Frankenthal Duo mit fülligem Sound

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Jede Menge Energie, Spaß und Freude haben Kids of Adelaide am Donnerstag im Frankenthaler Kulturzentrum Gleis 4 verbreitet. Das Duo, das keineswegs aus dem fernen Australien stammt, sondern aus Stuttgart, hat mit seiner Mischung aus Rock und Folk sowie sympathischen Moderationen die Besucher des Wohnzimmerkonzerts von der ersten Minute an begeistert.

Severin Specht und Benjamin Nolle sind als Straßenmusiker an den direkten Kontakt mit ihrem Publikum gewohnt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die beiden Schwaben ihre Zuschauer immer wieder mit einbeziehen – sogar das Stimmen der zahlreichen Gitarren wird kommuniziert, denn auch „das kann man spektakulär machen“, wie ein Besucher kommentiert. Das Duo fühlt sich auf der kleinen Bühne sichtlich wohl. Und auch die Wohnzimmeratmosphäre kommt den beiden sehr gelegen. Nicht umsonst machen Specht und Nolle auf ihrer „Somewhere in Germany“-Tour in kleinen Städten Station. Sie bedienen musikalisch nicht den Mainstream, also das, was Radiosender gerne rauf und runter spielen, sondern gehen ihren ganz eigenen Weg. Der Applaus des Publikums macht deutlich, dass sie damit genau die richtige Entscheidung getroffen haben. Immerhin haben die beiden Musiker ihr mittlerweile viertes Album mit im Gepäck. „Black Hat And Feather“ vereint geschickt rockige Töne mit Folk-Rhythmen. Dabei kreiert das Duo einen so fülligen Sound, dass beim Zuhörer der Eindruck entsteht, eine komplette Band stünde auf der Bühne. Das liegt daran, dass die beiden Musiker nicht nur ständig die Gitarren wechseln – von der Ukulele über die akustische bis hin zur elektrischen ist alles vertreten –, sondern mit den Füßen zusätzlich noch als Schlagzeuger fungieren. So werden Bassdrum und Tambourine zu treibenden Faktoren, die den Liedern einen groovigen Sound verpassen – und der geht meist sofort in die Beine. Einige Besucher müssen daher gar nicht erst von den Musikern zum Tanzen animiert werden – wie beim Lied „One More Dance“, denn bei diesen Beats hält es den ein oder anderen keinesfalls in den kuscheligen Sesseln. Mit „Jinx“ liefert das Duo einen fröhlichen Popsong ab, der durchaus das Zeug für eine Platzierung in den Charts hat. Neben eingängigen Melodien und einem perfekt aufeinander abgestimmten zweistimmigen Gesang, sind es vor allem auch die charmanten Ansagen, die dem Duo einen authentischen Charakter verleihen. Hier stehen Zwei auf der Bühne, die Musik nicht nur machen, sondern leben. Ab und an wird auch mal die Mundharmonika ausgepackt oder ein Keyboard kommt zum Einsatz. Mit „You Ain’t Going Nowhere“ zollen sie Bob Dylan Tribut, und bei einem weiteren Song lassen sie ihre Vergangenheit als Straßenmusiker aufleben, indem sie sich in den Zuschauerraum begeben und rein akustisch performen. Dabei zeigt sich, dass sie auch ohne wuchtige und treibende Basslinie überzeugen können, denn die Energie der Lieder und Rhythmen wird mühelos von den Stimmen und Gitarren getragen. „Hättet ihr einen Euro reingeworfen?“, möchte Severin Specht von den Zuschauern wissen. Die beantworten diese Frage mit einem lautstarken „Ja“. Die Balladen „The Mountaineer“, das Benjamin Nolle seinem Vater gewidmet hat, der früher gerne in den Bergen wandern war, und „Home“ strotzen nicht vor Kitsch, sondern begeistern mit einfühlsamen Melodien und starken Versen. Erst nach mehreren Zugaben schaffen es Kids of Adelaide von der kleinen Bühne. Für dieses intime Konzert werden die beiden Musiker mit nicht enden wollendem Applaus gefeiert.

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