Rhein-Pfalz Kreis Pfalzwerke wollen auf die Parkinsel

„Bauentwicklung im Stadtteil Süd“ – was sich hinter diesem „kryptischen“, so Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU), Tagesordnungspunkt in der jüngsten Sitzung des Ludwigshafener Stadtrats verbirgt, war dem Plenum, wie spätere Reaktionen zeigten, bis dato unbekannt: Die Pfalzwerke wollen ihren Hauptsitz von der Kurfürstenstraße in Süd bis 2020 auf die Parkinsel verlegen – auf einen Teil jenes zwischen Hafenstraße und Luitpoldhafen gelegenen 2,5-Hektar-Areals, auf dem im Juni 2013 eine Lagerhalle mit Isolierstoffen spektakulär niederbrannte. Das Vorhaben sei eng mit dem Hafenbetrieb als Grundstücksbesitzer abgestimmt, sagte Lohse zum vorläufigen Ergebnis fast zweijähriger Verhandlungen unter der Federführung der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft. Auf dem seit vier Jahren brachliegenden Gelände soll ein moderner und der Wohnumgebung angepasster Verwaltungskomplex mit einem fünfstöckigen Bürohaus zur Hafenkante und einem dreigeschossigen Gebäude zur Straßenseite hin entstehen – beide in quadratischer Form. Eine Tiefgarage soll 150 Stellplätze bieten. Der Entwurf des Büros ATP Architekten und Ingenieure wird von der Implenia Hochbau GmbH umgesetzt. Die Pfalzwerke mieten sich ein. Laut René Chassein vom Vorstand des Energieversorgers ist der 1923 errichtete Ludwigshafener Firmensitz zwischen Koschat- und Bayernplatz längst ein Sanierungsfall. Die drei unterschiedlichen Gebäudeensembles am alten Standort sollen im Gegenzug bis auf das denkmalgeschützte Eingangsportal des Haupthauses abgerissen werden. Auf dem 12.700 Quadratmeter großen Grundstück sind 250 Eigentumswohnungen mit zwei bis fünf Zimmern in der Qualität der Rheinufer-Bebauung nebst Tiefgarage und Kita für 135 Kinder vorgesehen. Projektentwickler ist Diringer & Scheidel, für die Architektur verantwortlich ist das Büro Blocher Partners. Mitte 2018 sollen die Arbeiten auf den ersten beiden Baufeldern beginnen. Die Kosten für beide Vorhaben sollen jeweils im zweistelligen Millionenbereich liegen. „Wir stehen erst am Anfang der Diskussion“, sagte Lohse, die in den nächsten Monaten auf eine konstruktive Debatte hofft. Mit der Nachricht habe die Stadt erst an die Öffentlichkeit gehen können, nachdem sich der Pfalzwerke-Aufsichtsrat einig gewesen sei. Mit Blick auf die Rechtslage sei für das Parkinsel-Gelände nicht nur ein Kompromiss, sondern „eine richtig gute Lösung“ gefunden worden, meinte die 61-Jährige, die dennoch von einer schwierigen Gemengelage sprach. Hintergrund: Die Stadt hatte sich vor Ort ursprünglich eine Wohnbebauung gewünscht, war den Hafenbetrieben aber in einem juristischen Streit unterlegen. Kurzzeitig war das Areal auch für ein neues Polizeipräsidium im Gespräch. Die Fläche ist als Mischgebiet (Mix aus Wohnen und Gewerbe) ausgewiesen. Mit Hafenchef Franz Reindl wolle sie weiter darüber verhandeln, ob die restliche Fläche perspektivisch doch noch für Wohnbebauung infrage kommen könnte. „Der Hafen hat seinen Beitrag zu einer vernünftigen Lösung geleistet. Nun ist zu hoffen, dass die Stadt die Bedingungen des Hafens in den weiteren Schritten berücksichtigt“, bezog Reindl gestern Abend auf Anfrage Stellung. Alle Fraktionen begrüßten das Bekenntnis der Pfalzwerke zur Stadt und die Quartierspläne im Stadtteil Süd. Der Pfalzwerke-Wechsel auf die Parkinsel stieß auf Kritik. CDU und SPD forderten Anwohnerversammlungen. Die kleineren Fraktionen plädierten dafür, Alternativstandorte zu prüfen, weil sie eine Wohnbebauung auf der Parkinsel für die bessere Lösung halten. Die Grünen wollen sich die Entwürfe erst genau anschauen.

x