Grünstadt Abwärtstrend bei Nachwuchs

Verbreitet Aufbruchstimmung: das sinfonische Auswahl-Orchester des Musikkreises, in dem unter der Leitung von Thomas Zell Musike
Verbreitet Aufbruchstimmung: das sinfonische Auswahl-Orchester des Musikkreises, in dem unter der Leitung von Thomas Zell Musiker verschiedener Donnersberger Musikvereine zusammenwirken.

Dem Kreisverband „Musikkreis Donnersberg“ sind derzeit 21 Musikvereine angeschlossen. Unser Mitarbeiter Reiner Henn sprach mit dem Vorsitzenden des Musikkreises und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rockenhausen, Michael Cullmann, und dem Geschäftsführer Hartmut Rudolph aus Münsterappel über die Entwicklung des Laienmusizierwesens.

Mit Ausnahme von zwei angeschlossenen Vereinen (Fanfarenzüge Sankt Alban und Kriegsfeld) handelt es sich bei den 21 Vereinen um klassische Blasorchester, wobei 18 im Donnersbergkreis liegen, drei dagegen kreisübergreifend aufgrund alter Kreisordnungen hier angebunden sind. Dennoch zeigt das vorgelegte Zahlenmaterial Trends und eine insgesamt besorgniserregende Tendenz, wenn auch noch keinen Flächenbrand. Rudolph nennt fünf Vereine (Boßweiler, Hochstätten, Niederhausen, Sippersfeld und Stetten), die zum Musikkreis gehörten, aber inzwischen abgemeldet sind. Weiterhin berichtet er von Zusammenlegungen, wie jene aus Alsenz mit Hochstätten und Mauchenheim mit Wendelsheim, und inzwischen spielen Musiker aus Münsterappel in Kriegsfeld mit. Zusätzlich trägt zum noch intakten Bild der Umstand bei, dass manche Vereine mit Aushilfen arbeiten oder gefragte Musiker bei mehreren Vereinen aktiv sind – so Rudolphs Erfahrung. Die Statistik zeigt auf den ersten Blick bei den Aktiven über 18 Jahre noch keine alarmierenden Zahlen, mit derzeit 439 Aktiven scheint die Zahl recht konstant, denn 1997 waren es auch 435. Allerdings zeigt die Kurve mit dem Jahr 2007 auch einen nicht mehr erreichten Höchststand von 475 Mitwirkenden. Gravierender ist die Situation bei den Mitgliedern bis 18 Jahre, wo sich ein deutlicher Abwärtstrend ergibt: Ab 2001 wurde die „Schallmauer“ mit über 400 Nachwuchskräften durchbrochen mit Höchststand im Jahr 2002 mit 460 Gelisteten. Dagegen nehmen sich die 2016 registrierten 192 Jungmusiker bescheiden aus. Daher stellte sich in der Gesprächsrunde die Frage nach flankierenden Maßnahmen wie etwa Jugendorchesterarbeit. Cullmann und Rudolph nennen unter Berücksichtigung von allgemein gültiger Besetzung, Kontinuität und Nachhaltigkeit mit regelmäßiger Konzerttätigkeit nach ihrem Kenntnisstand vor allem vier Jugendorchester, die all diese Voraussetzungen dauerhaft erfüllen: Bolanden, Dreisen, Göllheim und Rockenhausen, wobei gerade diese zugehörigen Vereine aufgrund ihrer regen, regelmäßigen Konzerttätigkeit der Hauptorchester auch insgesamt attraktiv sind. Rudolph berichtet über die vielfältigen Bemühungen im Musikkreis hinsichtlich Jugendförderung, so über das Modell „Jugend musiziert“ seit den 80er Jahren, als eine eigene Konzertreihe als Podium für Jugendorchester initiiert wurde. Bei den Erwachsenen hat sich eine Kreis-Bigband nach zehnjährigem Bestehen wieder aufgelöst. Seit einem Jahr erzeugt aber derzeit ein sinfonisch orientiertes Kreisorchester mit 40 Mitwirkenden Aufbruchstimmung. Auffällig ist, dass die Vereine, die auch sinfonisch-konzertant spielen, gleichzeitig auch mit die erfolgreichste Jugendarbeit praktizieren. Rudolph bringt seine Sorge auf den Punkt, wenn er befürchtet, dass bei dieser Ausbildungssituation mittelfristig gravierende Lücken in den Hauptorchestern nicht mehr geschlossen werden können. Cullmann und er sehen in Fluktuation, Wegziehen von Familien Ursachen, aber auch in der gewandelten Freizeitgestaltung aufgrund digitaler Medien und letztlich auch in der jetzigen Form der Ganztagsschule. Dabei gehen beide mit gutem Beispiel voran: Cullmann und Rudolph haben jeweils zwei im Bläserbereich musizierende Kinder, und Rudolph spielt selbst als Leistungsträger im Verein. Zur Ursachenforschung wurde auch der Verwaltungsleiter von Kreismusik- und Kreisvolkshochschule, Christopher Krill, befragt und um Zahlen gebeten: Demnach sind bei den Blasinstrumenten derzeit bei der Kreismusikschule 128 Schüler in Ausbildung. Vor zehn Jahren waren es 289, vor 15 Jahren 313. Bei den in Musikvereinen ebenfalls gebrauchten Schlagwerkern ist die Höchstzahl von 60 (vor zehn Jahren) auf inzwischen zwölf zurückgegangen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x