Frankenthal Die Chance zum Sprung war da

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Ihr größter Erfolg verpuffte ein wenig, trotzdem werden sie noch davon getragen. Die Rockband Joleen aus Worms wurde 2016 für Rock am Ring engagiert. Von keinem geringeren als dem Macher des Festivals, Marek Lieberberg. Zum Auftritt kam es jedoch wegen Unwettern nicht. Die Männer, die sich um den Frauennamen scharen, sehen sich jedoch auf dem richtigen Weg. Hart, aber trotzdem eingängig, Rock amerikanischer Prägung wollen sie mit ihren eigenen Songs präsentieren.

Der 1. April 2016 ist allen Bandmitgliedern noch in bester Erinnerung. Die dritte Welle der Gruppen wurde bekanntgegeben, die beim Festival Rock am Ring dabei sein werden. Mittendrin: Die bis dato unbekannte Formation Joleen. Ausgerechnet der 1. April, der auch in Wormser Bandkreisen gerne für Hochstapeleien und Gags der besonderen Art genutzt wird. Die Kommentare in den Netzwerken seien entsprechend gewesen. „Wir haben es ebenfalls nicht so richtig glauben wollen“, so Florian Schwöbel. Und so habe man bis eine Minute nach Mitternacht gewartet. „Als dann der Name immer noch in der Liste stand, haben wir erst einmal einen Sekt geköpft.“ Das seien unbeschreibliche Emotionen gewesen. Alles hätten sie auf dieses Ereignis hin auferlegt. Der Auftritt barg die Chance, Sprungbrett auf größere Bühnen zu sein, vielleicht sogar einen Plattenvertrag zu ergattern. Der Bus stand gepackt in Worms, als die Absage kam. Wegen Unwettern wurde das Festival abgebrochen. Dass es aber überhaupt zu dem Angebot kam, bei Rock am Ring zu spielen, empfand Joleen schon als Bestätigung. Dabei hatten sie „Rock’n’Mendig“, den Talentwettbewerb im Vorfeld von Rock am Ring 2015, nicht gewonnen. Der Sieger hatte das Ticket für Rock am Ring sicher. Aber noch auf der Bühne kam Lieberberg zu ihnen und unterbreitete das Angebot. „Unsere Freunde und Familien vor der Bühne wussten gar nicht, warum wir uns so freuten, obwohl wir den Sieg bei dem Wettbewerb verpasst hatten“, erzählt Timo Hübner. 2016 nutzte Joleen noch für einige Auftritte: bei Rockbuster in Koblenz und Rock im Park Nürnberg. „Dieses Jahr haben wir uns ein wenig rausgenommen.“ Die Band will weiter an ihrer Professionalität feilen. Was wäre wenn? „Wenn die Möglichkeit bestünde, Musik professionell zu betreiben, ich denke, wir würden alle zugreifen“, sagt Schwöbel. Joleen, dazu gehören heute der 28-jährige Frank Schwöbel aus Frankenthal (Gesang und Gitarre), der 29-jährige Christopher Tautz aus Landau (Gitarre), Timo Hübner, 28 (Bass), Simon Wittner, 29, (Gitarre) – beide aus Worms –, sowie Nico Vaeen, 24, aus Eschborn (Schlagzeug). Zwei von ihnen besuchten das Gauß-Gymnasium, zwei das Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms. Und damals vor zehn Jahren hat auch alles angefangen als Schülerband unter dem Namen Stereoswitch. Die Jungs experimentierten sich durch die Genres, auch Punk haben sie ausprobiert. „Da haben wir aber schnell gemerkt, dass wir das alle nicht sind“, sagt Schwöbel, der in Frankenthal lebt und im Veranstaltungsmanagement im Wormser Theater arbeitet. Verschlissen hat die Formation einige Schlagzeuger. Aber keiner ist im Unfrieden geschieden. Tobias Lenzinger eröffnete beispielsweise in Worms eine Musikschule. Dann bearbeitete David Panzer, ein studierter Schlagwerker, die Felle bis es ihn ins Orchester zog. Der Wormser ist heute erster Schlagzeuger der Badischen Staatskapelle. Lässt sich der Erfolg einer Band marketingtechnisch kalt durchstylen? Die fünf Jungs von Joleen glauben inzwischen daran. 2014 war die Band an einem Punkt, sich neu, sich professioneller aufstellen zu wollen – unter neuem Namen. Denn Stereoswitch sei in diversen Berichten verunstaltet worden. Sie fragten sich, was sich ein Mann im leicht angetrunkenen Zustand noch merken kann? „Da kam ein höchstens zweisilbiger Frauenname in Betracht“, so Schwöbel. „Wir haben uns mit einem Buch mit englischen Frauenvornamen in eine Kneipe gesetzt und sind an Joleen hängen geblieben.“ Als dann The BossHoss im gleichen Jahr mit dem Titel Jolene herauskam, wertete die Wormser Formation das als kostenlose Promotion – Hübner amüsiert das immer noch. „Jeder hat uns mit diesem Titel verbunden.“ Den Song will Joleen aber nicht covern. „Das wäre zu viel“, meint Hübner. Auch, weil sie wenig mit den Country-Rock’n’Rollern gemeinsam hätten: „Wir sind nicht tätowiert. Es gibt auch keine Bierflaschen im Proberaum.“ Mit Simon Wittner wurde ein dritter Gitarrist geholt. „Das haben ganz wenige Bands. Das ist eines unserer Alleinstellungsmerkmale“, sagt Schwöbel. Der Hintergrund: Schwöbel soll in den Strophen mehr Konzentration auf den Gesang legen können. In den Refrains greift er dann selbst in die Gitarre. Das gebe dann noch einmal den richtigen Wumms. Auch wenn heute alles ein wenig glatter ist, die „Sau rauslassen“ wollen sie musikalisch weiter. Kreativer Kopf der Truppe ist Florian Schwöbel. 60, 70 Songs habe er in der Schublade, viele davon würden aber nicht rauskommen. Was Joleen heute ins Repertoire aufnehme, müsse zu 100 Prozent stimmen, mit dem müssten sich alle identifizieren. „Qualität geht vor Quantität“, sagt Schwöbel. So sind sie derzeit mit einem Programm von 45 Minuten zufrieden, mit dem sie gut als Vorgruppe auftreten könnten. Termin Nächster Auftritt: 11. März, 20 Uhr, im Irish House in Kaiserslautern. Infos im Internet unter www.joleen.eu.

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