Frankenthal Frankenthaler Flüchtlinge protestieren nachts lautstark gegen Unterkunft in Messehallen

So sehen die Notunterkünfte auf dem Frankenthaler Festplatz von innen aus: In der Nacht auf Mittwoch haben 20 der dort lebenden
So sehen die Notunterkünfte auf dem Frankenthaler Festplatz von innen aus: In der Nacht auf Mittwoch haben 20 der dort lebenden 110 Flüchtlinge gegen die Bedingungen dort protestiert. Archivfoto: Bolte

20 Bewohner der städtischen Notunterkunft auf dem Festplatz an der Benderstraße in Frankenthal haben nach Angaben der Polizei am frühen Mittwochmorgen lautstark gegen die ihrer Ansicht nach schlechte Unterbringung in den dort seit anderthalb Jahren aufgebauten Messehallen protestiert. Den Beamten zufolge schleiften die Männer Matratzen aus ihren Betten und legten sie vor der Zufahrt zu dem mit Bauzäunen gesicherten Gelände ab. Sie hätten außerdem die in den Hallen installierten Feuermelder ausgelöst.

Stimmung in der Unterkunft war angespannt

Wegen der gereizten Stimmung und der Gefahr einer weiteren Eskalation seien „bis zu 30“ Polizisten an den Festplatz ausgerückt, teilte die Frankenthaler Inspektion am Mittwochmittag mit. Alarmiert hatte sie kurz nach Mitternacht der von der Stadt engagierte Sicherheitsdienst. Es sei vor Ort „im Dialog“ gelungen, die Bewohner des von ihnen selbst „Camp“ genannten Notlagers davon zu überzeugen, dass sie „ihren Forderungen ausschließlich mit friedlichen Mitteln Nachdruck“ verleihen, heißt es im Polizeibericht. Gegen 2.30 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen. Ob Straftaten begangen worden seien, werde noch geprüft, sagte Thomas Lebkücher, Chef der Polizeiinspektion Frankenthal, auf RHEINPFALZ-Anfrage.

Privatsphäre der Asylbewerber stark eingeschränkt

Ein konkreter Anlass für den Aufruhr sei für seine Beamten nicht auszumachen gewesen. Den Männern sei erlaubt worden, die Nacht auf den Matratzen im Freien zu verbringen, sagte Lebkücher. Zum Hintergrund: In den seit Januar vergangenen Jahres genutzten Notunterkünften sind derzeit noch rund 110 Asylbewerber untergebracht. Im Inneren sind die einzelnen Schlafabteile lediglich durch mit Folien bespannte Bauzäune voneinander getrennt – eine starke Einschränkung der Privatsphäre, wie vergangene Woche Politiker aller Stadtratsfraktionen zum wiederholten Mal feststellten.

Stadtverwaltung plant bereits Alternativen

Die Stadt möchte als Ersatz für die Messehallen auf einem Pfalzwerke-Grundstück im Gewerbegebiet Nord neue Unterkünfte aus Holzmodulen aufbauen. Dem hat der Rat – wie berichtet – inzwischen zugestimmt. Um den Druck aus der Situation zu nehmen, plant die Stadtverwaltung nach Angaben des Beigeordneten Bernd Knöppel (CDU), 30 der „Camp“-Bewohner in die frisch renovierten Teile des Wohnheims in der Albertstraße umzusiedeln und weitere zehn in aktuell leerstehenden Wohnungen unterzubringen, sagte Knöppel. Der Umzug soll in der kommenden Woche stattfinden. Das Quartier wechseln sollen Knöppel zufolge dann diejenigen Flüchtlinge, die am längsten auf dem Festplatz gewohnt haben. Der Beigeordnete will dann selbst noch einmal für Gespräche mit den Bewohnern in die Notunterkunft gehen. 

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