Frankenthal Frankenthal: Neue Chancen durch Digitalisierung bei Renolit-Gruppe

Der frisch erzeugte weiße Kunststoffstrang, den Arbeiter Kurt Hock hier kontrolliert, wird auf Walzen geführt. Daraus entsteht F
Der frisch erzeugte weiße Kunststoffstrang, den Arbeiter Kurt Hock hier kontrolliert, wird auf Walzen geführt. Daraus entsteht Folie.

Die Renolit-Gruppe, Hersteller von Kunststofffolien, hat sieben Millionen Euro in den Aufbau einer neuen Produktionseinheit investiert.

Damit sei der Standort deutlich gestärkt, sagt Werksleiter Thomas Salzer. Die jüngste Marktentwicklung stimmt ihn zuversichtlich. Gute Geschäftsaussichten sieht er auch dank der Digitalisierung. Es ist „die größte Investition der Renolit SE im Werk Frankenthal in den letzten 25 Jahren“. Werksleiter Thomas Salzer deutet auf eine riesige Fertigungsstraße mit schnell drehenden Walzen, auf der Kunststofffolie hergestellt wird. „Kalander Nummer drei“, wie die Anlage in der Mitte der großen Produktionshalle an der Franz-Nissl-Straße genannt wird, hat eine besondere Geschichte. Im belgischen Renolit-Werk Oudenaarde, wo sie zuerst eingesetzt war, wurde sie demontiert, in Frankenthal an die neuen Erfordernisse angepasst und wieder aufgebaut. 2016 habe man mit dem Probebetrieb angefangen, jetzt laufe die Maschinerie reibungslos, berichtet Salzer. Gut 24 Monate habe dieser gesamte Prozess gedauert. Das Frankenthaler Werk mit seinen 360 Mitarbeitern ist der Farbenspezialist im Renolit-Verbund. „Folien in 2500 verschiedenen Farben können wir liefern“, sagt Salzer. Die weiterverarbeitende Industrie versieht die Renolit-Folien mit Klebeschichten; die Anwendungsmöglichkeiten – vor allem in Kennzeichnung und Werbung – sind vielseitig. Die Digitalisierung bringe es mit sich, dass weiße Folien zusehends stärker gefragt seien, erklärt Salzer – und die liefere der neue Kalander „in Topqualität, mit bis zu 140 Metern pro Minute“. Dank der neuen Möglichkeiten des Digitaldrucks könnten Anwender dieses Material selbst nach Bedarf gestalten, erläutert Steffen Spendel, der in der Renolit-Zentrale in Worms für Pressearbeit zuständig ist, und das sei ein wachsender Markt. Folienherstellung: Das bedeutet, dass PVC und weitere Bestandteile in einer Maschine oberhalb des Kalanders zusammengeführt werden. Unter Hitzeinwirkung wird daraus in einem sogenannten Extruder eine klebrige Masse hergestellt. Der danach angeordnete Strainer macht daraus eine Endlos-Wurst aus Kunststoff – und die wird dann im folgenden riesigen Walzwerk in mehreren Etappen zu feiner Folie geplättet. Die gewünschte Dicke des Produkts lässt sich exakt einstellen, erklärt Salzer. Am Ende, bei noch etwa 80 Grad Celsius, wird durch Prägung die gewünschte Oberflächenstruktur erzeugt. „Von Hochglanz bis matt“ ist alles drin. Gerade einmal fünf Mitarbeiter bedienen einen solchen hoch automatisierten Kalander; sechs dieser Produktionsanlagen gibt es im Werk Frankenthal. „Wir arbeiten hier in vier Schichten im Vollconti-Betrieb“, sagt Werksleiter Salzer. Das heißt: sieben Tage die Woche rund um die Uhr. 200 von 360 Mitarbeitern wirken in diesem Schichtbetrieb mit. Meistens laufen nach seinen Angaben fünf Kalander gleichzeitig, in den Sommerferien habe man nur vier parallel genutzt. Die „enorm hohe Produktivität“ des jüngst montierten Kalanders Nummer drei bedeutet für das Werk Zukunftssicherung, unterstreicht Salzer. Die Entscheidung von Eigentümern und Vorstand, diese enorme Investition zu finanzieren, sei „eine klare Botschaft, über die wir alle sehr glücklich sind“. Die Herstellung sogenannter Kontaktfolien macht nach Angaben Salzers etwa 90 Prozent des Umsatzes aus. In kleinerem Umfang stellt das Werk Frankenthal zudem Folien her, wie sie für die Innengestaltung von Möbeln verwendet werden, und Spezialprodukte: etwa transparente Folien für Spanndecken und solche, aus denen Sichtblenden für Wohnmobile und Caravans gefertigt werden. Wirtschaftlich läuft es für das Werk nach Einschätzung Salzers gut. Der erwartete Planumsatz für 2017 von 76 Millionen Euro liegt leicht über den Vorjahreswerten. 16.000 Tonnen Folie sollen gefertigt werden. Obwohl es beim Blick auf des globale Wirtschaftsgeschehen eine Menge Fragezeichen gibt – Salzer nennt beispielhaft Osteuropa, die Türkei und Großbritannien –, sieht es bei der Nachfrage für Renolit-Produkte gut aus. Angesichts der Bestellungen für 2017/18 würde Salzer „auf der Schulnotenskala die Note 2“ vergeben. „Die Erwartungen haben sich erfüllt“, hält er fest, und es gebe „keinen Anlass, sich Sorgen zu machen“. Mehr Aufwand als früher ist nach der Erfahrung des Werksleiters notwendig, um den gewünschten Nachwuchs zu gewinnen. Beim Thema Ausbildung arbeite man mit der Schiller-Realschule plus und der IGS Robert-Schuman-Schule zusammen. Industriemechaniker, Energieanlagenelektroniker und Verfahrensmechaniker werden bei Renolit Frankenthal ausgebildet. Dabei ist Worms mit seinem Ausbildungszentrum erste Station für Neulinge, erläutert Steffen Spendel. „Im zweiten Jahr kommen sie dann hier rüber nach Frankenthal“, sagt Salzer. Aktuell gehörten 20 Auszubildende zum Werk.

Kontrolle ist wichtig: Maschinenführer Angelo Cammalleri (links) und Werksleiter Thomas Salzer an der Steuerung des Kalanders.
Kontrolle ist wichtig: Maschinenführer Angelo Cammalleri (links) und Werksleiter Thomas Salzer an der Steuerung des Kalanders.
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