Frankenthal „Shame“ reimt sich auf „Rain“

Auf dem Strohhutfest hat Stefanie Nerpel gemeinsam mit den Dicken Kindern die Menge auf dem Rathausplatz gerockt. Nun präsentierte sie sich am Mittwochabend in kleiner Besetzung an der Lambsheimer Beach Bar. Stayfunny & Friends heißt das Trio.

Stayfunny eine Umformung ihres Vornamens Stefanie, die Friends sind ihr Lebensgefährte Uwe Kröner am Bass und Drummer Michael Germer an seiner abgespeckten Schießbude. Wer angesichts dieses Instrumentariums nun einen Abend mit Folk-Rock-Balladen erwartete, sollte sich getäuscht sehen. Auch wenn der Auftakt mit Otis Reddings „Dock of the Bay“ recht beschaulich war, gab Nerpel mit ihrer ausdrucksstarken Soulstimme einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte. Die studierte Modedesignerin und Musikerin erwies sich in der Folge als wahre Stimmungskanone, die auch die identitätsstiftenden Rituale der Vorderpfalz aus dem Eff-Eff beherrscht. Der Schlachtruf „Schoorlee“ kam ihr ebenso geläufig über die Lippen wie ein breiter pfälzischer Slang, der nur gelegentlich die badische Herkunft durchklingen ließ. Mit ihrem von Temperament sprühenden akustischen Gitarrespiel und dem unglaublich vielseitigen Gesang deckt sie fast alle Genres der letzten 60 Jahre Pop-Geschichte ab. Ob Reggae-Anklänge in Stings „Englishman in New York“ oder Nancy Sinatras 60er-Jahre-Hit „These Boots Are Made for Walking“, Nerpel gelang immer eine originelle mitreißende Interpretation. Dass sie in den Sinatra-Hit kurzerhand den Rock’n’Roll-Klassiker „Blue Suede Shoes“ einbaute, zeigt ihre Originalität im Umgang mit dem musikalischen Material. Von Anfang an bemühte die Künstlerin den vierten Mann der Band – ihr Publikum –, seinen Beitrag zu leisten und trieb die Stimmung langsam, aber sicher zum Siedepunkt. Angesichts der sommerlichen Hitze ein schweißtreibendes Unterfangen. Besonders, wenn die temperamentvolle Sängerin wie bei Led Zeppelins „Rock’n’Roll“ über die Bühne fegte. Am Weiher stellten Stayfunny & Friends auch Titel ihres ersten Albums vor. Alle Songs stammen aus der Feder der Frontfrau Stefanie Nerpel. Mit „Nur du“ richtet sie eine Liebeserklärung an ihren Mann Uwe. „Besser als Party, besser als Pizza, besser als eine Fee, besser als alles Geld der Welt“, dichtete die Sängerin gemeinsam mit ihrer Tochter zum Lobe ihres Gatten. In den Sprechchor „U-we, U-we“ wollte das Publikum am Weiher dann doch nicht einstimmen. Hartnäckig vorgetragen wurde dagegen der Publikumswunsch nach „Purple Rain“. Ohne E-Gitarre sei der Song zwar schlecht machbar, bremste Nerpel Erwartungen. Doch sie fand einen Weg, den Titel in den Disco-Soul-Knaller „Shame, Shame, Shame“ einzubauen. Auf „Shame“ folgte „Purple Rain“ und die Fans sangen aus voller Brust mit. „Dankschää – Bittschää“ und „uffbasse!“ dröhnt es in die aufziehende Vollmondnacht. Letzteres war vor allem bei den eigenen Titeln, die durchaus Ohrwurmqualitäten haben, angesagt. Wie „Nur du“ ist auch „Nimm dir die Zeit“ eine originelle, äußerste wirkungsvolle Komposition. Die facettenreiche Stimme Nerpels, die knackigen Bässe und die filigrane, markante Rhythmik der Drums – da stimmte alles. Stayfunny & Friends, die für die CD im Studio das Klangbild mit mehreren Musikern aufgepeppt haben, lassen sich nicht in eine Schublade stecken. Dabei kommt ihnen nicht zuletzt ihre große Erfahrung als über Jahrzehnte erprobte Profimusiker zugute. Wer am Weiher am Mittwoch nicht genug bekam, kann das Trio am Sonntag auf dem Rebblütenfest in Kirchheim noch einmal hören.

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