Frankenthal Eine Band mit Magie

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Sie können`s noch, die alten Herren von Canned Heat. Die Blues- und Boogie-Band feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Im Mozartsaal des Wormser Theaters groovte die Band großartig. Auch der als Support angekündigte Joe Louis Walker war hörenswert. Es wurde ein Doppelkonzert in umgekehrter Reihenfolge

Pünktlich um 20 Uhr begann der indische Drone-Sound, und dann rollte der Boogie-Express los mit „On The Road Again“, dem wohl berühmtesten Klassiker von Canned Heat. Eher erwartet hätte man, dass Walker als Vorgruppe spielt und Canned Heat als Top Act. Falls jemand erst um 21 Uhr kam, hatte er gerade noch das „Don`t Forget To Boogie“ gehört, den Satz mit dem die Woodstock-Veteranen seit 50 Jahren ihre Konzerte beenden. Es gab dann noch einen gefühlvollen langsamen Blues als Zugabe mit schöner Slide-Gitarre von Larry „The Mole“ Taylor. Weitere Zugabe-Rufe verhallten ungehört. Nach kurzer Umbaupause begann dann Walker mit seiner Band. Wie Veranstaltungsleiter Frank Schumann auf RHEINPFALZ-Nachfrage erklärte, habe er von der umgestellten Reihenfolge selbst erst am Nachmittag erfahren. „Die beiden Bands haben das bei ihrem Konzert am Vortag in Frankreich ausprobiert. Das sei beim Publikum so gut angekommen, dass sie das auch hier so wollten“, sagte Schumann. Ursprünglich sei vor einem Jahr auch nur Canned Heat gebucht gewesen, der Support erst später dazu gekommen. Wer rechtzeitig da war, konnte Canned Heat also 70 Minuten lang genießen. Und die Band zeigte sich in guter Form. Was die Fans seit je begeistert, ist der Boogie-Groove, der beim Zuhören unweigerlich zum Nicken, Schnippen oder Wippen führt. Warum das so ist, kann man nur schwer erklären. Schlagzeuger Fito de la Parra, Gründer und seit 50 Jahren so etwas wie der musikalische Direktor, spielte wunderbar entspannt, aber dennoch präzise. Er machte nicht allzu viel, Fills und Breaks waren sparsam. Am Bass wechselten sich der bärtige Larry Taylor und John „JP“ Paulus ab. Taylor ist ebenfalls seit 50 Jahren dabei und hat sich bestens auf das Schlagzeug eingegroovt. Aber Paulus, der erst seit kurzem den erkrankten Harvey „The Snake“ Mandel ersetzt, steht ihm in nichts nach. Beide sind keine Virtuosen und Tayler musste sich bei dem bekannten schnellen Basslick, das in „Time Was“ solo erklingt, richtig anstrengen. Aber er landete genau auf dem Punkt, wo der Groove weitergeht – und das zählt. Dale Spalding spielte eine tolle Bluesharp und sang auch nicht schlecht. Im Rahmen der wechselnden Aufgaben in der Band griff er auch zur Gitarre. Paulus und Taylor wechselten zwischen Gitarre und Bass. Es gab Instrumental-Stücke mit unterschiedlichen Rhythmen von triolisch rollenden Sechs-Achteln zu geraden Achteln und zurück, später auch eine Art Rag. Es gibt eben viele Arten von Groove und Canned Heat haben alle drauf. Natürlich spielte die Band auch die alten Hits wie „Goin` Up The Country“ und „Let`s Work Together“. Schon nach 45 Minuten bedankte sich Spalding und stellte die Band vor. „Eigentlich gehen wir jetzt von der Bühne und ihr klatscht, bis wir wieder rauskommen. Wir bleiben gleich hier und machen weiter“, sagte er und eh man sich versah, waren die nächsten drei Stücke schon Zugaben. Dann kam noch ein Blues und eigentlich hätte die Band ruhig weiter jammen können, wie sie es früher auch getan hat. Joe Louis Walker kam und spielte Blues und Gospel. „Wade In The Water“ klang ganz funky, wurde aber durch längere Improvisationen etwas überdehnt. „While My Guitar Gently Weeps“ brachte Walker in einer interessanten souligen Interpretation. Er selbst und sein zweiter Gitarrist hatten gute Solos und die Resonanz des Publikums war sehr gut. „In the Morning“, auch ein Gospel, hatte einen guten Motown-Sound und Groove. Walker kam gut an und war hörenswert, aber Canned Heat hatte mehr Magie – und davon hätte es ruhig mehr sein dürfen.

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