Frankenthal Mauerblümchen trifft Macho

Anja Kleinhans und Christian Birko-Flemming erleben bei der Partnersuche eine Odysee nach der anderen.
Anja Kleinhans und Christian Birko-Flemming erleben bei der Partnersuche eine Odysee nach der anderen.

Wie schwierig sich das Kennenlernen zweier Menschen über eine Internetpartnerbörse gestalten kann, veranschaulichte das Gastspiel des Theader Freinsheim am Mittwoch im Theater Alte Werkstatt (TAW) in Frankenthal. „Kontakte – viereinhalb Bemühungen, späteres Glück nicht ausgeschlossen“ heißt das Stück von Sylvia Hoffman, das den zweiten Programmpunkt des Sommerfestivals des TAW bildete.

Biergartenatmosphäre herrscht im bis auf den letzten Platz gefüllten Foyer des TAW. Lampions, Sonnenschirme und künstliche Pflanzen schmücken die Tischgruppen. Vier erhöhte Sitzplätze, die in allen Himmelsrichtungen platziert sind, lassen bereits darauf schließen, dass die Bühne während des rund einstündigen Stücks wandern wird. Eine Dame mit brauner Kurzhaarperücke und rosa Nelke in der Hand betritt den Raum, setzt sich an einen Tisch. Schon kommt ein Mann in den Vierzigern, frisch geschieden, zwei Kinder. Er läuft suchend durch den Raum und findet die Dame, die er über eine Internetpartnerbörse gedatet hat. Doch anstatt eines romantischen Rendezvous’ beginnt eine Odyssee an Missverständnissen und Kommunikationsschwierigkeiten. „Ihre Stimme klingt ja ganz anders! Ganz anders als Sie schreiben!“, sagt die Frau (Anja Kleinhans) und trifft damit das Wesen der modernen Form des Kennenlernens auf den Punkt. „Millionen treffen sich über Internetportale“, sagt die Frau, und ausgerechnet sie habe Pech. Eigentlich sei sie auf der Suche nach einem reichen Mann, doch in ihrem Gegenüber (Christian Birko-Flemming) sieht sie nur einen Mann, der „Erfolglosigkeit ausstrahlt“. „Danke, liebe Kollegin, dann gehen wir in die nächste Szene“, meint Birko-Flemming nach der ersten Szene, die sich als Kennenlern-Desaster entpuppt. Bühnenwechsel ist angesagt. Die Stühle der Zuschauer rücken um 90 Grad, die Augen richten sich neu aus. Wieder eine Kneipenszene. Der Pfälzer Riesling wird zum verbindenden Element, da er in jeder Szene genossen wird, sei es im stilvollen Weinglas oder traditionell aus dem Dubbeglas. Erfolglosigkeit will der Mann nun nicht mehr ausstrahlen, kommt als Macho daher, um die „Gedatete“ zu überzeugen. Doch sie, in der Kategorie Mauerblümchen beheimatet, fühlt sich gar gekränkt von ihrem aggressiven und überdrehten Gegenüber. Akkordeontöne erklingen, „La foule“ von Edith Piaf begleiten den Szenenwechsel. Das nächste Treffen scheint vielversprechend. Doch dann kippt auch hier das Gespräch, beide streiten über ihre Jobs. Ein letztes Mal Stühle rücken, ein letzter Versuch: Kleinhans setzt eine blonde Langhaarperücke auf, sitzt im Yogasitz auf dem Stuhl. Doch er kommt bei ihren esoterischen Redeschwällen kaum zu Wort. Auch dieses Treffen scheitert, trotz Planung. „Sich verlieben ist einfach Glück“, sagt er. Und ganz plötzlich ist er hin und weg von der Kellnerin, die ihm noch einen Riesling bringen möchte. Es knistert, Verlegenheit herrscht. Doch es zählt der Moment, das Ungeplante. „Wollen Sie mit mir essen gehen?“, fragt er. „Ja“, antwortet diese.

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