Rhein-Pfalz Kreis Ran an die blaue Urne

Wie bei der Bundestagswahl 2009 werden auch 2017 wieder die ersten Ergebnisse gespannt erwartet.
Wie bei der Bundestagswahl 2009 werden auch 2017 wieder die ersten Ergebnisse gespannt erwartet.

Ins Fernsehen können diejenigen kommen, die am Sonntag im Rathaus der Verbandsgemeinde Dannstadt-Schauernheim wählen gehen. Sie werden jetzt keine TV-Stars, sondern gehen lediglich in einer Hochrechnung auf. Aber immerhin.

Die Wähler, die im Dannstadter Rathaus ihre Stimme für den nächsten Bundestag abgeben, dürfen danach gleich noch einmal Kreuzchen machen. Denn vor den Wahllokalen werden sie von Anke Olschewski-Vega vom Wahlforschungsunternehmen Infratest dimap in Empfang genommen und gefragt, wie sie gerade abgestimmt haben. „Das Ausfüllen des Fragebogens erfolgt anonym und freiwillig“, heißt es seitens der Verbandsgemeindeverwaltung. Wer mitmacht, bestimmt allerdings an diesem Wahlsonntag die 18-Uhr-Hochrechnung mit. Für die ARD-Wahlberichterstattung interviewt das Team von Infratest dimap, der Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung aus Berlin, knapp 100.000 Wähler an diesem Tag. Zu den Interviewern gehört auch Anke Olschewski-Vega. Ihr Erkennungszeichen: die blaue ARD-Wahlurne, mit der sie im Dannstadter Rathaus steht. Auch in Frankenthal im Stimmbezirk 1143 in der Schiller-Realschule und in Beindersheim befragen Forscher Wähler. Nach einem standardisierten Verfahren wird Olschewski-Vega Wähler direkt nach Verlassen des Wahllokals bitten, einen Fragebogen auszufüllen. Dabei geht es um die eben getroffene Wahlentscheidung sowie um weitere Angaben wie Alter und Geschlecht. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert laut Infratest dimap nur einen kurzen Augenblick, aber es helfe, eine möglichst genaue erste Wahlprognose zu treffen. Für jeden Fünften könnte es auch ein bisschen länger dauern an der blauen Wahlurne. Er bekommt einen größeren Fragebogen. Mit diesem wird auch abgefragt, welche Faktoren für die aktuelle Wahlentscheidung wichtig waren. Waren es bestimmte Themen, die Kandidaten oder die Partei? Außerdem werden noch mehr persönliche Dinge abgerufen: Beruf, Ausbildung, Einkommen. Ganz wichtig: Die Person, die den Fragebogen ausfüllt, kann anhand der Angaben nicht identifiziert werden, versprechen die Wahlforscher. Im Laufe des Sonntags werden die Ergebnisse von Olschewski-Vega per Handy an Telefonstudios durchgegeben, von dort an das Wahlstudio weitergeleitet und am Computer verarbeitet. Erstes Ergebnis der Wahltagsbefragung ist dann die im Fernsehen ausgestrahlte 18-Uhr-Prognose. Im weiteren Verlauf kann laut Infratest dimap auf Basis der Befragung ausführlich über Wahlmotive und Wählerwanderungen berichtet werden. Schon am Wahlabend würden aufgrund der ausgefüllten Bögen zuverlässige Angaben über das Verhalten von Erstwählern und über die Motive ihrer Entscheidung vorliegen. Dannstadt-Schauernheim wurde nicht ganz zufällig ausgewählt. Im Vorfeld der Befragung hat Infratest dimap eine repräsentative Stichprobe von Wahlbezirken aus der gesamten Bundesrepublik ausgewählt. Ein Wahlbezirk hat im Schnitt etwa 1000 Wahlberechtigte und ist damit erheblich kleiner als die sogenannten Wahlkreise. Die ausgewählten Bezirke – insgesamt sind es 624 – sollen die Gesamtregion im Hinblick auf die regionale Verteilung und das frühere Wahlverhalten möglichst genau abbilden. Heißt: Der Bezirk 6 in Dannstadt-Schauernheim repräsentiert ganz gut den Bundesdurchschnitt. Und wer durchschnittlich ist, kommt ins Fernsehen – selbst wenn es nur in Form einer Hochrechnung ist.

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