Frankenthal Kläranlange Lambsheim: Starker Geruch verärgert Gemeinden

Über ein Förderband (links) wird Klärschlamm aus der Abwasserreinigungsanlage in Lambsheim in Glashäuser (rechts) zum Trocknen t
Über ein Förderband (links) wird Klärschlamm aus der Abwasserreinigungsanlage in Lambsheim in Glashäuser (rechts) zum Trocknen transportiert. Die Gerüche gehen aber von zwischengelagertem »Altschlamm« aus, berichtet die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd.

Den Eppsteinern stinkt’s, den Flomersheimern auch: Beide Vororte leiden in jüngster Zeit nach Angaben der Stadt unter dem starken Geruch, den offenbar auf dem Gelände der Kläranlage Lambsheim gelagerter Schlamm verströmt. Anfang kommender Woche soll mit Aufsichtsbehörden und dem Anlagenbetreiber über eine Lösung gesprochen werden.

Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU) hat das Problem, das manche Eppsteiner und Flomersheimer aktuell quält, im Stadtrat plastisch beschrieben: „Sie können sich vorstellen, dass es nicht schön ist, wenn Sie auf der Terrasse beim Abendbrot sitzen und dann kommt so eine Wolke herübergezogen. Das schlägt auf die Lebensqualität.“ Zumindest ist aus Sicht Frankenthals und der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd in Neustadt geklärt, was die Menschen in den Vororten aktuell die Nase rümpfen lässt: die Solar-Trocknung von Klärschlamm auf der vom Abwasserverband Lambsheim betriebenen Kläranlage. Während Anfang Juni an mehreren Tagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten vor allem der Westen Eppsteins von den Gerüchen betroffen war, haben zuletzt auch Bürger aus Flomersheim und hier vor allem in der Straße An den Pflanzgärten über ähnliche Belästigungen geklagt, berichtet Beigeordneter Bernd Knöppel (CDU). Nachdem zunächst andere Quellen für den Gestank wie die Düngung umliegender Felder mit Biomasse geprüft worden seien, habe bei Recherchen des kommunalen Vollzugsdienstes der Stadt vieles auf die Kläranlage der Nachbargemeinde als Herkunftsort der Schwaden hingedeutet. Dort wird – am Eppsteiner Weg direkt an der Autobahn 61 (siehe Grafik) – seit 2012 mittels Sonnenenergie in an Gewächshäuser erinnernden Glaskonstruktionen der von der Anlage produzierte Klärschlamm getrocknet. Zur Erklärung: In Lambsheim werden Abwässer aus dem Ort selbst und aus der Verbandsgemeinde Maxdorf gereinigt. Die aktuellen Schwierigkeiten gehen nach Einschätzung der SGD auf „Altschlamm“ zurück. Nach Darstellung einer Behördensprecherin handelt es sich dabei um „zwischengelagerten Klärschlamm, der noch nicht getrocknet werden konnte“. Knöppels Informationen zufolge stammt dieser Schlamm noch aus dem zurückliegenden Winter. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion hat den Abwasserzweckverband nach eigenen Angaben angewiesen, den sogenannten Altschlamm bis auf Weiteres nicht mehr in der bisher gewohnten Art zu verarbeiten. „Dieser Aufforderung kommt der Betreiber nach“, informierte die SGD auf Anfrage. Parallel hat die Suche nach Lösungen für das Geruchsproblem begonnen. Vergangene Woche saßen nach RHEINPFALZ-Informationen Vertreter der SGD, des Anlagenbetreibers und des Ingenieurbüros zusammen, das die Erweiterung der Kläranlage geplant hat. Am kommenden Montag soll ein Treffen der Verantwortlichen mit dem Frankenthaler Beigeordeten Knöppel und den Ortsvorstehern Uwe Klodt (SPD, Eppstein) und Heike Haselmaier (CDU, Flomersheim) stattfinden. Knöppel hofft dann auf Klärung, „wie mit der Problematik der Altschlammlagerung zukünftig umgegangen wird“. Die Vorsteherin des Abwasserzweckverbands, Maxdorfs Noch-Verbandsbürgermeisterin Marie-Luise Klein (SPD), betont auf Anfrage: „Wir klären derzeit mit der Herstellerfirma der Trocknungsanlage ab, ob und welche Optimierungsmöglichkeiten bestehen, um eine Geruchsentwicklung zu minimieren. Offenbar ist dabei auch die jeweilige Wetterlage einzubeziehen.“ Die „Anlagenfahrweise“ werde entsprechend diesen Bedingungen „technisch optimiert“, so Klein. Dass dann Schluss ist mit den Duftwolken, möchte die Aufsichtsbehörde nicht versprechen: „Ein dauerhaft geruchsloser Betrieb einer Kläranlage mit ihren Funktionseinheiten ist nicht möglich und kann auch aus wasserrechtlicher beziehungsweise immissionsschutzrechtlicher Sicht nicht gefordert werden“, betont die SGD-Sprecherin. Außer Frage steht, dass in Lambsheim mit dem bisherigen Verfahren zur Trocknung des Klärschlamms weitergearbeitet wird. Auf die Frage, ob eine Abkehr davon und der Einsatz möglicher Alternativen denkbar seien, antwortet Marie-Luise Klein: „Nein, das ist nicht denkbar. Es gibt keine Alternativen.“ Dass das anrüchige Thema zum Dauerzankapfel zwischen Frankenthal und dem Zweckverband wird, möchte dessen Vorsteherin gerne vermeiden. Um rascher reagieren zu können, „streben wir zusätzlich den direkten Kontakt mit den Vertretern der Nachbargemeinde an“, schreibt Klein auf RHEINPFALZ-Anfrage. Sie setzt auf konstruktives Miteinander: „Soweit eine Geruchsbelästigung von der Kläranlage ausgeht, sind wir bestrebt, eine umfassende Lösung zu erarbeiten.“ Unabhängig davon will die Stadtverwaltung Frankenthal an ihrer bisherigen Linie festhalten und möglichst viele Vorfälle dokumentieren, die sie dann an die SGD weiterreicht. Er bitte daher betroffene Einwohner der Vororte, sich beim Kommunalen Vollzugsdienst der Stadt zu melden, sollte es stinken, so Bernd Knöppel. Dessen Mitarbeiter seien über die Mobiltelefonnummer 0171 3303928 erreichbar.

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