhaus gehören. An jedem Standort beschäftige er knapp zehn Leute, darunter Flüchtlinge, Menschen, die Sozialstunden ableisten müssen, und Ehrenamtliche. Ein Viertel seien Festangestellte, von denen zwei ein Handicap hätten. Eine davon ist Janine, die einen 80-prozentigen Behinderungsgrad und eine eingeschränkte Sehfähigkeit hat. „Noch im Oktober 2016 verweigerte sie die Bewerbung um diese Stelle, weil sie Angst vor der weiten, unbekannten Fahrstrecke hatte und lieber in der gewohnten Grünstadter Umgebung bleiben wollte“, erzählt Landua. Mit Geduld und Unterstützung des Vaters sei die 37-Jährige dann erfolgreich an das Busfahren herangeführt worden. „Ich bin morgens so gegen halb zehn hier“, berichtet die Sausenheimerin vom Beginn ihres Arbeitstages. Janine leide an einer taktil-kinästhetischen Wahrnehmungsstörung, erläutert der Vater. Bis die richtige Diagnose gestellt worden sei, habe die Familie eine jahrelange „Ochsentour bis in die Schweiz“ absolvieren müssen. „Und dieses Handicap ist nicht im Leistungskatalog deutscher Krankenkassen enthalten, sodass wir auf allen Kosten sitzengeblieben sind“, so der 65-Jährige. Aber als sei das noch nicht genug, sei die Odyssee hinsichtlich der Ausbildung seiner Tochter so weitergegangen. Der Rentner berichtet von einem ewigen Kampf mit Bezirksregierung, Jugend- und Sozialamt, von Gutachten und Dokumenten, die Akten füllten, von juristischen Auseinandersetzungen bis zum Oberverwaltungsgericht. Mit 22 hatte Janine endlich die Berufsreife und drei Jahre später über ein spezielles Förderprogramm den Abschluss als Verkäuferin. Einstellen wollte sie aber niemand. So landete die Langzeitarbeitslose immer wieder in Qualifizierungsprogrammen und – stets befristeten – Ein-Euro-Jobs, unter anderem mehrfach im Sozialkaufhaus Grünstadt, das keine sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze anbietet. Landua, der froh ist, dass die seit 2004 währende Jobsuche für Janine nun zu Ende ist, hat inklusive der Sausenheimerin bisher 21 Behinderte über das Projekt schwer-begabt in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt.

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